Im 20. Jh wird Schrift vermehrt in Werke der Bildenden Kunst integriert. Mitunter wird sie dabei soweit unkenntlich gemacht, dass sie gänzlich von ihrer semantischen Funktion losgelöst erscheint. Welche Möglichkeiten der A-Semantisierung von Sprache in der Kunst gibt es und wo sind deren Ursprünge zu suchen? Einen entscheidenden Wendepunkt in der Korrelation von Schrift und Bild stellt das 19. Jh dar, in welchem sich die Kunst zunehmend von ihrer abbildenden Funktion löst. Im Zuge dessen nähern sich die beiden Gattungen Literatur und Bildende Kunst einander an. In den avantgardistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts werden die unterschiedlichen Ausprägungen dieser Gattungsüberschreitungen sichtbar. Entscheidend für die Künstler der zweiten Jahrhunderthälfte wird vor allem das Werk Paul Klees, das zwei große Tendenzen markiert, Schrift aus ihrer semantischen Bedeutung zu lösen: im Erfinden von Zeichen und Symbolen in Anlehnung an die Kalligrafie und in der Befreiung der Linie als gestische Schreibspur. Weitere Möglichkeiten der A-Semantisierung zeigen sich in den Werken von Gerhard Hoehme, Arnulf Rainer, Helmut Brandt, Roman Opalka und Carlfriedrich Claus.