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Derzeit haben erstaunlich optimistische Vorstellungen von einer Steuerbarkeit des Unterrichts Konjunktur. Eine von TIMMS, PISA und anderen Studien enttäuschte Schulpolitik versucht den nationalen Makel wettzumachen durch administrativ verordnete Reformen, die unter hohem Erfolgsdruck stehen. Vielerorts gebildete Planungsstäbe, Steuerungsgruppen und Kompetenzzentren sind aufgerufen, `zukunftsweisende' Konzepte vorzulegen, die Qualität, Effektivität und Nachhaltigkeit schulischer Bildung sichern sollen. Aber ist schulischer Lernerfolg generalstabsmäßig planbar, wie Kultusministerien das…mehr

Produktbeschreibung
Derzeit haben erstaunlich optimistische Vorstellungen von einer Steuerbarkeit des Unterrichts Konjunktur. Eine von TIMMS, PISA und anderen Studien enttäuschte Schulpolitik versucht den nationalen Makel wettzumachen durch administrativ verordnete Reformen, die unter hohem Erfolgsdruck stehen. Vielerorts gebildete Planungsstäbe, Steuerungsgruppen und Kompetenzzentren sind aufgerufen, `zukunftsweisende' Konzepte vorzulegen, die Qualität, Effektivität und Nachhaltigkeit schulischer Bildung sichern sollen. Aber ist schulischer Lernerfolg generalstabsmäßig planbar, wie Kultusministerien das erhoffen? Ist Unterricht planerisch so leicht in den Griff zu bekommen, wie das auch viele didaktische Theorien suggerieren? Je näher man auf Unterricht zugeht, desto deutlicher wird, wie gering die Determinationskraft von vorausgehender Planung ist. Jenseits von bildungspolitisch herstellbaren Rahmenbedingungen und gegencurriculare Ansprüche werden vor Ort kaum berechenbare Faktoren wirksam, die über Erfolg oder Misserfolg von Unterricht entscheiden.
In wie vielfältiger Weise das Unerwartete selbst in gründlichvorbereiteten Unterricht `einbrechen' kann, zeigen 222 Unterrichtsbeispiele, 45davon als Videoszenen auf der DVD. Die daraus resultierenden Anforderungen an die Lehrkräfte sind mitunter recht verzwickt und ihre Reaktionen durchaus nicht immer pädagogisch vertretbar. Wovon lassen sich Lehrer/innen in Situationenleiten, in denen das vorentworfene Stundenkonzept seine handlungsleitende Funktion einbüßt? Forschungsbefunde und Erklärungsversuche hierzu gibt es nur wenige und sie sind erstaunlich widersprüchlich. Ihre kritische Prüfung ermöglicht die Skizze zu einer Theorie des Lehrerhandelns im Unterricht, die der verblüffenden Varianz vorfindbarer Reaktionstendenzen gerecht wird. Auch wenn eine fundierte Forschung zu diesem Problemkomplex erst am Anfang steht, so hat die Lehrerbildung die schwierige Aufgabe, Lehrer/innen besser als bisher auf die unstetige, nicht im Voraus planbare Seite des Unterrichtenseinzustellen.
Autorenporträt
Prof. Dr. phil. Ulf Mühlhausen, geboren 1951, ist Diplom-Psychologe am Institut für Erziehungswissenschaft der Leibniz Universität Hannover.