Eine augenzwinkernde Leseverführung - geschrieben von einem der größten Dichter des 20. Jahrhunderts
In diesem zutiefst beglückenden Buch liefert Ezra Pound seinen Lesern ein zuverlässiges Gerüst der Bewertung und Einstufung von literarischen Werken aller Zeiten und Breitengrade - und erweist sich dabei als subversiver Humorist, der beherzt die Spreu vom Weizen trennt und seinen Lesern zugleich mit großer Kennerschaft und Zärtlichkeit die -Wunderwelten der Literatur erschließt.
In diesem zutiefst beglückenden Buch liefert Ezra Pound seinen Lesern ein zuverlässiges Gerüst der Bewertung und Einstufung von literarischen Werken aller Zeiten und Breitengrade - und erweist sich dabei als subversiver Humorist, der beherzt die Spreu vom Weizen trennt und seinen Lesern zugleich mit großer Kennerschaft und Zärtlichkeit die -Wunderwelten der Literatur erschließt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Pounds Kanon muss Werner von Koppenfels gar nicht zustimmen, um dieses Buch zu mögen. Zum pädagogischen Duktus passt laut Rezensent der Anreiz zum Widerspruch. Zum Beispiel wenn Pound deutsche Dichtung basht. Und staunend andererseits steht Koppenfels angesichts mancher Neubewertung (Ovid). Als Elementarbuch empfiehlt sich der Band für ihn auch wegen seiner Einführung ins richtige Lesen, ins Handwerk der Sprachkunst und durch Pounds Gebaren als konservativer Revolutionär, der das Tradierte fürs Heute flottzumachen sucht. Das bisschen autoritäres Gehabe und die den Rezensenten anspringende wichtigtuerische Typografie lässt Koppenfels dem Buch da gern durchgehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2013Pounds Abc
Einer der drei Preise der Leipziger Buchmesse ging in diesem Jahr an Eva Hesse für ihre in jahrzehntelanger Arbeit entstandene Übersetzung der Cantos von Ezra Pound - ein guter Anlass, um sich mit dem gewaltigen Opus eines Grenzgängers der modernen Lyrik auseinanderzusetzen. Zur Einstimmung darauf empfahl Pounds Freund und Dichterkollege T. S. Eliot die Lektüre der früheren Gedichtbände "Lustra" und "Cathay". Doch auch Pounds zuerst 1934 erschienenes "ABC of Reading" dient diesem Zweck hervorragend. Ebenfalls von Eva Hesse ins Deutsche übertragen, ist es nun - ohne den zweiten Teil des Originals, der eine Anthologie englischer Dichter und Übersetzer enthält - neu aufgelegt worden. In aphoristischer Kürze entfaltet Pound darin Grundzüge seiner ästhetischen Theorie und legt dar, was zu einem Schreiben gehört, das die Ziele erreicht, "Bilder auf die imaginäre Netzhaut des Lesers zu projizieren", "durch Klang und Rhythmus der Rede emotionale Entsprechungen herzustellen", und das "Assoziationen wachruft, die hinsichtlich der verwendeten Worte im Bewusstsein des Empfängers zurückgeblieben sind".
Leseempfehlungen von Homer, Sappho und Catull über Chaucer und die provençalische Troubadourendichtung bis hin zu Villon und Rimbaud markieren die Traditionslinien, die zu Pounds eigenem Schreiben führen. Sein zähes Ringen um die Wirksamkeit der Sprache, den Wunsch, die Sprache zu erneuern, demonstriert er im "ABC des Lesens" einprägsam und unterhaltend auch für diejenigen, die jenseits der "Canto"-Lektüren ihr Sprach- und Dichtungsverständnis erweitern wollen: "Der Einsichtige kann nicht ruhig und ergeben dabeisitzen, wenn sein Land das Schrifttum verfallen lässt, wenn guter Stil auf Missachtung stößt, ebenso wenig wie ein guter Arzt ruhig und gelassen dabeisitzen kann, wenn ein unwissendes Kind sich mit Tuberkulose infiziert, in dem Glauben, es äße Marmeladeplätzchen." (Ezra Pound: "ABC des Lesens". Aus dem Amerikanischen und mit einem Nachwort versehen von Eva Hesse. Arche Verlag, Hamburg 2013. 144 S., geb., 14,95 [Euro].) btro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einer der drei Preise der Leipziger Buchmesse ging in diesem Jahr an Eva Hesse für ihre in jahrzehntelanger Arbeit entstandene Übersetzung der Cantos von Ezra Pound - ein guter Anlass, um sich mit dem gewaltigen Opus eines Grenzgängers der modernen Lyrik auseinanderzusetzen. Zur Einstimmung darauf empfahl Pounds Freund und Dichterkollege T. S. Eliot die Lektüre der früheren Gedichtbände "Lustra" und "Cathay". Doch auch Pounds zuerst 1934 erschienenes "ABC of Reading" dient diesem Zweck hervorragend. Ebenfalls von Eva Hesse ins Deutsche übertragen, ist es nun - ohne den zweiten Teil des Originals, der eine Anthologie englischer Dichter und Übersetzer enthält - neu aufgelegt worden. In aphoristischer Kürze entfaltet Pound darin Grundzüge seiner ästhetischen Theorie und legt dar, was zu einem Schreiben gehört, das die Ziele erreicht, "Bilder auf die imaginäre Netzhaut des Lesers zu projizieren", "durch Klang und Rhythmus der Rede emotionale Entsprechungen herzustellen", und das "Assoziationen wachruft, die hinsichtlich der verwendeten Worte im Bewusstsein des Empfängers zurückgeblieben sind".
Leseempfehlungen von Homer, Sappho und Catull über Chaucer und die provençalische Troubadourendichtung bis hin zu Villon und Rimbaud markieren die Traditionslinien, die zu Pounds eigenem Schreiben führen. Sein zähes Ringen um die Wirksamkeit der Sprache, den Wunsch, die Sprache zu erneuern, demonstriert er im "ABC des Lesens" einprägsam und unterhaltend auch für diejenigen, die jenseits der "Canto"-Lektüren ihr Sprach- und Dichtungsverständnis erweitern wollen: "Der Einsichtige kann nicht ruhig und ergeben dabeisitzen, wenn sein Land das Schrifttum verfallen lässt, wenn guter Stil auf Missachtung stößt, ebenso wenig wie ein guter Arzt ruhig und gelassen dabeisitzen kann, wenn ein unwissendes Kind sich mit Tuberkulose infiziert, in dem Glauben, es äße Marmeladeplätzchen." (Ezra Pound: "ABC des Lesens". Aus dem Amerikanischen und mit einem Nachwort versehen von Eva Hesse. Arche Verlag, Hamburg 2013. 144 S., geb., 14,95 [Euro].) btro.
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