In Frankies Parsons Leben ist alles verlässlich. Konstant. Vorhersehbar. Sogar die ständige Ergänzung seiner sowieso schon langen Liste von Sorgen. Tageslauf, Wochenplan, Jahresrhythmus - nichts ändert sich. Das Morgenmiauen der Fettkontrolle. Der tägliche Zickzack-Weg zum Bus mit seinem besten Freund Gigs. Die schlechte Laune seiner großen Schwester. Sein Klassenlehrer Mr A und dessen liebste Waffe: das Wörterbuch. Die Klangwand-Abende von Onkel George und Louie. Die ausgelassenen Besuche der Tanten. Der Küchenduft bei der Heimkehr. Und die absolut zuverlässige Antworten seiner Mutter - immer abends um zehn.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Das liegt an Sydney. An ihren liebevollen, neugierigen, taktlosen Fragen. Und Frankie Parsons Welt gerät aus den Fugen.
Eine bittersüße Familiengeschichte über Angst und Mut und darüber, was das Leben ausmacht.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Das liegt an Sydney. An ihren liebevollen, neugierigen, taktlosen Fragen. Und Frankie Parsons Welt gerät aus den Fugen.
Eine bittersüße Familiengeschichte über Angst und Mut und darüber, was das Leben ausmacht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2011LIES DOCH MAL
Chaos: "Darf ich vorstellen? Der lebensmüde Typ neben mir hört auf den Namen Coolman. Er begleitet mich, seit ich vier bin. Aber nur ich kann ihn sehen. Für alle anderen ist er unsichtbar, und das ist auch besser so. Es reicht, dass er mein Leben zu einer endlosen Abfolge von immer katastrophaleren Katastrophen macht. Und - Überraschung: Coolman ist auch schuld daran, dass ich gerade in einem stinkenden Müll-Container sitze und meinem Ende entgegenrase." Kai hat es wahrlich nicht leicht. Nicht nur, dass er mit einem unsichtbaren "Freund" gestraft ist, der nur Unsinn im Kopf hat, seine Eltern knutschen auch noch ständig, und seine große Schwester fährt auf den düsteren Gothic-Look ab. Aber eins steht fest: Langweilig ist sein Leben nicht. Das beweisen auch die Comic-Zeichnungen, die den Witz in diesem echten Jungs-Buch auf die Spitze treiben.
steff.
Bertram & Schulmeyer: "Coolman und ich". Oetinger Verlag. 187 Seiten, 12 Euro. Ab 10 Jahre
Überraschung: In Frankie Parsons Leben läuft alles wie immer. Das Morgenmiauen der Fettkontrolle. Der tägliche Zickzack-Weg zum Bus mit seinem besten Freund Gigs. Ihre Witze. Die ironischen Bemerkungen seiner großen Schwester. Sein Klassenlehrer Mr. A und dessen liebste Waffe: Das Wörterbuch. Die ausgelassenen Besuche der dicken Tanten. Der Kuchenduft, wenn er nachhause kommt. Und die beruhigenden Antworten seiner Mutter - immer abends um zehn. Denn Frankie hat eine Sorgenliste im Kopf, die ständig wächst. Aber dann kommt eines Tages Sydney neu in die Klasse. Und sie stellt Fragen. Liebevoll, neugierig und taktlos. So bleibt für Frankie nichts wie es war. Ein Buch voller kleiner Geschichten und Szenen, das langsam plaudernd zum wahren Kern der Dinge vordringt. Frankie findet heraus, dass er stärker ist, als er denkt.
steff.
Kate de Goldi: "Abends um 10" . Carlsen Verlag. 336 Seiten, 16,90 Euro. Ab 11 Jahre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Chaos: "Darf ich vorstellen? Der lebensmüde Typ neben mir hört auf den Namen Coolman. Er begleitet mich, seit ich vier bin. Aber nur ich kann ihn sehen. Für alle anderen ist er unsichtbar, und das ist auch besser so. Es reicht, dass er mein Leben zu einer endlosen Abfolge von immer katastrophaleren Katastrophen macht. Und - Überraschung: Coolman ist auch schuld daran, dass ich gerade in einem stinkenden Müll-Container sitze und meinem Ende entgegenrase." Kai hat es wahrlich nicht leicht. Nicht nur, dass er mit einem unsichtbaren "Freund" gestraft ist, der nur Unsinn im Kopf hat, seine Eltern knutschen auch noch ständig, und seine große Schwester fährt auf den düsteren Gothic-Look ab. Aber eins steht fest: Langweilig ist sein Leben nicht. Das beweisen auch die Comic-Zeichnungen, die den Witz in diesem echten Jungs-Buch auf die Spitze treiben.
steff.
Bertram & Schulmeyer: "Coolman und ich". Oetinger Verlag. 187 Seiten, 12 Euro. Ab 10 Jahre
Überraschung: In Frankie Parsons Leben läuft alles wie immer. Das Morgenmiauen der Fettkontrolle. Der tägliche Zickzack-Weg zum Bus mit seinem besten Freund Gigs. Ihre Witze. Die ironischen Bemerkungen seiner großen Schwester. Sein Klassenlehrer Mr. A und dessen liebste Waffe: Das Wörterbuch. Die ausgelassenen Besuche der dicken Tanten. Der Kuchenduft, wenn er nachhause kommt. Und die beruhigenden Antworten seiner Mutter - immer abends um zehn. Denn Frankie hat eine Sorgenliste im Kopf, die ständig wächst. Aber dann kommt eines Tages Sydney neu in die Klasse. Und sie stellt Fragen. Liebevoll, neugierig und taktlos. So bleibt für Frankie nichts wie es war. Ein Buch voller kleiner Geschichten und Szenen, das langsam plaudernd zum wahren Kern der Dinge vordringt. Frankie findet heraus, dass er stärker ist, als er denkt.
steff.
Kate de Goldi: "Abends um 10" . Carlsen Verlag. 336 Seiten, 16,90 Euro. Ab 11 Jahre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.04.2011Warum geht Ma nie aus dem Haus
Eine Familiengeschichte aus Australien, in der ein Mädchen dem Helden
die richtigen Fragen stellt – Von Cathrin Kahlweit
Die meisten Jugendbücher, die mittlerweile auf den Markt kommen, beschleunigen von 0 auf 100, sie sind so schnell wie die Zeit, in der ihre Leser erwachsen werden: viel Action, viele Cliffhanger, viel buntes, krasses oder irreales Leben. Daher gehören Mut und Geduld dazu, eine Geschichte aufzuschreiben, wie Kate de Goldi es tut. Sie erzählt behutsam, aber nicht betulich. Sie schaut auf ihre Figuren mit der gleichen stetigen Zärtlichkeit, die es braucht, um etwa eine teure Meißener Porzellanfigur stunden- und tagelang mit einem haarfeinen Pinsel zu verschönern. Und Ingo Herzke übersetzt mit der gleichen Behutsamkeit. De Goldi erzählt aus einer Familie, einer Straße, einer Stadt, die so wenig spektakulär sind, dass diese Geschichte überall spielen könnte. Wüsste man nicht, dass die Autorin in Neuseeland lebt, und wunderte man sich nicht anfangs mal kurz, dass es April ist und Frankie Parsons, die Hauptperson dieses wunderbaren Buches, vom beginnenden Winter spricht, würde man die Parsons gleich nebenan ansiedeln – und kurz mal der Illusion erliegen, man könnte die Familie, aber auch Frankies Freund Gig und seine Freundin Sydney kennenlernen. Denn das möchte man nach 334 Seiten abends um 10.
Frankies Welt erschließt sich nur langsam. Da ist „Fettkontrolle“, die Familienkatze, da ist „Onkel George“, der trotz seines seltsamen Spitznamens Frankies Vater ist, seine Mutter, „Ma“, die das Haus nie, aber auch wirklich nie verlässt, gut riecht und noch besser Kuchen backt, da sind die Geschwister Gordana, eine Zicke mit Herz, und der Bruder Louie, der sich abgeseilt hat und ab und an mit flotten Geschäftsideen daheim hereinschneit. Und da sind, zuguterletzt, die Tanten, die einmal in der Woche zum Essen und Kartenspielen kommen.
Dieses Figurentableau fächert de Goldi auf, führt durch die Zimmer und in die Seelen, und es ist eine so nette wie sonderbare Familie, die sie da zeigt: Warum geht Ma nie aus dem Haus? Warum hat Frankie mal eine Weile bei den Tanten gelebt? Warum hat der Junge so oft Angst, und will doch keine Angst haben – denn einer, der Angst hat, geht vielleicht eines Tages nicht mehr aus dem Haus? Sydney, das neue Mädchen in der Klasse mit einer ebenso seltsamen Familie – ihre Mutter zieht mit ihren drei Töchtern regelmäßig um und lässt sich von Männern aushalten – ,Sydney fragt nach. Und Frankie antwortet. Jeden Tag ein wenig mehr. Und weil er nicht auf jede Frage eine Antwort hat, muss er reden, obwohl seine Familie das Antworten auf bestimmte Fragen verlernt hat: Er fragt die Tanten, die Schwester und zum Schluss sogar seine Mutter, warum die Dinge bei den Parsons so sind, wie sie sind. Und weil dadurch sein Herz leichter wird, kann er es zum Schluss aushalten, dass Sydneys Mutter wieder mal umzieht, und ihre Tochter damit aus dem Leben von Frankie verschwindet. Denn die Liebe bleibt.
Kate de Goldi
abends um 10
Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Carlsen 2011. 334 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eine Familiengeschichte aus Australien, in der ein Mädchen dem Helden
die richtigen Fragen stellt – Von Cathrin Kahlweit
Die meisten Jugendbücher, die mittlerweile auf den Markt kommen, beschleunigen von 0 auf 100, sie sind so schnell wie die Zeit, in der ihre Leser erwachsen werden: viel Action, viele Cliffhanger, viel buntes, krasses oder irreales Leben. Daher gehören Mut und Geduld dazu, eine Geschichte aufzuschreiben, wie Kate de Goldi es tut. Sie erzählt behutsam, aber nicht betulich. Sie schaut auf ihre Figuren mit der gleichen stetigen Zärtlichkeit, die es braucht, um etwa eine teure Meißener Porzellanfigur stunden- und tagelang mit einem haarfeinen Pinsel zu verschönern. Und Ingo Herzke übersetzt mit der gleichen Behutsamkeit. De Goldi erzählt aus einer Familie, einer Straße, einer Stadt, die so wenig spektakulär sind, dass diese Geschichte überall spielen könnte. Wüsste man nicht, dass die Autorin in Neuseeland lebt, und wunderte man sich nicht anfangs mal kurz, dass es April ist und Frankie Parsons, die Hauptperson dieses wunderbaren Buches, vom beginnenden Winter spricht, würde man die Parsons gleich nebenan ansiedeln – und kurz mal der Illusion erliegen, man könnte die Familie, aber auch Frankies Freund Gig und seine Freundin Sydney kennenlernen. Denn das möchte man nach 334 Seiten abends um 10.
Frankies Welt erschließt sich nur langsam. Da ist „Fettkontrolle“, die Familienkatze, da ist „Onkel George“, der trotz seines seltsamen Spitznamens Frankies Vater ist, seine Mutter, „Ma“, die das Haus nie, aber auch wirklich nie verlässt, gut riecht und noch besser Kuchen backt, da sind die Geschwister Gordana, eine Zicke mit Herz, und der Bruder Louie, der sich abgeseilt hat und ab und an mit flotten Geschäftsideen daheim hereinschneit. Und da sind, zuguterletzt, die Tanten, die einmal in der Woche zum Essen und Kartenspielen kommen.
Dieses Figurentableau fächert de Goldi auf, führt durch die Zimmer und in die Seelen, und es ist eine so nette wie sonderbare Familie, die sie da zeigt: Warum geht Ma nie aus dem Haus? Warum hat Frankie mal eine Weile bei den Tanten gelebt? Warum hat der Junge so oft Angst, und will doch keine Angst haben – denn einer, der Angst hat, geht vielleicht eines Tages nicht mehr aus dem Haus? Sydney, das neue Mädchen in der Klasse mit einer ebenso seltsamen Familie – ihre Mutter zieht mit ihren drei Töchtern regelmäßig um und lässt sich von Männern aushalten – ,Sydney fragt nach. Und Frankie antwortet. Jeden Tag ein wenig mehr. Und weil er nicht auf jede Frage eine Antwort hat, muss er reden, obwohl seine Familie das Antworten auf bestimmte Fragen verlernt hat: Er fragt die Tanten, die Schwester und zum Schluss sogar seine Mutter, warum die Dinge bei den Parsons so sind, wie sie sind. Und weil dadurch sein Herz leichter wird, kann er es zum Schluss aushalten, dass Sydneys Mutter wieder mal umzieht, und ihre Tochter damit aus dem Leben von Frankie verschwindet. Denn die Liebe bleibt.
Kate de Goldi
abends um 10
Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Carlsen 2011. 334 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de