"Aaron's Rod", so der Originaltitel, erschien 1922 und markiert D.H. Lawrences Abschied von England. Erzählt wird die Geschichte des Bergarbeitersohns Aaron Sisson aus den Midlands, der Frau und Kinder verläßt, um in London und später Italien eine Karriere als Flötist zu beginnen. Lawrence verarbeitet in dem Roman eigene Erlebnisse innerhalb der Londoner Bohème während des Ersten Weltkriegs und seine Begeisterung für das Leben in Italien, wo sein Held sich neu zu finden versucht.Erstaunlicherweise ist der Roman im deutschen Sprachraumbislang übersehen worden; dies ist die erste Übersetzung.Es gibt einige Dinge in diesem Buch, die ich nicht mag. Sie sind trivial, verkrustet, haften daran wie Schnecken an der Unterseite eines Blatts. Aber abgesehen von diesen existiert das Blatt, der Baum, fest verwurzelt, tief austreibend, ausschlagend, grandios wachsend, lebendig in jedem Zweig. Es ist ein lebendes Buch.(Katherine Mansfield, die von Lawrence in dem Roman porträtiert wurde.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.2004Kartograph des Zufalls
Ein früher Beatnik: D. H. Lawrence und sein Roman "Aarons Stab", erstmals auf deutsch
Der Sommer 1921 war lang und heiß. D. H. Lawrence verbrachte mit Frieda von Richthofen, der Schwester des Kriegspiloten, eine Zeit im österreichischen Zell am See, doch trotz der Hitze zog es ihn wieder nach Süden. Unruhe war sein Kennzeichen, nicht erst seit er in Großbritannien als Autor obszöner Werke wie "The Rainbow" geächtet war.
Lawrence trug in jenem Sommer eine Wolke von Problemen mit sich herum. Er litt unter der Tuberkulose und wurde zugleich verfolgt von einer Horde von Freunden und Bekannten, die sich in seinen Romanen karikiert wähnten. In Italien erhielt er die Drohung seines Verlegers, den neuen Roman "Aaron's Rod" nicht zu veröffentlichen. Auch dieses Werk, das jetzt erstmals unter dem Titel "Aarons Stab" in deutscher Übersetzung vorliegt, war in vieler Hinsicht erneut ein Schlüsselroman, so daß sich mancher unversehens als Romanfigur wiedererkannte: der Hedonist Norman Douglas, der Kritiker John Middleton Murry (Katherine Mansfields Ehemann), ein Freund Oscar Wildes oder ein berühmter Kunsthistoriker. Lawrence hatte das Buch bereits 1918 geschrieben, aber er war jetzt in genau der Situation wie sein Protagonist Aaron: auf der Flucht nicht nur vor England, sondern vor Europa. In England war er während des Krieges wegen seines Zusammenlebens mit Frieda von Richthofen als deutscher Spion verdächtigt worden. Italien war sozusagen das Ausgangstor für die Europaflucht.
"Aarons Stab" ist ein stark autobiographisch getöntes, lose zusammengeschriebenes Wanderbuch: Der Mann mit der Flöte - darauf bezieht sich der Titel - läßt Frau und Familie im Bergbaumilieu der Midlands im Stich und zieht erst in London umher, wo er sich in Bohemekreisen aufhält, um schließlich Italien anzusteuern. Der Erste Weltkrieg ist gerade vorbei, so mancher liegt mit der lebensgefährlichen Grippe danieder, es gibt nicht viel zu essen, und so gehört schon einiges an Ego dazu, die Familie sitzenzulassen. Dieses Ego hat ein höchstes Ziel, und das heißt: sich frei machen von allen Bindungen.
Das neunzehnte Jahrhundert mit seinem Fortschritt und Materialismus, das Christentum haben ausgedient. Ein anderer Italienfahrer wetterleuchtet: Nietzsche. Doch neue Bindungen locken und warten an allen Ecken und Enden. Am Horizont der Zeit lodern Feuer: Revolutionen, Kommunismus, Anarchie, Faschismus - alle möglichen Formen von Gewalt und Kollektivismus. Die jungen Leute sind hauptsächlich damit beschäftigt zu hassen: London, England, Europa, die Liebe, das Universum. Aaron fühlt sich angezogen und abgestoßen zugleich von seinen Zeitgenossen wie von sich selbst. Mit einem anderen Individualisten, seinem Moses namens Lilly, bildet er eine Art Doppelgängergespann. Vorbild ist wohl das spannungsreiche Verhältnis zwischen Lawrence und John Middleton Murry, die sich wiederum so ähneln, daß die Personen im Roman kaum auseinanderzuhalten sind. Beiden Figuren ist die Konzentration auf das Eigenste gemeinsam, eine Ablehnung der Masse, aber zugleich sehnen sie sich nach einem Zentrum, nach einer Seele, nach dem Führer.
Lawrence ist denn auch nicht nur von den Prüden als öbszon gebrandmarkt worden, sondern auch von der Linken, die in ihm einen Protofaschisten sah. Solche Behauptungen dienen aber wohl in erster Linie der Selbstentlastung. Lawrence schrieb den Roman "Aarons Stab" mit knapp dreißig Jahren, zu einer Zeit, als Europa ein rauchender Aschehaufen war. Allen Figuren, ob den zynischen oder den leidenden, den hassenden oder den liebenden, ist anzusehen, daß sie am Rande eines riesigen Kraterloches entlangwandeln, die einen schlafwandlerisch, die anderen entsetzt und wie gelähmt. So kann Lawrence auch keinen richtigen Plot entwickeln außerhalb der unruhigen Bewegungen seines entwurzelten Helden, der sich für Freundlichkeiten mit Sarkasmen bedankt. Zu einer Integration seiner selbst kann es gar nicht erst kommen, denn er beobachtet seine Handlungen aus der Ferne, wie ein Marsmensch die Erde, und sie kommen ihm wie ein Naturereignis vor.
Lawrence entwickelt in diesem Roman eine Art Kartographie des Zufalls, mit der er seinen Beitrag zu einer modernistischen Ästhetik leistet. Im Rückblick erscheint diese Planlosigkeit, die den zeitgenössischen Kritikern mißfiel, modern. Wir fühlen uns erinnert an Jack Kerouacs "On the Road", an das Driften der Beat- und Hippiegeneration, an das Aufbegehren der Achtundsechziger, an die Europamüdigkeit des New Age, an die zufälligen Klangmuster eines John Cage. Und dabei geht so manches kaputt, nicht zuletzt Aarons Stab, seine Flöte, die sich nicht etwa in eine Schlange verwandelt, sondern einfach zerbricht. Die Symbolik ist etwas platt geraten, wenn man sie platt psychoanalytisch liest: Aaron hat sozusagen seinen phallischen Wegweiser verloren, der ihn aus der Wüste führen sollte. Phallische Kulte lagen Lawrence; in Florenz genießt Aaron die Männlichkeit der Kunst. Nimmt man jedoch den Stab als Flöte, als harmonisierendes Musikinstrument, so zeigt sich hier auch, daß Lawrence Politik als destruktives Programm durchschaut, denn die Flöte wird bei einer Bombenexplosion zerstört.
Lawrence, den es noch nach Sardinien, Ceylon, Australien und Mexiko verschlagen sollte, der die Etrusker und die Indianer suchte, war in diesen Nachkriegsjahren in einem Umbruch begriffen. Er begann sich einzupendeln auf ein anderes Verhältnis zur Natur, das ihm durch Industrialismus und Puritanismus vollkommen verdorben schien. Die Sinneskaskaden in "Lady Chatterley" - das einzige Buch dieses ungemein produktiven Autors, das hierzulande noch im öffentlichen Bewußtsein ist - sind schließlich Absagen an diese verkrüppelnden Systeme, unter denen er und seine Generation aufwuchsen.
Einige Jahre vor diesem geächteten Roman, etwa zur selben Zeit wie "Aarons Stab", entstand eine kleine poetische Geschichte, in deren Mitte die Entdeckung des Instinkts und der sinnlichen Erfüllung steht. Es ist aber auch die Geschichte einer explosiven Selbstentladung, eines heimtückischen Mordes. Zwei Frauen, die sich zusammengetan haben, um einen kleinen Bauernhof zu führen, werden von einem Fuchs bedroht. Eines Tages schaut Nelly March dem Tier in die Augen und ist davon gebannt, ja gezeichnet. Der Blick hat etwas in ihr geweckt. Bald - der Krieg ist zu Ende - taucht ein junger Soldat auf und nistet sich im Hof ein. Es ist, als habe sich der Fuchs in einen Menschen verwandelt. Denn Henry Grenfel nistet sich eben auch in das Herz jener Nelly ein, zur großen Entrüstung und Enttäuschung ihrer Partnerin. Wenn Lawrence über Tiere schreibt, findet er zu sich; in einigen Passagen verwandelt er selbst sich in einen Fuchs. In höchster Anspannung riecht und beobachtet er die Menschen in ihrer absurden Verstandestätigkeit. Die Geschichte nimmt ein böses Ende, zumindest für Nellys Gefährtin Jill. Der Trieb entlädt sich, als Grenfel einen Baum fällt und diesen auf Jill stürzen läßt. Durch ihren Tod wird das Liebespaar frei, aber ein Schmerz bleibt zurück. Das Kreatürliche hat sich durchgesetzt, doch es hinterläßt tiefe Wunden.
Lawrence scheute vor dem Schmerz genausowenig zurück wie vor der Liebe. Seit seiner Jugend war er dem Tod nah, immerzu bedrängte ihn die Tuberkulose mit Fieberschüben. Fieberhaft war auch sein Schreiben, und man mag ihm darob die Schwächen seines Talents vorhalten - "Ja, aber was für ein Talent!", wie Doris Lessing in ihrem Nachwort ausruft.
David Herbert Lawrence: "Aarons Stab". Roman. Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Stefan Weidle. Weidle Verlag, Bonn 2004. 397 S., geb., 23,- [Euro].
David Herbert Lawrence: "Der Fuchs". Aus dem Englischen übersetzt von Martin Beheim-Schwarzbach. Mit einem Nachwort von Doris Lessing. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004. 79 S., geb., 11,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein früher Beatnik: D. H. Lawrence und sein Roman "Aarons Stab", erstmals auf deutsch
Der Sommer 1921 war lang und heiß. D. H. Lawrence verbrachte mit Frieda von Richthofen, der Schwester des Kriegspiloten, eine Zeit im österreichischen Zell am See, doch trotz der Hitze zog es ihn wieder nach Süden. Unruhe war sein Kennzeichen, nicht erst seit er in Großbritannien als Autor obszöner Werke wie "The Rainbow" geächtet war.
Lawrence trug in jenem Sommer eine Wolke von Problemen mit sich herum. Er litt unter der Tuberkulose und wurde zugleich verfolgt von einer Horde von Freunden und Bekannten, die sich in seinen Romanen karikiert wähnten. In Italien erhielt er die Drohung seines Verlegers, den neuen Roman "Aaron's Rod" nicht zu veröffentlichen. Auch dieses Werk, das jetzt erstmals unter dem Titel "Aarons Stab" in deutscher Übersetzung vorliegt, war in vieler Hinsicht erneut ein Schlüsselroman, so daß sich mancher unversehens als Romanfigur wiedererkannte: der Hedonist Norman Douglas, der Kritiker John Middleton Murry (Katherine Mansfields Ehemann), ein Freund Oscar Wildes oder ein berühmter Kunsthistoriker. Lawrence hatte das Buch bereits 1918 geschrieben, aber er war jetzt in genau der Situation wie sein Protagonist Aaron: auf der Flucht nicht nur vor England, sondern vor Europa. In England war er während des Krieges wegen seines Zusammenlebens mit Frieda von Richthofen als deutscher Spion verdächtigt worden. Italien war sozusagen das Ausgangstor für die Europaflucht.
"Aarons Stab" ist ein stark autobiographisch getöntes, lose zusammengeschriebenes Wanderbuch: Der Mann mit der Flöte - darauf bezieht sich der Titel - läßt Frau und Familie im Bergbaumilieu der Midlands im Stich und zieht erst in London umher, wo er sich in Bohemekreisen aufhält, um schließlich Italien anzusteuern. Der Erste Weltkrieg ist gerade vorbei, so mancher liegt mit der lebensgefährlichen Grippe danieder, es gibt nicht viel zu essen, und so gehört schon einiges an Ego dazu, die Familie sitzenzulassen. Dieses Ego hat ein höchstes Ziel, und das heißt: sich frei machen von allen Bindungen.
Das neunzehnte Jahrhundert mit seinem Fortschritt und Materialismus, das Christentum haben ausgedient. Ein anderer Italienfahrer wetterleuchtet: Nietzsche. Doch neue Bindungen locken und warten an allen Ecken und Enden. Am Horizont der Zeit lodern Feuer: Revolutionen, Kommunismus, Anarchie, Faschismus - alle möglichen Formen von Gewalt und Kollektivismus. Die jungen Leute sind hauptsächlich damit beschäftigt zu hassen: London, England, Europa, die Liebe, das Universum. Aaron fühlt sich angezogen und abgestoßen zugleich von seinen Zeitgenossen wie von sich selbst. Mit einem anderen Individualisten, seinem Moses namens Lilly, bildet er eine Art Doppelgängergespann. Vorbild ist wohl das spannungsreiche Verhältnis zwischen Lawrence und John Middleton Murry, die sich wiederum so ähneln, daß die Personen im Roman kaum auseinanderzuhalten sind. Beiden Figuren ist die Konzentration auf das Eigenste gemeinsam, eine Ablehnung der Masse, aber zugleich sehnen sie sich nach einem Zentrum, nach einer Seele, nach dem Führer.
Lawrence ist denn auch nicht nur von den Prüden als öbszon gebrandmarkt worden, sondern auch von der Linken, die in ihm einen Protofaschisten sah. Solche Behauptungen dienen aber wohl in erster Linie der Selbstentlastung. Lawrence schrieb den Roman "Aarons Stab" mit knapp dreißig Jahren, zu einer Zeit, als Europa ein rauchender Aschehaufen war. Allen Figuren, ob den zynischen oder den leidenden, den hassenden oder den liebenden, ist anzusehen, daß sie am Rande eines riesigen Kraterloches entlangwandeln, die einen schlafwandlerisch, die anderen entsetzt und wie gelähmt. So kann Lawrence auch keinen richtigen Plot entwickeln außerhalb der unruhigen Bewegungen seines entwurzelten Helden, der sich für Freundlichkeiten mit Sarkasmen bedankt. Zu einer Integration seiner selbst kann es gar nicht erst kommen, denn er beobachtet seine Handlungen aus der Ferne, wie ein Marsmensch die Erde, und sie kommen ihm wie ein Naturereignis vor.
Lawrence entwickelt in diesem Roman eine Art Kartographie des Zufalls, mit der er seinen Beitrag zu einer modernistischen Ästhetik leistet. Im Rückblick erscheint diese Planlosigkeit, die den zeitgenössischen Kritikern mißfiel, modern. Wir fühlen uns erinnert an Jack Kerouacs "On the Road", an das Driften der Beat- und Hippiegeneration, an das Aufbegehren der Achtundsechziger, an die Europamüdigkeit des New Age, an die zufälligen Klangmuster eines John Cage. Und dabei geht so manches kaputt, nicht zuletzt Aarons Stab, seine Flöte, die sich nicht etwa in eine Schlange verwandelt, sondern einfach zerbricht. Die Symbolik ist etwas platt geraten, wenn man sie platt psychoanalytisch liest: Aaron hat sozusagen seinen phallischen Wegweiser verloren, der ihn aus der Wüste führen sollte. Phallische Kulte lagen Lawrence; in Florenz genießt Aaron die Männlichkeit der Kunst. Nimmt man jedoch den Stab als Flöte, als harmonisierendes Musikinstrument, so zeigt sich hier auch, daß Lawrence Politik als destruktives Programm durchschaut, denn die Flöte wird bei einer Bombenexplosion zerstört.
Lawrence, den es noch nach Sardinien, Ceylon, Australien und Mexiko verschlagen sollte, der die Etrusker und die Indianer suchte, war in diesen Nachkriegsjahren in einem Umbruch begriffen. Er begann sich einzupendeln auf ein anderes Verhältnis zur Natur, das ihm durch Industrialismus und Puritanismus vollkommen verdorben schien. Die Sinneskaskaden in "Lady Chatterley" - das einzige Buch dieses ungemein produktiven Autors, das hierzulande noch im öffentlichen Bewußtsein ist - sind schließlich Absagen an diese verkrüppelnden Systeme, unter denen er und seine Generation aufwuchsen.
Einige Jahre vor diesem geächteten Roman, etwa zur selben Zeit wie "Aarons Stab", entstand eine kleine poetische Geschichte, in deren Mitte die Entdeckung des Instinkts und der sinnlichen Erfüllung steht. Es ist aber auch die Geschichte einer explosiven Selbstentladung, eines heimtückischen Mordes. Zwei Frauen, die sich zusammengetan haben, um einen kleinen Bauernhof zu führen, werden von einem Fuchs bedroht. Eines Tages schaut Nelly March dem Tier in die Augen und ist davon gebannt, ja gezeichnet. Der Blick hat etwas in ihr geweckt. Bald - der Krieg ist zu Ende - taucht ein junger Soldat auf und nistet sich im Hof ein. Es ist, als habe sich der Fuchs in einen Menschen verwandelt. Denn Henry Grenfel nistet sich eben auch in das Herz jener Nelly ein, zur großen Entrüstung und Enttäuschung ihrer Partnerin. Wenn Lawrence über Tiere schreibt, findet er zu sich; in einigen Passagen verwandelt er selbst sich in einen Fuchs. In höchster Anspannung riecht und beobachtet er die Menschen in ihrer absurden Verstandestätigkeit. Die Geschichte nimmt ein böses Ende, zumindest für Nellys Gefährtin Jill. Der Trieb entlädt sich, als Grenfel einen Baum fällt und diesen auf Jill stürzen läßt. Durch ihren Tod wird das Liebespaar frei, aber ein Schmerz bleibt zurück. Das Kreatürliche hat sich durchgesetzt, doch es hinterläßt tiefe Wunden.
Lawrence scheute vor dem Schmerz genausowenig zurück wie vor der Liebe. Seit seiner Jugend war er dem Tod nah, immerzu bedrängte ihn die Tuberkulose mit Fieberschüben. Fieberhaft war auch sein Schreiben, und man mag ihm darob die Schwächen seines Talents vorhalten - "Ja, aber was für ein Talent!", wie Doris Lessing in ihrem Nachwort ausruft.
David Herbert Lawrence: "Aarons Stab". Roman. Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Stefan Weidle. Weidle Verlag, Bonn 2004. 397 S., geb., 23,- [Euro].
David Herbert Lawrence: "Der Fuchs". Aus dem Englischen übersetzt von Martin Beheim-Schwarzbach. Mit einem Nachwort von Doris Lessing. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004. 79 S., geb., 11,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Als "stark autobiografisch getöntes, lose zusammengeschriebenes Wanderbuch" von England nach Italien beschreibt Rezensent Elmar Schenkel diesen D.H.-Lawrence-Roman von 1918, der seinen Informationen zufolge nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt. Schenkel sieht hier zwischen den Zeilen auch Nietzsche, einen anderen Italienfahrer, wetterleuchten und am Horizont der beschriebenen Zeit schon die Feuer aller möglicher Formen von Gewalt und Kollektivismus lodern. Allen Figuren des Romans sei anzumerken, lesen wir, dass sie am Rande eines riesigen Kraterloches wandeln würden: "die einen schlafwandlerisch, die anderen entsetzt und wie gelähmt". Außerhalb der unruhigen Bewegungen seiner Helden entwickele Lawrence keinen Plot, sondern eine Art "Kartografie des Zufalls", mit der er für den Rezensenten einen Beitrag zu einer modernistischen Ästhetik leistet. Den Rezensenten erinnert das Buch an Jack Kerouacs Roman "On The Road", "an das Driften der Beat- und Hippiegeneration, an das Aufbegehren der Achtundsechziger, an die Europamüdigkeit des New Age".
© Perlentaucher Medien GmbH"
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