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A ist eine attraktive junge Frau. B ist ihre Mitbewohnerin, die um jeden Preis so aussehen möchte wie A. C ist As Freund und schaut mit ihr am liebsten Haifisch-Dokumentationen oder Pornos. Als A eines Tages verschwindet, ahnen B und C nicht, dass sie sie womöglich nie wiedersehen werden.
A wie B und C erzählt mit scharfem Blick und hintergründigem Humor von unserer Obsession, perfekt zu sein: wie Realityshows, Werbung und abstruse Trends uns in Beschlag nehmen und zu Leibeigenen unserer Körper machen.

Produktbeschreibung
A ist eine attraktive junge Frau.
B ist ihre Mitbewohnerin, die um jeden Preis so aussehen möchte wie A.
C ist As Freund und schaut mit ihr am liebsten Haifisch-Dokumentationen oder Pornos. Als A eines Tages verschwindet, ahnen B und C nicht, dass sie sie womöglich nie wiedersehen werden.

A wie B und C erzählt mit scharfem Blick und hintergründigem Humor von unserer Obsession, perfekt zu sein: wie Realityshows, Werbung und abstruse Trends uns in Beschlag nehmen und zu Leibeigenen unserer Körper machen.
Autorenporträt
Kleeman, Alexandra
Alexandra Kleeman wurde 1986 in Boulder, Colorado, geboren und lebt heute in New York. Ihre Kurzgeschichten und Essays sind bereits in renommierten Zeitschriften wie »The Paris Review«, »Guernica«, »n+1« und »Zoetrope« erschienen. »A wie B und C« ist ihr erster Roman, für den sie mit dem Bard Fiction Prize 2016 ausgezeichnet wurde.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Man braucht starke Nerven, wenn Alexandra Kleeman über die Beschaffenheit von Hautfetzen, Zähnen und abgeschnittenen Haaren schreibt. Ihre Protagonistin A beobachtet alles ganz genau, denn sie fühlt sich fremd in dieser Welt, abgetrennt von den "Pfunden Materie", die in ihr leben. Ihre Mitbewohnerin B ist wie ein Geist, der A überall hin folgt. Eiskalt läuft es dem Leser den Rücken runter, wenn sie A berührt: "B legte ihre dünne Hand auf meine. Es fühlte sich an, als würde ein feuchtes Blatt an meiner Haut kleben", oder ihr ihren abgetrennten Zopf schenkt. A gruselt das alles. Aus Verzweiflung verspeist sie den Zopf und zerstört Bs Schminksachen. A scheint wehrlos in dieser Welt. Sie ist beschäftigt mit ihrer gefühlten eigenen Sinnlosigkeit. Ist sie bei ihrem Freund C, schauen sie beim Sex Pornos. Ist sie allein, konsumiert sie Werbespots, deren Nacherzählung unnötig viele Seiten dieses bizarren Romans füllen. Ein Spot, in dem es um einen rein chemisch hergestellten Kuchen geht - Kandy Kake -, hat sie so beeindruckt, dass sie einer Sekte beitritt, die sich hauptsächlich davon ernährt. Die Geschichte ist gewöhnungsbedürftig, die Figuren sonderbar, die Sprachkunst dafür absolut einzigartig.

© BÜCHERmagazin, Jeanne Wellnitz (jw)

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Marlene Halser freut sich, dass Alexandra Kleeman in ihrem dystopischen parabelhaften Roman mit dem Selbstoptimierungwahn ein Thema aufgreift, das viel zu selten ins Licht rückt. Wie die Autorin den Wahn einer WG-Genossin beschreibt, die ihrer Mitbewohnerin immer ähnlicher zu werden versucht, die Story dann Fahrt aufnehmen lässt, um immer neue Pathologien der Moderne zu schildern und in eine dezidierte Konsumkritik münden zu lassen, trifft laut Halser ins Schwarze. Die Frage, was normal ist in unserer Gesellschaft, umkreist die US-amerikanische Autorin in ihrem "abgedrehten" Roman für Halser in gewinnbringender Weise.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2016

Girls, Girls, Girls
Kosmetik, Konsum und Körperpanik: Die 29-jährige amerikanische Autorin Alexandra Kleeman
und ihr gefeierter Debütroman „A wie B und C“ – eine Dystopie für ihre Generation
VON MEREDITH HAAF
Jeder, der schon mit einer gelebt hat, weiß, dass die meisten Frauen Aufmerksamkeitsmonster sind. Es ist unmöglich mit einer Frau zusammen zu wohnen und einen Kater, einen Liebeskummer oder eine Kosmetikroutine zu haben, ohne, dass sie Stellung dazu und Anteil daran nimmt. Man kann nicht einmal alleine menstruieren – aus der Anthropologie ist bekannt, dass sich bei Frauen, die sich eine Wohnung teilen, innerhalb weniger Monate der Zyklus anpasst. Nirgends gedeihen Störungen in Essverhalten und Körper-Selbstwahrnehmung so prächtig wie da, wo Frauen in ihren Zwanzigern zusammen leben, einander beobachten und sich naturgemäß irgendwann gegenseitig imitieren.
  Völlig einleuchtend also, einen dystopischen Identitäts-Thriller in einer Frauen-WG beginnen zu lassen, wie es Alexandra Kleeman in ihrem Debütroman „A wie B und C“ tut. Die Autorin ist 29 Jahre alt und lebt in New York City, ihre Texte erschienen bereits in prestigeträchtigen Magazinen wie Harpers, n+1 und dem New Yorker. Die amerikanischen Kritiker feierten „You too can have a body like mine“, so der Originaltitel ihres Romans, was auf deutsch „Auch du kannst einen Körper wie meinen haben“ heißt. Umso rätselhafter die Entscheidung des Schweizer Verlags für den etwas schwachatmigen deutschen Alternativtitel. Denn Kleemans hochintelligenter Roman handelt vor allem von den Begehrlichkeiten, der Bedrängnis und der Not, die mit dem Körper in der modernen Welt einhergehen.
  Ich-Erzählerin A lebt mit ihrer Freundin B zusammen, die ihr auf unheimliche Weise ähnlich sieht: „Wenn man uns auf eine Liste von Adjektiven reduzieren würde, käme bei uns beiden wohl fast das Gleiche heraus.“ Die Frauen, beide blass, dünn, brünett, halten sich vor allem zu Hause und vor dem Fernseher auf. Während A wenigstens einem Job als Schlussredakteurin nachgeht und eine Beziehung zu einem Mann namens C pflegt, scheint Bs einziger Lebensinhalt darin zu bestehen, A möglichst nahe zu kommen.
  In der Wohnung folgt sie A überall hin, beobachtet sie beim Essen, schaltet in ihrem Zimmer dieselben Sendungen ein, die A gerade im Fernsehen guckt und beginnt, sich wie sie zu schminken. Kleeman beschreibt mit geradezu schmerzhafter Genauigkeit die gegenseitige Demütigung der Überidentifikation, die beide Frauen betreiben. „Je mehr wir uns sahen, desto mehr vermisste mich B. Unter ihrem Blick spürte ich ständig die Last meiner eigenen Gegenwart und wurde es langsam leid (. . .) und wartete deshalb jeden Tag ein wenig länger, bevor ich aus meinem Zimmer kam. Ich zögerte es hinaus, mein Lebenskonstrukt wieder zu betreten.“
  Drei Tage in der Woche verbringt A mit C, ihrem Freund. Mit ihm sitzt sie inmitten einer gewaltigen DVD-Sammlung auf einem großen Sofa und guckt im Fernsehen die Haifischdokus und Gameshows, die er so mag. C ruht in seiner männlichen Selbstsicherheit wie ein dicker Kater in der Sonne. Er ist „richtig gut im Fernsehen“, er „passte zu seinem Leben und in seine Zeit.“ As Beunruhigung über Bs Versuche, ihr immer ähnlicher zu sehen, wiegelt er ab: „Sieh dich als Originalprodukt, und sie ist die Franchise-Nehmerin.“ Beim Sex lässt er Pornos laufen, was A sich in klassischer weiblicher Anpassungsakrobatik als philosophische Geste zurecht legt: „Er verstärkte den Augenblick, indem er Fantasie auf Realität auf Fantasie auf Realität schichtete. Jedes Paar, das in der Gegenwart aufeinander fixiert war, war auf dem Weg zu einer totgelaufenen Beziehung. Er bevölkerte den Akt wieder, damit wir in ihm nicht so alleine waren.“
  Das ist hoch unterhaltsame und zugleich theoretisch anspruchsvolle Gegenwartskritik und es sind genau solche Passagen, durchdrungen von Deleuzescher Theorie und zugleich völlig nachfühlbar, wegen denen Kleemans Buch so dringend lesenswert ist. Sicher: Rein erzählerisch wünscht man sich manchmal ein wenig mehr Schwung – denn eigentlich beschränken sich die ersten zwei Drittel des Romans nur darauf, den inneren Zustand, die Fernsehgewohnheiten und die reduzierten emotionalen Verhältnisse der Ich-Erzählerin zu beschreiben. Aber genau das ist der Kern der Geschichte: Es sind die Verhältnisse in die man sich zu anderen setzt, die Gewohnheiten, die man sich aneignet, aus denen der unerträgliche Druck auf Körpergefühl und Geistesgegenwart entsteht, den viele Menschen heute empfinden. Die ständige Unzulänglichkeitsvermutung, der wir in unserer Kultur ausgesetzt sind, erzeugt ein fragmentiertes Selbst.
  In „A wie B und C“ mündet diese Unzulänglichkeitsvermutung überall in Essstörungen. C lagert in seiner Küche ausschließlich Konserven, weil sie „lange halten und wie frisch schmecken“ – unzulänglich sind für ihn nur die anderen. A und B jedoch essen, wenn sie mal essen, lediglich Orangen, Wassereis und Zitronen-Wodka. Und auch im Fernsehen wird das Essen zum Stoff von psychotischem Verhalten: A sieht dort Talkshowgäste, die obsessiv Kalbfleisch essen. Models, die an Gesichtscreme schlecken, weil sie so reichhaltig ist, dass man sie essen kann. Und dann ist da noch Kandy Kat, die für einen klebrig-süßen Kuchensnack namens „Kandy Kakes“ wirbt und ihre menschlichen Mitprotagonisten im Roman an emotionalem Tiefgang bei Weitem übertrifft. In surrealen, brutalen Werbeclips, die A seitenweise beschreibt, streift die dürre Katze durch die Welt, immer auf der Suche nach den köstlichen kleinen Kuchen. Doch es ist für Kandy Kat unmöglich, die Kakes zu essen – entweder die Kakes greifen die Katze an, oder sie dematerialisieren sich, oder entpuppen sich als felsenhart. Jeder Clip endet mit einer Erniedrigung der ausgehungerten Katze und einem höhnischen Spruch – „Kandy Kakes, zu gut um wahr zu sein“.
  Jeder in diesem Roman versucht etwas zu sein, das er nicht ist, etwas zu haben, das nicht für ihn ist – und in dieser düsteren Welt ist das Sein und das Haben sowieso dasselbe. Kandy Kat will ihre Kakes, B will A sein, A will C haben, und C eröffnet A schließlich: „Ich will eine Freundin, die alles mitmacht, was ich machen will. Und ich will, dass du diese Freundin bist.“ Weil A es nicht schafft, die letzten Widerstände ihrer eigenen, widerborstigen Identität zu überwinden, trennt sich C von ihr – und A stürzt in die Liebeskummerpsychose des Horrors. Sie zieht in ein verlassenes Haus ein, und hört – ohne es wirklich zu wollen – auf zu essen: „Mein Hunger war so groß und so sanft, dass ich darin herumpaddeln konnte, wie ein Hund im Wasser.“ Sie gerät an einen unheimlichen Kult der Vereinigten Esser, dessen Mitglieder fast alle Nahrungsmittel ablehnen, sich unter weiten Laken verstecken und deren oberstes Ziel es ist, sich von all ihren individuellen Bezügen zur Außenwelt – Bedürfnisse und Erinnerungen – zu trennen.
  Das Ich, das unablässig von den Ansprüchen der Außenwelt fragmentiert und zusammengesetzt wird, lässt sich hier nur befreien, indem es sich weigert, auch nur ein Stück mehr Welt in sich aufzunehmen: „War Verzehr eine Form von Infiltration?“, fragt A auf dem Höhepunkt ihrer Nahrungs-Unfähigkeit. All die Köstlichkeiten, die uns der moderne Konsumenten-Kapitalismus anbietet – die perfekten Körper, die süßen Kuchen – entpuppen sich hier als ungenießbare Artefakte. Alexandra Kleeman hat den Kern unserer zeitgenössischen Vollkommenheitsvorstellungen gefunden: Eine vereinnahmende und vernichtende Sinnlosigkeit. Immerhin ist daraus ein ziemlich gutes Buch geworden.
Alexandra Kleeman: A wie B und C. Roman. Aus dem Englischen von Guntrud Argo und Michael Kellner. Kein & Aber Verlag, Zürich 2016. 352 Seiten, 21,90 Euro. E-Book 17,99 Euro.
Drei Tage in der Woche verbringt
A mit ihrem Freund und schaut
Haifisch-Dokus im Fernsehen
Und dann ist da noch Kandy Kat
und wirbt in surrealen Clips
für klebrig-süßen Kuchensnack
„Sieh dich als Originalprodukt . . .“: Alexandra Kleeman.
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