The Middle East has long been a region of rival religions, ideologies, nationalisms, and ambitions. All of these conflicts - including the hostilities between Arabs and Israelis, and the violent challenges posed by Iraq's competing sects - are rooted in the region's political inheritance: the arrangements, unities, and divisions imposed by the Allies after the First World War.
In "A Peace to End All Peace", David Fromkin reveals how and why the Allies drew lines on an empty map that remade the geography and politics of the Middle East. Focusing on the formative years of 1914 to 1922, when all seemed possible, he delivers in this sweeping and magisterial book the definitive account of this defining time, showing how the choices narrowed and the Middle East began along a road that led to the conflicts and confusion that continue to this day.
A new afterword from Fromkin, written for this edition of the book, includes his invaluable, updated assessment of this region of the world today, and on what this history has to teach us.
In "A Peace to End All Peace", David Fromkin reveals how and why the Allies drew lines on an empty map that remade the geography and politics of the Middle East. Focusing on the formative years of 1914 to 1922, when all seemed possible, he delivers in this sweeping and magisterial book the definitive account of this defining time, showing how the choices narrowed and the Middle East began along a road that led to the conflicts and confusion that continue to this day.
A new afterword from Fromkin, written for this edition of the book, includes his invaluable, updated assessment of this region of the world today, and on what this history has to teach us.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2013Der Friede, der allen Frieden beendete
Die Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg erklärt viele Konflikte im Nahen Osten
Auch wenn der amerikanische Historiker David Fromkin seine Monographie über den "Frieden, der allen Frieden beendet" bereits 1989 geschrieben hat, sollte sie heute wieder zur Hand genommen werden. Erschienen war sie im Jahr des Falls der Berliner Mauer. Fromkin lenkt die Aufmerksamkeit auf eine ähnlich epochale Erschütterung, die sich am Ende des Ersten Weltkriegs zugetragen hatte: den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, den Untergang der vormodernen Ordnung im Orient und die Entstehung des Nahen Ostens, wie wir ihn heute kennen. Der Titel des Buches geht auf Äußerungen eines britischen Offiziers zurück: dass der Krieg, der künftige Kriege verhindern sollte, in einer Friedensregelung mündete, die nicht von Dauer sein konnte - und es in jenem Teil der Welt bis heute nicht ist.
Im neunzehnten Jahrhundert waren die westeuropäischen Mächte darauf bedacht, den "kranken Mann am Bosporus" am Leben zu erhalten, um ein Vordringen Russlands bis nach Konstantinopel und an die Meerengen zu verhindern. Die Bemühungen der Sultane, durch Reformen Anschluss an den europäischen Fortschritt zu finden, hatten vor allem den Franzosen und Briten einzigartige Möglichkeiten geboten, sich in die inneren Angelegenheiten des maroden Reiches einzumischen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatten die damals regierenden Jungtürken aber heimlich einen Pakt mit Berlin geschlossen. Britische Diplomaten und Offiziere schmiedeten nun Pläne zur Zerschlagung des osmanischen Vielvölkerstaats.
Über Ägypten herrschten die Osmanen seit Napoleons Intervention von 1798 nicht mehr. Dort regierte bis zu seiner Ernennung zum Kriegsminister im August 1914 Lord Kitchener als britischer Vizekönig. Von ihm und seinen Leuten stammte die Idee, den Großscherifen von Mekka und Medina, Hussein, zur Galionsfigur einer arabischen Rebellion aufzubauen. Alle Provinzen mit einer Arabisch sprechenden Bevölkerung sollten aus dem Osmanischen Reich herausgebrochen und indirekter britischer Herrschaft unterstellt werden. Dass die Araber in der Lage seien, sich selbst zu regieren, traute man ihnen nicht zu.
Im Sommer 1917 marschierte General Sir Edmund Allenby von Ägypten aus mit einem Expeditionskorps zunächst auf Jerusalem und dann auf Damaskus. Schon im Frühjahr hatten britisch-indische Truppen Basra und Bagdad erobert. Faisal, der Sohn des Scherifen Hussein, traf, anders als geplant, mit seinen bewaffneten Reitern erst nach Allenby in Damaskus ein. Der vagen Zusage, dass er künftig ein großsyrisches Staatengebilde regieren werde, stand ein britisch-französisches Geheimabkommen entgegen, in dem Sir Mark Sykes und François Georges-Picot schon 1916 künftige Interessensphären und die Grenzen davon abgesteckt hatten. Als Faisal sich 1920 zum König Syriens ausrufen ließ, wurde er von französischen Truppen vertrieben. Dann setzten ihn die Briten als König des Iraks ein.
Sein Bruder Hussein wurde mit Gebieten östlich des Jordans abgefunden. In einem zunächst ebenfalls geheim gehaltenen Schreiben - der "Balfour Declaration" - hatte die britische Regierung 1917 versprochen, sich in Palästina für die Schaffung einer "nationalen Heimstatt für das jüdische Volk" einzusetzen. Selbst bei dieser noblen Geste spielte indes geostrategisches Kalkül eine bedeutende Rolle: Die Sicherheit der See- und Landwege nach Indien war für die Briten ein wichtiger Grund, über diese Region die Kontrolle zu behalten. Und die jüdischen Siedler galten ihnen als besonders verlässliche Partner.
Fromkin erzählt diese Geschichte(n) nah an den zeitgenössischen Quellen und mit viel Liebe für anekdotische Details. Er nimmt seine Leser an eine Vielzahl historischer Schauplätze mit, lässt sie teilhaben an den vorwiegend aus britischer Sicht beschriebenen Interessenkonflikten und Intrigen. Sein Buch, das lange vergriffen war und seit 2009 in einer Taschenbuchausgabe vorliegt, ist keine gelehrte Abhandlung, sondern eine breit angelegte, spannend zu lesende Darstellung fast vergessener und dennoch nachwirkender Ereignisse. Wie damals geht es bei den heutigen Kriegen und Konflikten in der Region nicht nur um das Schicksal der dort lebenden Menschen, sondern ebenso um die nationalen oder geopolitischen Interessen fremder Mächte. Auch deshalb gibt es keinen Frieden. Mittlerweile scheint sogar fraglich, ob einige der vor einem Jahrhundert geschaffenen Staaten in den damals gezogenen Grenzen Bestand haben werden.
HORST BACIA
David Fromkin: A Peace to End All Peace. The Fall of the Ottoman Empire and the Creation of the Modern Middle East. 20th Anniversary Edition, Henry Holt and Co., New York. 688 Seiten, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg erklärt viele Konflikte im Nahen Osten
Auch wenn der amerikanische Historiker David Fromkin seine Monographie über den "Frieden, der allen Frieden beendet" bereits 1989 geschrieben hat, sollte sie heute wieder zur Hand genommen werden. Erschienen war sie im Jahr des Falls der Berliner Mauer. Fromkin lenkt die Aufmerksamkeit auf eine ähnlich epochale Erschütterung, die sich am Ende des Ersten Weltkriegs zugetragen hatte: den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, den Untergang der vormodernen Ordnung im Orient und die Entstehung des Nahen Ostens, wie wir ihn heute kennen. Der Titel des Buches geht auf Äußerungen eines britischen Offiziers zurück: dass der Krieg, der künftige Kriege verhindern sollte, in einer Friedensregelung mündete, die nicht von Dauer sein konnte - und es in jenem Teil der Welt bis heute nicht ist.
Im neunzehnten Jahrhundert waren die westeuropäischen Mächte darauf bedacht, den "kranken Mann am Bosporus" am Leben zu erhalten, um ein Vordringen Russlands bis nach Konstantinopel und an die Meerengen zu verhindern. Die Bemühungen der Sultane, durch Reformen Anschluss an den europäischen Fortschritt zu finden, hatten vor allem den Franzosen und Briten einzigartige Möglichkeiten geboten, sich in die inneren Angelegenheiten des maroden Reiches einzumischen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatten die damals regierenden Jungtürken aber heimlich einen Pakt mit Berlin geschlossen. Britische Diplomaten und Offiziere schmiedeten nun Pläne zur Zerschlagung des osmanischen Vielvölkerstaats.
Über Ägypten herrschten die Osmanen seit Napoleons Intervention von 1798 nicht mehr. Dort regierte bis zu seiner Ernennung zum Kriegsminister im August 1914 Lord Kitchener als britischer Vizekönig. Von ihm und seinen Leuten stammte die Idee, den Großscherifen von Mekka und Medina, Hussein, zur Galionsfigur einer arabischen Rebellion aufzubauen. Alle Provinzen mit einer Arabisch sprechenden Bevölkerung sollten aus dem Osmanischen Reich herausgebrochen und indirekter britischer Herrschaft unterstellt werden. Dass die Araber in der Lage seien, sich selbst zu regieren, traute man ihnen nicht zu.
Im Sommer 1917 marschierte General Sir Edmund Allenby von Ägypten aus mit einem Expeditionskorps zunächst auf Jerusalem und dann auf Damaskus. Schon im Frühjahr hatten britisch-indische Truppen Basra und Bagdad erobert. Faisal, der Sohn des Scherifen Hussein, traf, anders als geplant, mit seinen bewaffneten Reitern erst nach Allenby in Damaskus ein. Der vagen Zusage, dass er künftig ein großsyrisches Staatengebilde regieren werde, stand ein britisch-französisches Geheimabkommen entgegen, in dem Sir Mark Sykes und François Georges-Picot schon 1916 künftige Interessensphären und die Grenzen davon abgesteckt hatten. Als Faisal sich 1920 zum König Syriens ausrufen ließ, wurde er von französischen Truppen vertrieben. Dann setzten ihn die Briten als König des Iraks ein.
Sein Bruder Hussein wurde mit Gebieten östlich des Jordans abgefunden. In einem zunächst ebenfalls geheim gehaltenen Schreiben - der "Balfour Declaration" - hatte die britische Regierung 1917 versprochen, sich in Palästina für die Schaffung einer "nationalen Heimstatt für das jüdische Volk" einzusetzen. Selbst bei dieser noblen Geste spielte indes geostrategisches Kalkül eine bedeutende Rolle: Die Sicherheit der See- und Landwege nach Indien war für die Briten ein wichtiger Grund, über diese Region die Kontrolle zu behalten. Und die jüdischen Siedler galten ihnen als besonders verlässliche Partner.
Fromkin erzählt diese Geschichte(n) nah an den zeitgenössischen Quellen und mit viel Liebe für anekdotische Details. Er nimmt seine Leser an eine Vielzahl historischer Schauplätze mit, lässt sie teilhaben an den vorwiegend aus britischer Sicht beschriebenen Interessenkonflikten und Intrigen. Sein Buch, das lange vergriffen war und seit 2009 in einer Taschenbuchausgabe vorliegt, ist keine gelehrte Abhandlung, sondern eine breit angelegte, spannend zu lesende Darstellung fast vergessener und dennoch nachwirkender Ereignisse. Wie damals geht es bei den heutigen Kriegen und Konflikten in der Region nicht nur um das Schicksal der dort lebenden Menschen, sondern ebenso um die nationalen oder geopolitischen Interessen fremder Mächte. Auch deshalb gibt es keinen Frieden. Mittlerweile scheint sogar fraglich, ob einige der vor einem Jahrhundert geschaffenen Staaten in den damals gezogenen Grenzen Bestand haben werden.
HORST BACIA
David Fromkin: A Peace to End All Peace. The Fall of the Ottoman Empire and the Creation of the Modern Middle East. 20th Anniversary Edition, Henry Holt and Co., New York. 688 Seiten, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main