Since ancient times the orchid has been a source of fascination and inspiration - not just for horticulturalists but for artists, writers, historians, and other drawn to their mysterious beauty and unparalleled variety. Collected by one of America's foremost orochid experts, this treasury of fifty antique orchid illustrations offers an cultural history of the flower als well als sublime reproductions by famous botanical artists.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2002Das stille Leben der Disa Uniflora
Spätestens seit Alfred Döblins Erzählung von der „Ermordung einer Butterblume” wissen wir, dass Blumen eine Seele, eine Identität und natürlich auch einen Namen haben. Döblins Butterblume trug den Namen Ellen. Wahrhaft schrecklich muss das Erlebnis des einsamen Mörders gewesen sein, verklingt doch die Erzählung mit seinem irren Gelächter. So weit kann es kommen, wenn man eine Blume liebt, von einem Rankwerk besessen ist.
In Jack Kramers Band „A Passion for Orchids. The Most Beautiful Orchid Portraits and their Artists” (Photography by Eric Strachan, Prestel Verlag , München 2002. 128 Seiten, 29, 95 Euro) ist die Gattung der Orchidee das Objekt der Begierde. Freilich ist die Orchidee in ihrer verführerisch-exotischen Pracht dem niederen Wald-und-Wiesen-Charme der Butterblume weit überlegen. Und so hören die hier Portraitierten nicht auf einen so profanen Namen wie Ellen. Die Familie der Orchideen ist weitaus exzentrischer. „Calanthe Vestita”, „Sobralla Macrantha”, „Peristeri” oder „Cattleya Intermedia” heißen diese aparten Geschöpfe. Unsere Abbildung zeigt die aus Südafrika stammende „Disa Uniflora”. Wegen ihrer ungewöhnlichen roten Farbe wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts berühmt und in vielen Zeitschriften portraitiert.
Seit britische Forscher im Jahr 1731 von ihren Weltumsegelungen mit der Orchidee heimgekehrt waren, haben diese Schönen die Herzen der Europäer bestrickt und nie mehr freigegeben. Als die Nachfrage ins Unermessliche stieg, erfand man die Orchideenjagd. Man hat viele Strapazen auf sich genommen, Berge bezwungen, Wüsten durchwandert, den Dschungel durchstreift, um noch eines der heißbegehrten Pflänzchen finden, besitzen, anbeten und schließlich zeichnen zu können. Einige der Jäger und Sammler sollten nie von ihrer Reise heimkehren. Doch die, die den heimatlichen Hafen wieder erreichten, waren sehr fleißig und haben uns eine ganze Reihe wunderbarer Zeichnungen hinterlassen.
Wie groß muss die Liebe gewesen sein, dem Wesen dieser Pflanzen auf die Spur zu kommen. Die Besessenheit geht so weit, dass der Freund der Pflanze jedes Blatt, jede Blüte, jeden Kelch künstlerisch nachzuformen versucht. Bis zur perfekten zweidimensionalen Kopie. „Oh du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!” könnte jeder der hier versammelten Zeichner ausgesprochen haben. In einer Zeit, die ohne einen Fotoapparat auskam. So täuschend echt sehen diese kleinen Kunststücke der obsessiven Zeichenkunst aus. Und wofür das alles? Um immer das Portrait der Geliebten betrachten zu können: Diese Blumen können nicht mehr welken.
YVONNE GEBAUER
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Spätestens seit Alfred Döblins Erzählung von der „Ermordung einer Butterblume” wissen wir, dass Blumen eine Seele, eine Identität und natürlich auch einen Namen haben. Döblins Butterblume trug den Namen Ellen. Wahrhaft schrecklich muss das Erlebnis des einsamen Mörders gewesen sein, verklingt doch die Erzählung mit seinem irren Gelächter. So weit kann es kommen, wenn man eine Blume liebt, von einem Rankwerk besessen ist.
In Jack Kramers Band „A Passion for Orchids. The Most Beautiful Orchid Portraits and their Artists” (Photography by Eric Strachan, Prestel Verlag , München 2002. 128 Seiten, 29, 95 Euro) ist die Gattung der Orchidee das Objekt der Begierde. Freilich ist die Orchidee in ihrer verführerisch-exotischen Pracht dem niederen Wald-und-Wiesen-Charme der Butterblume weit überlegen. Und so hören die hier Portraitierten nicht auf einen so profanen Namen wie Ellen. Die Familie der Orchideen ist weitaus exzentrischer. „Calanthe Vestita”, „Sobralla Macrantha”, „Peristeri” oder „Cattleya Intermedia” heißen diese aparten Geschöpfe. Unsere Abbildung zeigt die aus Südafrika stammende „Disa Uniflora”. Wegen ihrer ungewöhnlichen roten Farbe wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts berühmt und in vielen Zeitschriften portraitiert.
Seit britische Forscher im Jahr 1731 von ihren Weltumsegelungen mit der Orchidee heimgekehrt waren, haben diese Schönen die Herzen der Europäer bestrickt und nie mehr freigegeben. Als die Nachfrage ins Unermessliche stieg, erfand man die Orchideenjagd. Man hat viele Strapazen auf sich genommen, Berge bezwungen, Wüsten durchwandert, den Dschungel durchstreift, um noch eines der heißbegehrten Pflänzchen finden, besitzen, anbeten und schließlich zeichnen zu können. Einige der Jäger und Sammler sollten nie von ihrer Reise heimkehren. Doch die, die den heimatlichen Hafen wieder erreichten, waren sehr fleißig und haben uns eine ganze Reihe wunderbarer Zeichnungen hinterlassen.
Wie groß muss die Liebe gewesen sein, dem Wesen dieser Pflanzen auf die Spur zu kommen. Die Besessenheit geht so weit, dass der Freund der Pflanze jedes Blatt, jede Blüte, jeden Kelch künstlerisch nachzuformen versucht. Bis zur perfekten zweidimensionalen Kopie. „Oh du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!” könnte jeder der hier versammelten Zeichner ausgesprochen haben. In einer Zeit, die ohne einen Fotoapparat auskam. So täuschend echt sehen diese kleinen Kunststücke der obsessiven Zeichenkunst aus. Und wofür das alles? Um immer das Portrait der Geliebten betrachten zu können: Diese Blumen können nicht mehr welken.
YVONNE GEBAUER
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