Band 2 zur Piratenausstellung im Bremer Übersee-Museum ist erschienen: Schwerter blitzen auf, Blut fließt über Decks: Eine starke hanseatische Macht hat die Schiffe von Störtebeker und seinen Vitalienbrüdern geentert. Die Seeräuber werden von den Hamburgern erschlagen oder gefangengenommen. Das war vor 600 Jahren. Szenenwechsel. 16. November 1999 im Indischen Ozean. Ein indisches Kriegsschiff hat die unter panamaischer Flagge segelnde »Alondra Rainbow« gestellt. Seeräuber hatten den Massengutfrachter gekapert und die Besatzung ausgesetzt. Der Hauch der Romantik, der die Piraten in Romanen und Spielfilmen umweht, trügt: Zu allen Zeiten waren Piraten brutale Verbrecher und die Handelsschiffmatrosen, die bei den Überfällen oft ihr Leben verloren, ihre Opfer. Mit jedem Jahr steigt die Zahl der Überfälle auf Handelsschiffe auf den sieben Weltmeeren und auch die Brutalität dieser Überfälle nimmt weiter zu. Dennoch steht dem Kriminalitätsboom auf See zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach wie vor das mächtige und nachhaltig wirksame positive Image von Seeräubern, Piraten und Bukaniers aus ihrer bisherigen 600-jährigen Geschichte gegenüber. Bei aller Doppelgesichtigkeit der als Schiffsrebellen, Glücksritter oder Musketiere der Meere verklärten Gestalten erfüllen diese scheinbar ungebrochen zeitlose und archetypische Bedürfnisse und Hoffnungen vieler Menschen, indem sie die Sehnsucht nach einem von Lust und Laune bestimmten Dasein, die Flucht aus selbstgeschaffenen Zwängen des Alltags und das Streben nach schnellem Wohlstand ohne anstrengende Arbeit verkörpern. Nach dem erfolgreichen Begleitband »Piraten - Die Herren der sieben Meere« zur gleichnamigen Ausstellung, die ab Juni 2000 im Bremer Überseemuseum zu sehen war, erscheint nun dieser reich bebilderte Folgeband. Er zeigt die Ergebnisse eines Bremer Symposiums, das im November 2000 stattfand, um eine Bestandsaufnahme der Piratenforschung vorzunehmen. In einer Reihe von Einzelstudien wird das Phänomen Piraterie vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart betrachtet und den vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ursachen nachgespürt. Eins wird dabei deutlich: Nur durch ein tatkräftiges Vorgehen kann die Piraterie der Gegenwart effektiv bekämpft werden - das haben die Hamburger vor 600 Jahren bewiesen.