Als Burton G. Malkiel 1973 erstmals seinen Finanzratgeber „A Random Walk Down Wallstreet“ veröffentlichte, war das Medienecho groß. Seine Thesen lösten unter Finanzexperten in Wirtschaft und Wissenschaft heftige Diskussionen und Verunsicherung aus, denn Malkiel behauptete mit seiner
„Random-Walk-Theorie“, dass sich Aktienkurse nicht aus vergangenen Kursen vorhersagen ließen und die bekannten…mehrAls Burton G. Malkiel 1973 erstmals seinen Finanzratgeber „A Random Walk Down Wallstreet“ veröffentlichte, war das Medienecho groß. Seine Thesen lösten unter Finanzexperten in Wirtschaft und Wissenschaft heftige Diskussionen und Verunsicherung aus, denn Malkiel behauptete mit seiner „Random-Walk-Theorie“, dass sich Aktienkurse nicht aus vergangenen Kursen vorhersagen ließen und die bekannten Analysemethoden (fundamentale und technische) für die Prognose zukünftiger Kurse überbewertet seien. Folgerichtig gab es für ihn nur eine optimale Anlagestrategie, nämlich in einen breit gestreuten Indexfonds zu investieren und sich passiv an der Entwicklung des Index zu orientieren - sehr zum Ärger vieler aktiver Fondsmanager, die ihr Geschäftsmodell in Gefahr sahen. Erst drei Jahre nach Erscheinen des Buches legte Jack Bogle von Vanguard den ersten Indexfonds auf, in den die breite Öffentlichkeit investieren konnte.
Für die aktuelle Jubiläumsausgabe hat der inzwischen über 90-jährige Malkiel seinen Bestseller komplett überarbeitet, Grafiken und Tabellen aktualisiert, Thesen von damals überprüft und gegebenenfalls korrigiert und neue Trendthemen wie Bitcoins in seinen Finanzratgeber aufgenommen.
Das Buch ist in vier Teile gegliedert: Zunächst gibt Malkiel einen historischen Abriss über bisherige Crashs und deren Ursachen, bevor er sich kritisch mit der technischen und fundamentalen Analyse auseinandersetzt. Von der Charttechnik hält der Autor nichts, da sie keinen verlässlichen Erfolg bringe. Seine Kritik gefiel den technischen Analysten natürlich nicht und so hat Malkiel die Gegenargumente seiner Gegner aufgenommen und kommentiert. Herausgekommen ist eine sachliche Darstellung mit einer weiteren Entzauberung der Charttechniker. Aber auch die Fundamentalanalyse kann er nicht uneingeschränkt empfehlen, da auch hier Renditen und Wachstum nicht in die Zukunft projiziert werden können. Er zitiert Wissenschaftler, die sogar behaupten, dass ein Affe, der mit verbundenen Augen Dartpfeile auf eine Liste von Aktien wirft, ein erfolgreicheres Portfolio zusammenstellen kann als ein professioneller Portfoliomanager. Zusammenfassend gilt für Malkiel: Wenn man die Aktienkurse über einen beliebigen Zeitraum untersucht, wird man fast immer ein System finden, das funktioniert hat. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob die Strategie auch in einem anderen Zeitraum funktioniert hätte. Auch der fortgeschrittene Anleger erfährt hier viel Neues im Streit um die „richtige“ Analysemethode.
Im dritten Teil geht der Bestsellerautor wieder kritisch, aber sachlich der Frage nach, was von den neuen, modernen Portfoliotheorien wie Smart Beta, Risikoparität und ESG-Investing zu halten ist. Außerdem behandelt er das weite Themenfeld der Verhaltensökonomie, denn viele (oder gar alle) Anleger verhalten sich am Aktienmarkt alles andere als rational: sie überschätzen sich, sind stolz und voreingenommen, folgen dem Herdentrieb und haben eine Verlustaversion.
Der vierte Teil richtet sich vor allem an Einsteiger, die mit hilfreichen (wenn auch nicht neuen) Handlungsempfehlungen in die Lage versetzt werden sollen, sinnvolle und der Lebenssituation angepasste Finanzentscheidungen zu treffen und dabei vor allem in Indexfonds zu investieren. Für mich der schwächste Teil, da die Tipps teilweise sehr trivial sind (wie z. B. früh mit dem Geldsparen beginnen, Barreserven anlegen, eigene Anlageziele und Risikoprofil erarbeiten oder auf die Kosten achten) oder nur an der Oberfläche kratzen (z. B. ETF).
Ein weiterer Nachteil ist, dass steuerliche Themen – und das sind nicht wenige – nur in den USA gelten. Dies wird jedoch durch Fußnoten kenntlich gemacht.
Als Malkiel vor 50 Jahren zum ersten Mal seinen Random Walk vorstellte, erwies er sich als Visionär, und seine Theorien sind heute nicht mehr verpönt. Im Gegenteil: Indexfonds laufen aktiven Investmentfonds den Rang ab und die meisten Finanzratgeber empfehlen die Investition in breit gestreute Indexfonds zu investieren, die den gesamten Aktienmarkt abdecken und den Kern eines jeden Anlageportfolios bilden sollten. Einzig der Streit zwischen den Charttechnikern und den Fundamentalanalysten ist geblieben.
Für mich ein absolut lesenswertes Buch, auch wenn das letzte Kapitel etwas konkreter hätte ausfallen können.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)