Als ebenso eigenwillige wie beeindruckende Autobiographie in Bildern könnte man dieses Buch der amerikanischen Photographin Annie Leibovitz bezeichnen. "A Photographer's Life" ist zu gleichen Teilen Familienalbum, Werkschau und persönliches Tagebuch der letzten fünfzehn Jahre. Photos aus ihrem Privatleben und professionelle Arbeiten - insgesamt 300 teils farbige, teils schwarzweiße Aufnahmen, durchsetzt mit Kontaktbögen - fügen sich nahtlos zu einer Chronik der Ereignisse, der offiziellen Aufträge und privaten Erlebnisse. Der langjährigen Beziehung mit Susan Sontag, die 2004 an Krebs starb, setzt Leibovitz hier ein einzigartiges Denkmal mit Bildern von gemeinsamen Reisen nach Sarajewo, Venedig, Berlin, Kyoto oder Kairo, von Treffen mit Freunden, vom Abschied. Ihren Eltern und der von Jahr zu Jahr wachsenden Verwandtschaft sind wunderbare Sequenzen von Familienfesten und Ausflügen ans Meer gewidmet. Bewegende Bilder vom Tod des Vaters stehen Aufnahmen von der Geburt ihrer drei Töchter gegenüber. Und unvermittelt sieht man sich immer wieder mit Prominenz konfrontiert, die Annie Leibovitz so unnachahmlich ins Bild zu setzen versteht: Bill Clinton im Oval Office, George W. Bush und seine Crew - das offizielle Gruppenportrait -, Nelson Mandela in Soweto, die hochschwangere Demi Moore, Jack Nicholson am Mulholland Drive, William Burroughs in Kansas, Agnes Martin in Taos, New Mexico ...
Den einführenden Text zu dieser außergewöhnlichen Mischung aus Glamour, Emotion und Professionalität schrieb Annie Leibovitz selbst.
Den einführenden Text zu dieser außergewöhnlichen Mischung aus Glamour, Emotion und Professionalität schrieb Annie Leibovitz selbst.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2006Was bleibt
Der neue Bildband der Starfotografin Annie Leibovitz erzählt von ihrem eigenen Leben - und damit auch von Susan Sontag und deren Tod
Ihr jüngstes Werk ist gerade auf dem Titel der Oktoberausgabe der amerikanischen "Vanity Fair" zu sehen, es ist, das gleich vorweg, nicht ihr bestes. Zu sehen sind Tom Cruise und Katie Holmes und deren kleine Tochter Suri, ein typisches Babyfoto, die stolzen Eltern, das süße Kind, natürlich fabelhaft in Szene gesetzt, mit perfektem Licht, makellos retuschierten Gesichtern und in seiner Gesamtkomposition harmonisch wie ein Heiligengemälde. Du meine Güte, entgegnete Annie Leibovitz vor kurzem einer amerikanischen Journalistin, als diese sie für dieses arg konventionelle Foto kritisierte, du meine Güte, es ist ein Babyfoto, und Babyfotos sind so.
Dabei weiß sie es besser. Ihren neuen Fotoband hat Annie Leibovitz sich selbst gewidmet, ihrem eigenen Leben vielmehr: "A Photographer's Life" heißt er, umfaßt Fotografien aus den Jahren 1990 bis 2005, und die Babyfotos, die darin zu sehen sind, sind Welten entfernt von der properen Harmlosigkeit ihres Cruise-Holmes-Covers: Ihre Tochter Sarah Cameron Leibovitz kam am 16. Oktober 2001 per Kaiserschnitt zur Welt, auf den ersten Bildern, die es von ihr gibt, ist viel Blut zu sehen, chirurgisches Besteck, ein verschmiertes Neugeborenes mit eben durchtrennter Nabelschnur. Es sind Schwarzweißfotos, aufgenommen von einer Ärztin und anderen Personen, die während der Geburt zugegen waren - die Fotos, die Annie Leibovitz während des Geburtsvorgangs selbst geschossen hatte, und sie hatte tatsächlich auch in diesem Moment eine Kamera zwischen sich und der Welt, erwiesen sich alle als verwackelt.
Ein paar Doppelseiten später werden wir die Frau tot sehen, die das Baby als erste in Armen hielt: Susan Sontag, die große amerikanische Denkerin und Schriftstellerin, seit den späten achtziger Jahren Lebensmensch von Leibovitz, um in Ermangelung eines besseren diesen Ausdruck von Thomas Bernhard zu gebrauchen. Wir sehen sie aufgebahrt im Leichenschauhaus, die Haut an den Armen an einigen Stellen schon dunkel verfärbt; etwas später sehen wir auch den Vater von Annie Leibovitz tot, der nur wenige Wochen nach Susan Sontag starb. Und nichts könnte weiter entfernt sein von den Bildern, für die Annie Leibovitz berühmt ist, als diese privaten Aufnahmen, die leise und zart, wie auf Zehenspitzen, um die Toten nicht zu stören, von der Zerbrechlichkeit des Lebens erzählen.
Sie ist die bedeutendste Ikonographin der amerikanischen Popkultur, ihre Bilder von der hochschwangeren, nackten Demi Moore, von Whoopie Goldberg in einer Badewanne voll Milch oder, das wohl berühmteste, vom nackten John Lennon, der sich im Liegen an eine ganz in Schwarz gekleidete Yoko Ono klammert (aufgenommen am Tag, bevor er erschossen wurde), sind längst Teil unserer kollektiven Erinnerung. Sie ist bekannt für ihre gründliche Vorbereitung - wenn sie einen Schriftsteller porträtiert, liest sie seine Werke, bevor sie Barischnikow fotografiert, sieht sie ihn tanzen, und dann wird alles bis ins letzte Detail inszeniert, Licht, Kulisse, Requisite, Kostüm. Für die ersten Aufnahmen von Tom Cruise' Baby lebte sie zwei Wochen mit der jungen Familie auf deren Anwesen in Colorado. Leibovitz zeigt Menschen in ihrer öffentlichen Rolle; ihre Bilder von Präsidenten, Musikern, Schauspielern fangen die Essenz der öffentlichen Wahrnehmung der jeweiligen Person ein - und treiben sie auf die Spitze. Eine Ikone des Glamours wie Nicole Kidman scheint sich auf dem Porträt von Leibovitz beinahe aufzulösen in Gold, Licht und Glitter; Sylvester Stallone hat sie ohne Kopf fotografiert, nur Trizeps, Bizeps, Solarplexus; die aktuellen Machthaber im Weißen Haus, während des Afghanistan-Krieges zu einem düsteren Gruppenbild versammelt, sehen durch Leibovitz' Linse aus wie eine Bande skrupelloser Mafiosi.
Im Buch sind die opulent gestylten, pompös farbigen Hochglanz-Starporträts gegengeschnitten mit den auf 35-Millimeter-Schwarzweißfilm festgehaltenen persönlichen Momenten ihres Lebens, es wirkt wie der Gegensatz zwischen einem Big-Band-Konzert und einem Streichquartett. Zärtlich blickt sie auf die vielen Mitglieder ihrer Familie, vor allem ihre Mutter erscheint in liebevollem Licht: Eine offensichtlich sehr temperamentvolle, untersetzte ältere Dame, die tanzend, schwimmend, auf allen vieren, oft mit einem Enkelkind huckepack durch die Bilder tobt. Es gibt, das ist neu im Schaffen von Annie Leibovitz, Landschaftsaufnahmen. Schwarzweiß, fast verwischt, seltsam vorläufig wirkende Ansichten von Steinwüsten, Flüssen, dem Vesuv.
Und immer wieder Bilder von Susan Sontag. In einem Interview mit dem "Guardian" hat Leibovitz neulich über ihre Verbindung gesprochen. Wörter wie "Begleiterin" oder "Partnerin" seien nicht in ihrem Vokabular gewesen, sagte sie: "Wir waren zwei Menschen, die sich gegenseitig durchs Leben halfen. Das Wort, das es am ehesten trifft, ist wohl ,Freundin'."
Sie reisten zusammen - nach Venedig, Berlin oder Mexiko, nach Ägypten und Sarajevo, wo Leibovitz eine Reportage über den Krieg machte. In Manhattan wohnten sie in zwei Apartments, die einander gegenüber lagen. Sontag habe sie angespornt, besser zu sein, schreibt Leibovitz im Vorwort. Und die jüngere half der älteren schließlich in den Tod, begleitete sie durch eine erste Krebserkrankung, die geheilt werden konnte, und durch die zweite, dokumentierte die Folgen der Krankheit mit der Kamera, den Verlust der berühmten schwarzweißen Haare, den ganzen schmerzhaften Prozeß, wie ein vertrauter Mensch sich aufzulösen beginnt und zuletzt unter einer Steinplatte auf dem Friedhof von Paris-Montparnasse liegt, derselbe Mensch, der eben noch, vor wenigen Jahren, ein paar Seiten weiter vorne, durch Long Island radelte, in Hotelzimmern las, schrieb, in einem Bärenkostüm auf das Jahr 2002 anstieß.
Susan Sontag starb, 71jährig, am 28. Dezember 2004. Fünf Monate später, im Mai 2005, wurde Annie Leibovitz erneut Mutter. Mit Hilfe einer Leihmutter kamen die Zwillinge Susan Anna und Samuelle Edith zur Welt, da ist Annie Leibovitz 55 Jahre alt. Und so erzählt dieses Buch von einem ungewöhnlichen Leben, von Leben und Tod überhaupt, und - auf den gelackten Hochglanzbildern der Schönen und Mächtigen - vom rührenden und hoffnungslosen Versuch, das Leben an- und den Tod aufzuhalten. Denn nichts anderes ist ja Fotografie. "Jede Fotografie ist eine Art memento mori", schrieb Susan Sontag in ihrem berühmten Essay "Über Fotografie" (1977): "Fotografieren bedeutet Teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen (oder Dinge). Eben dadurch, daß sie diesen einen Moment herausgreifen und erstarren lassen, bezeugen alle Fotografien das unerbittliche Verfließen der Zeit." Annie Leibovitz ist mit ihrem neuen Bildband eine besonders schöne Erinnerung daran geglückt.
JOHANNA ADORJÁN
Annie Leibovitz: "A Photographer's Life". Verlag Schirmer/Mosel. 472 Seiten, davon 343 Tafeln in Farbe und Duotone, 78 Euro. Erscheint am 27. Oktober.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der neue Bildband der Starfotografin Annie Leibovitz erzählt von ihrem eigenen Leben - und damit auch von Susan Sontag und deren Tod
Ihr jüngstes Werk ist gerade auf dem Titel der Oktoberausgabe der amerikanischen "Vanity Fair" zu sehen, es ist, das gleich vorweg, nicht ihr bestes. Zu sehen sind Tom Cruise und Katie Holmes und deren kleine Tochter Suri, ein typisches Babyfoto, die stolzen Eltern, das süße Kind, natürlich fabelhaft in Szene gesetzt, mit perfektem Licht, makellos retuschierten Gesichtern und in seiner Gesamtkomposition harmonisch wie ein Heiligengemälde. Du meine Güte, entgegnete Annie Leibovitz vor kurzem einer amerikanischen Journalistin, als diese sie für dieses arg konventionelle Foto kritisierte, du meine Güte, es ist ein Babyfoto, und Babyfotos sind so.
Dabei weiß sie es besser. Ihren neuen Fotoband hat Annie Leibovitz sich selbst gewidmet, ihrem eigenen Leben vielmehr: "A Photographer's Life" heißt er, umfaßt Fotografien aus den Jahren 1990 bis 2005, und die Babyfotos, die darin zu sehen sind, sind Welten entfernt von der properen Harmlosigkeit ihres Cruise-Holmes-Covers: Ihre Tochter Sarah Cameron Leibovitz kam am 16. Oktober 2001 per Kaiserschnitt zur Welt, auf den ersten Bildern, die es von ihr gibt, ist viel Blut zu sehen, chirurgisches Besteck, ein verschmiertes Neugeborenes mit eben durchtrennter Nabelschnur. Es sind Schwarzweißfotos, aufgenommen von einer Ärztin und anderen Personen, die während der Geburt zugegen waren - die Fotos, die Annie Leibovitz während des Geburtsvorgangs selbst geschossen hatte, und sie hatte tatsächlich auch in diesem Moment eine Kamera zwischen sich und der Welt, erwiesen sich alle als verwackelt.
Ein paar Doppelseiten später werden wir die Frau tot sehen, die das Baby als erste in Armen hielt: Susan Sontag, die große amerikanische Denkerin und Schriftstellerin, seit den späten achtziger Jahren Lebensmensch von Leibovitz, um in Ermangelung eines besseren diesen Ausdruck von Thomas Bernhard zu gebrauchen. Wir sehen sie aufgebahrt im Leichenschauhaus, die Haut an den Armen an einigen Stellen schon dunkel verfärbt; etwas später sehen wir auch den Vater von Annie Leibovitz tot, der nur wenige Wochen nach Susan Sontag starb. Und nichts könnte weiter entfernt sein von den Bildern, für die Annie Leibovitz berühmt ist, als diese privaten Aufnahmen, die leise und zart, wie auf Zehenspitzen, um die Toten nicht zu stören, von der Zerbrechlichkeit des Lebens erzählen.
Sie ist die bedeutendste Ikonographin der amerikanischen Popkultur, ihre Bilder von der hochschwangeren, nackten Demi Moore, von Whoopie Goldberg in einer Badewanne voll Milch oder, das wohl berühmteste, vom nackten John Lennon, der sich im Liegen an eine ganz in Schwarz gekleidete Yoko Ono klammert (aufgenommen am Tag, bevor er erschossen wurde), sind längst Teil unserer kollektiven Erinnerung. Sie ist bekannt für ihre gründliche Vorbereitung - wenn sie einen Schriftsteller porträtiert, liest sie seine Werke, bevor sie Barischnikow fotografiert, sieht sie ihn tanzen, und dann wird alles bis ins letzte Detail inszeniert, Licht, Kulisse, Requisite, Kostüm. Für die ersten Aufnahmen von Tom Cruise' Baby lebte sie zwei Wochen mit der jungen Familie auf deren Anwesen in Colorado. Leibovitz zeigt Menschen in ihrer öffentlichen Rolle; ihre Bilder von Präsidenten, Musikern, Schauspielern fangen die Essenz der öffentlichen Wahrnehmung der jeweiligen Person ein - und treiben sie auf die Spitze. Eine Ikone des Glamours wie Nicole Kidman scheint sich auf dem Porträt von Leibovitz beinahe aufzulösen in Gold, Licht und Glitter; Sylvester Stallone hat sie ohne Kopf fotografiert, nur Trizeps, Bizeps, Solarplexus; die aktuellen Machthaber im Weißen Haus, während des Afghanistan-Krieges zu einem düsteren Gruppenbild versammelt, sehen durch Leibovitz' Linse aus wie eine Bande skrupelloser Mafiosi.
Im Buch sind die opulent gestylten, pompös farbigen Hochglanz-Starporträts gegengeschnitten mit den auf 35-Millimeter-Schwarzweißfilm festgehaltenen persönlichen Momenten ihres Lebens, es wirkt wie der Gegensatz zwischen einem Big-Band-Konzert und einem Streichquartett. Zärtlich blickt sie auf die vielen Mitglieder ihrer Familie, vor allem ihre Mutter erscheint in liebevollem Licht: Eine offensichtlich sehr temperamentvolle, untersetzte ältere Dame, die tanzend, schwimmend, auf allen vieren, oft mit einem Enkelkind huckepack durch die Bilder tobt. Es gibt, das ist neu im Schaffen von Annie Leibovitz, Landschaftsaufnahmen. Schwarzweiß, fast verwischt, seltsam vorläufig wirkende Ansichten von Steinwüsten, Flüssen, dem Vesuv.
Und immer wieder Bilder von Susan Sontag. In einem Interview mit dem "Guardian" hat Leibovitz neulich über ihre Verbindung gesprochen. Wörter wie "Begleiterin" oder "Partnerin" seien nicht in ihrem Vokabular gewesen, sagte sie: "Wir waren zwei Menschen, die sich gegenseitig durchs Leben halfen. Das Wort, das es am ehesten trifft, ist wohl ,Freundin'."
Sie reisten zusammen - nach Venedig, Berlin oder Mexiko, nach Ägypten und Sarajevo, wo Leibovitz eine Reportage über den Krieg machte. In Manhattan wohnten sie in zwei Apartments, die einander gegenüber lagen. Sontag habe sie angespornt, besser zu sein, schreibt Leibovitz im Vorwort. Und die jüngere half der älteren schließlich in den Tod, begleitete sie durch eine erste Krebserkrankung, die geheilt werden konnte, und durch die zweite, dokumentierte die Folgen der Krankheit mit der Kamera, den Verlust der berühmten schwarzweißen Haare, den ganzen schmerzhaften Prozeß, wie ein vertrauter Mensch sich aufzulösen beginnt und zuletzt unter einer Steinplatte auf dem Friedhof von Paris-Montparnasse liegt, derselbe Mensch, der eben noch, vor wenigen Jahren, ein paar Seiten weiter vorne, durch Long Island radelte, in Hotelzimmern las, schrieb, in einem Bärenkostüm auf das Jahr 2002 anstieß.
Susan Sontag starb, 71jährig, am 28. Dezember 2004. Fünf Monate später, im Mai 2005, wurde Annie Leibovitz erneut Mutter. Mit Hilfe einer Leihmutter kamen die Zwillinge Susan Anna und Samuelle Edith zur Welt, da ist Annie Leibovitz 55 Jahre alt. Und so erzählt dieses Buch von einem ungewöhnlichen Leben, von Leben und Tod überhaupt, und - auf den gelackten Hochglanzbildern der Schönen und Mächtigen - vom rührenden und hoffnungslosen Versuch, das Leben an- und den Tod aufzuhalten. Denn nichts anderes ist ja Fotografie. "Jede Fotografie ist eine Art memento mori", schrieb Susan Sontag in ihrem berühmten Essay "Über Fotografie" (1977): "Fotografieren bedeutet Teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen (oder Dinge). Eben dadurch, daß sie diesen einen Moment herausgreifen und erstarren lassen, bezeugen alle Fotografien das unerbittliche Verfließen der Zeit." Annie Leibovitz ist mit ihrem neuen Bildband eine besonders schöne Erinnerung daran geglückt.
JOHANNA ADORJÁN
Annie Leibovitz: "A Photographer's Life". Verlag Schirmer/Mosel. 472 Seiten, davon 343 Tafeln in Farbe und Duotone, 78 Euro. Erscheint am 27. Oktober.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Dieses Buch sei eine "komponierte Totenklage" und zugleich "eine Feier des Lebens", schreibt eine zutiefst ergriffene, bewegte und begeisterte Rezensentin Susanne Mayer über Annie Leibovitz? Fotoerzählung ihres Lebens. Beim Ansehen der intensiven Fotos scheint sich auch die Frage der Rezensentin zu beantworten: "Wie ermittelt man die Essenz von Leben?" Im Zentrum sieht die Rezensentin den Tod der Leibovitz-Freundin Susan Sonntag. Besonders die Bilder ihres Sterbens loten aus Sicht der Rezensentin Fragen der Würde mit einer Tiefe aus, vor der ihrer Prognose nach vielen schwindeln wird. Hervorgegangen sei das Buch aus einer Broschüre mit Fotos aus dem gemeinsamen Leben zu Susan Sonntags Trauerfeier und sei dann, angereichert von Fotos des "vielköpfigen Leibovitz-Clans" und Hochglanz-Starporträts von Prominenten zu einem dreihundert Bilder zählenden Band angewachsen. Studien von Leben und Altern stünden hier neben den glatten Oberflächen "professionell arrangierter" Glücksillusionen. Bilder des Todes neben denen blühenden Lebens.
© Perlentaucher Medien GmbH
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