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Dieses attraktiv gestaltete Buch entführt die Leser auf eine Reise zu den ungewöhnlichsten Schauplätzen des Fußballs: auf exotische Bolzplätze ebenso wie auf die Spielfelder kühner Sozialprojekte. Starke Texte und eindrucksvolle Farbfotos berichten beispielsweise über Fußball auf japanischen Hochhäusern oder in buddhistischen Klöstern, über kickende Indiofrauen im Anden-Hochland, über ein internationales Turnier von Obdachlosen oder über das gemeinsame Spiel von jüdischen und islamischen Jugendlichen in Israel. Professionelle Journalisten und Fotografen schildern den globalen Fußball somit aus…mehr

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Produktbeschreibung
Dieses attraktiv gestaltete Buch entführt die Leser auf eine Reise zu den ungewöhnlichsten Schauplätzen des Fußballs: auf exotische Bolzplätze ebenso wie auf die Spielfelder kühner Sozialprojekte. Starke Texte und eindrucksvolle Farbfotos berichten beispielsweise über Fußball auf japanischen Hochhäusern oder in buddhistischen Klöstern, über kickende Indiofrauen im Anden-Hochland, über ein internationales Turnier von Obdachlosen oder über das gemeinsame Spiel von jüdischen und islamischen Jugendlichen in Israel. Professionelle Journalisten und Fotografen schildern den globalen Fußball somit aus einer völlig neuen Perspektive: von unten. Diese Sichtweise deckt sich mit den Zielen der Stiftung Jugendfußball von Jürgen Klinsmann. 'streetfootballworld' - ein Projekt der Stiftung - fördert den Straßenfußball und vernetzt weltweit Fußballinitiativen vor allem in sozialen Brennpunkten. Mit einem Vorwort von Jürgen Klinsmann, Präsident und Gründer der Stiftung Jugendfußball
Autorenporträt
Martin Arnold is Professor für Altnordische Studien an der Universität Hull, Großbritanien und der Autor zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2006

Erst kommt Buddha, direkt danach der Kick im Kloster

Die Welt ist groß, die Welt ist bunt, und die Welt kann ziemlich anstrengend sein. "Goal! Die Welt zu Gast bei Freunden" heißt das gewichtige, farbenprächtige, inhaltsschwere "Offizielle Länderbuch" zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, knapp 400 Seiten stark. Was so ein "Offizielles Länderbuch" ist, mit einem großen O vorne dran, das braucht natürlich eine Ordnung, es braucht eine Struktur, und so verbirgt sich hinter dem so heiter und lebendig daherkommenden Bildband eine straff organisierte Weltreise, streng durchbuchstabiert von A wie Angola bis U wie USA. Darin werden alle Teilnehmerländer unerbittlich mittels desselben unseligen Schemas durchdekliniert: Kurzporträt, Wirtschaftsfaktor Fußball, Geschichten um den Fußball. Zweiunddreißigmal.

Das mag die Orientierung erleichtern, den großen Lesespaß weckt es nicht. Die Kurzporträts erinnern in ihrer Anhäufung von Daten und Fakten in der sprachlichen Geschmeidigkeit und Raffinesse an Lexikoneinträge. In den Wirtschaftskapiteln ist viel von "bilateralen Handelsströmen" die Rede, und man lernt in ihnen, wieviel die Australier 2005 für Sport ausgegeben haben (etwa 10 Milliarden australische Dollar) oder daß Tunesien 2004 Sportbekleidung im Wert von 236 Millionen Euro in die EU-Staaten exportierte. Schön. Interessant freilich wird es erst bei den Fußballgeschichten, wenn es um Typen, Anekdoten, Kuriositäten geht - um das wahre Fußball-Leben. Da ist etwa der Rohrmoser F.C., ein 1940 von dem Kaffeeplantagenbesitzer Ernesto Rohrmoser gegründeter Fußballklub in Costa Rica, der es kurzzeitig sogar in die erste Liga schaffte. Oder der englische Torhüter William Henry "Fatty" Foulke, der in der Saison 1905/06 mit einem Kampfgewicht von fast 160 Kilogramm zum Chelsea FC wechselte. Oder die Bewunderung von "Manitou" Kaltz, "El Tronco" (der Baumstamm) Buchwald oder "Mateito" Matthäus an einem Ort, an dem man das nicht unbedingt vermutet hätte - in Paraguay.

Sämtliche Kapitel sind illustriert mit prachtvollen Bildern, auf denen aber leider oft altbekannte Motive zu sehen sind - Matterhorn, Eiffelturm, Big Ben & Co. Nur ganz hinten, da bietet "Goal!" noch ein augenzwinkerndes Finale. Die beiden letzten Fotos zeigen, nebeneinandergestellt, die jubelnde DFB-Elf am Spielfeldrand und zwei mit Förmchen im Sand buddelnde Kleinkinder in St. Peter-Ording. Fußball, ein Kinderspiel?

"Abenteuer Fußball" heißt da der Gegenentwurf, in dem Martin Arnold 19 Bild- und Textreportagen von den "Bolzplätzen dieser Welt", so der Untertitel, zusammengetragen hat. Seine Weltreise, das wird schnell klar, ist weit weniger repräsentativ angelegt. Keine Stars, sondern Straßenfußballer, keine großen, allgemeinen Überblicke, sondern kleine, lichte Einblicke - eine herrlich willkürliche Mischung von Geschichten aus allen Winkeln der Erde: vom Frauenteam des Dorfs San Augustin in Bolivien, nahe dem Titicacasee, über das gemeinsame Training jüdischer und arabischer Jungen im Norden Israels bis zu den Spielen des FC Guardia, der Mannschaft der Schweizergarde, die in der 17 Teams starken Vatikan-Liga antritt. Selten wird die Bedeutung des Begriffs Weltfußball so klar wie hier. Die Reportagen führen in höchst unterschiedliche Lebenswelten: ins Frauenfußball-Team am ehrwürdigen Cornell College im Osten der Vereinigten Staaten und in die Kadji Sport Academy in Duoala (Kamerun), an der Samuel Eto'o ausgebildet wurde; zu der auf japanischen Hochhausdächern gespielten Kleinfeldvariante Futsal und zu Tenzin Chopel, dem Torhüter des buddhistischen Klostermeisters von Nepal, für den "die Lehren Buddhas an erster Stelle in meinem Leben kommen und der Fußball gleich danach".

Zu den intensivsten Texten zählt der Gefängnisbericht des italienischen Journalisten, früheren linksradikalen Aktivisten und Lieblingsfeinds der politischen Rechten, Adriano Sofri, der seit 1997 eine Strafe von 22 Jahren absitzt, ergangen wegen Mordes an einem Polizeikommissar im Mai 1972. Sofri schildert, wie der Fußball den Knastinsassen ein Gesicht gibt, eine Identität, wie er ihnen überleben hilft, ihnen Bedeutung vermittelt, Solidarität stiftet. "Die Gelegenheiten, sich zu verwandeln", schreibt Sofri, "und sei es nur für eine Stunde, sind entscheidend."

Eines zieht sich durch fast alle Texte in "Abenteuer Fußball": Es verbindet die Spieler der Obdachlosen-WM in Schweden mit den Jungen in dem trostlosen, dem Niedergang geweihten Bergwerksort Krasny Luch in der Ukraine und den nordafrikanischen Einwandererkindern im Marseiller Problemviertel La Castellane. Es ist die Hoffnung, der Traum, durch den Fußball neu anfangen zu können, das bisherige, oft armselige Leben hinter sich zu lassen. Den ewigen Kampf, die Armut, die Perspektivlosigkeit. Es ist jene Bedeutung des Fußballs, die über eine WM weit hinausgeht.

BERND STEINLE

Besprochene Bücher: Medienfabrik Gütersloh, Bundesagentur für Außenwirtschaft, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Hg.): Goal! Die Welt zu Gast bei Freunden. Medienfabrik Gütersloh, 384 Seiten, 39,90 Euro.

Martin Arnold (Hg.): Abenteuer Fußball. Auf den Bolzplätzen dieser Welt. Verlag Die Werkstatt, 224 Seiten, 19,80 Euro.

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