Sie kämpften gegen Vorurteile und bereisten die Welt, getrieben von Mut und Freiheitsdrang: Abenteurerinnen aus fünf Jahrhunderten. Kompromisslos durchkreuzten sie die Pläne ihrer Männer und Familien und zogen in ferne Länder. So wurden aus braven Gattinnen, Müttern oder Nonnen Hochstaplerinnen, Weltreisende und Soldatinnen. Mit Lebensgeschichten von Lou Andreas-Salomé, Mary Read, Agatha Christie, Katharine Hepburn und vielen anderen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2014Für die Tasche Eine der spannendsten Geschichten in dieser Sammlung ungewöhnlicher Geschichten ungewöhnlicher Frauen ist die von Jane Ellenborough. Sie spielt im noch jungen 19. Jahrhundert und erzählt von einer Dame, deren Herkunft und Geschlecht sie erst einmal gar nicht für das Leben, das sie führen wird, qualifizierte. Geboren wird Jane in England, als Püppchen aus reichem Hause, was ihr naturgemäß nicht viel mehr als ein lächelnd dahinvegetierendes Dasein auf öden Gesellschaften versprach. Nur hatte die Frau einen eigenen Plan. Statt über Kleiderberge zu stolpern, wollte sie die Gipfel der Existenz erklimmen, sie sehnte sich nach Abenteuer und großer Liebe. In ihrem ersten Gatten, Lord Ellenborough fand sie die nicht, weshalb sie sich, von seiner Un-Feurigkeit gelangweilt, in unzählige Liebesabenteuer stürzte. Insgesamt heiratete die Lady viermal, hatte Affären mit historischen Figuren wie König Ludwig I., lebte in London, Paris, München, Athen, bereiste den Libanon und die syrische Wüste, sprach neun Sprachen und endete schließlich, als "ungekrönte Königin Syriens" an der Seite eines syrischen Scheichs in Damaskus. Was für ein Leben!
Nicht ganz so ungestüm ist die Geschichte von Katharine Hepburn, die 1951 für die Dreharbeiten von "African Queen" nach Leopoldville (heute Kinshasa) in den Kongo reiste, doch auch da liest man, wie in all diesen fünfzehn Geschichten heraus, was man von Frauen wie Hepburn immer vermutete: Sie war fierce- und fearless.
Am Ende denkt man an ein kürzlich veröffentlichtes Interview mit der Romanistin Barbara Vinken. Dort fragt die Interviewerin leicht verunsichert, welche Existenzformen klugen, gut ausgebildeten Frauen von heute wohl bevorstünden, wo sich die Männer doch vor Unabhängigkeit so fürchten. Viele, antwortet Vinken lässig, die Geschichte sei voll von Beispielen faszinierender, freigeistiger Frauen, die sich als Abenteurerin durch die Welt schlugen und sich nahmen, was ihnen gefiel. Und vielleicht liegt genau darin der Schlüssel: Die Gesellschaft muss einem keine Rolle zuweisen, man kann sie sich auch einfach selbst erfinden. Die Frauen in diesem Buch haben das alle getan.
anhi
Armin Strohmeyr: "Abenteuer reisender Frauen. 15 Porträts", Piper, 304 Seiten, 12,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nicht ganz so ungestüm ist die Geschichte von Katharine Hepburn, die 1951 für die Dreharbeiten von "African Queen" nach Leopoldville (heute Kinshasa) in den Kongo reiste, doch auch da liest man, wie in all diesen fünfzehn Geschichten heraus, was man von Frauen wie Hepburn immer vermutete: Sie war fierce- und fearless.
Am Ende denkt man an ein kürzlich veröffentlichtes Interview mit der Romanistin Barbara Vinken. Dort fragt die Interviewerin leicht verunsichert, welche Existenzformen klugen, gut ausgebildeten Frauen von heute wohl bevorstünden, wo sich die Männer doch vor Unabhängigkeit so fürchten. Viele, antwortet Vinken lässig, die Geschichte sei voll von Beispielen faszinierender, freigeistiger Frauen, die sich als Abenteurerin durch die Welt schlugen und sich nahmen, was ihnen gefiel. Und vielleicht liegt genau darin der Schlüssel: Die Gesellschaft muss einem keine Rolle zuweisen, man kann sie sich auch einfach selbst erfinden. Die Frauen in diesem Buch haben das alle getan.
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Armin Strohmeyr: "Abenteuer reisender Frauen. 15 Porträts", Piper, 304 Seiten, 12,99 Euro
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