Eirik Newth geht in seinem neuen Buch den großen Fragen der Zukunftsforschung nach. Er erzählt spannend auf jeder Seite von den vielen faszinierenden Ideen und Modellen, die unser Leben verändern könnten: intelligente Roboter, Computer, die das Fassungsvermögen des menschlichen Gehirns erweitern, oder virengroße Nanomaschinen, die den Müll der Menschheit in wieder verwertbare Atome zerlegen.
Es ist Newths Begabung, schwierige Zusammenhänge so anschaulich und leicht verständlich darzustellen, das selbst der Laie gebannt und glänzend unterhalten das Buch nicht mehr aus der Hand legt.
Es ist Newths Begabung, schwierige Zusammenhänge so anschaulich und leicht verständlich darzustellen, das selbst der Laie gebannt und glänzend unterhalten das Buch nicht mehr aus der Hand legt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2000Die Technik wird's schon richten
Eirik Newth listet wenig listig auf, wie die Forschung die Zukunft in den Griff bekommt
Der Schreck fuhr mir in alle Glieder, als meine kleine Schwester vor Jahren fragte, was denn eigentlich Philosophie sei. Ich dachte an das Wahre, Gute, Schöne und meinte geheimnisvoll, es gehe um vieles, was man nicht sehen kann. Katrin zögerte nur kurz, bevor sie rief: die Zukunft! Und ihre leuchtenden Augen verrieten, dass sie die Zukunft für ein großes Abenteuer und somit die Philosophie für eine spannende Sache hielt.
Hätte sie damals das neue Buch von Eirik Newth lesen können, dann wäre ihre Begeisterung für das Kommende schnell verflogen. Denn der norwegische Schriftsteller malt die Zukunft zuallererst in dunklen Farben aus: "Wer an eine düstere Zukunft glaubt, hat viele gute Argumente auf seiner Seite." Mit diesen Argumenten füllt Newth die ersten hundert Seiten, erzählt - zuweilen die einschlägigen Berichte referierend - von zahlreichen Umweltproblemen, und nachdem er die Gefahren der Bevölkerungsexplosion, der Energie- und Nahrungsmittelkrise geschildert hat, dürfte die junge Leserin längst in eine pubertäre Depression verfallen sein. Wer lässt sich schon gerne auf ein offenbar zum Scheitern verurteiltes Abenteuer ein? Arme Zukunft!
Gewiss: Der Zustand des Planeten ist schlecht, das darf man nicht verhehlen. In der Sache muss man dem Autor also Recht geben, wenn auch im Detail nicht immer alles richtig ist. (So müssen vom Wachstum der Weltbevölkerung um jährlich achtzig Millionen Menschen die Todesfälle nicht mehr abgerechnet werden.) Aber soll man heranwachsende Abenteurer gleich so nachhaltig entmutigen?
Spät zündet Newth den Hoffnungsfunken und erleuchtet das dritte Jahrtausend mit einem Feuerwerk technischer Innovationen. Er weiß viel Faszinierendes aus der Welt der Wissenschaft zu berichten, und meist gelingt es ihm, auch schwierige Themen verständlich darzustellen: die Revolution im Kommunikationswesen, die Biotechnologie, Nanomaschinen und was die Forschung noch an tollen Trends verheißt. Die Technik wird's schon richten, suggeriert der studierte Astrophysiker, und der Aufbruch zu den Sternen, die Errichtung menschlicher Siedlungen im Weltall dürfen nicht fehlen.
Trotzdem mag der Funke nicht recht überspringen. Das liegt auch an der lieblosen Bebilderung, zum Teil mit nichts sagenden Fotos in Briefmarkenformat, und allzu lakonischen oder einfallslosen Bildlegenden ("Solarkraftwerk"; "Der Hamburger ist ein Beispiel für Lebensmittel, die überall gegessen werden"). Zudem sind die Texte in den Randspalten meist so lang, dass sie in Konkurrenz zum Fließtext treten, anstatt ihn aufzulockern.
Vor allem aber ist es die ebenso ausführliche wie trockene Darstellung der Fortschrittsperspektiven, die das "Abenteuer Zukunft" streckenweise zur langatmigen Lektüre werden lässt. Hätte Newth doch nur den Anhang zu einem Buch ausgearbeitet: Dort sind - neben einem Zukunftslexikon - tabellarisch drei Szenarien in die Zukunft interpoliert, die sich phantasievoll und detailreich hätten schildern lassen. Wie prägnant er schreiben kann, hat Newth bereits gezeigt: "Die Jagd nach der Wahrheit" war eine abwechslungsreiche und hervorragend illustrierte Geschichte der Welterforschung, nach deren Lektüre junge Leser nur noch wenig brauchen, um für die Zukunft gerüstet zu sein: Neugier und Phantasie.
ACHIM BAHNEN.
Eirik Newth: "Abenteuer Zukunft". Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Carl Hanser Verlag, München 2000. 311 S., Abb., 39,80 DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eirik Newth listet wenig listig auf, wie die Forschung die Zukunft in den Griff bekommt
Der Schreck fuhr mir in alle Glieder, als meine kleine Schwester vor Jahren fragte, was denn eigentlich Philosophie sei. Ich dachte an das Wahre, Gute, Schöne und meinte geheimnisvoll, es gehe um vieles, was man nicht sehen kann. Katrin zögerte nur kurz, bevor sie rief: die Zukunft! Und ihre leuchtenden Augen verrieten, dass sie die Zukunft für ein großes Abenteuer und somit die Philosophie für eine spannende Sache hielt.
Hätte sie damals das neue Buch von Eirik Newth lesen können, dann wäre ihre Begeisterung für das Kommende schnell verflogen. Denn der norwegische Schriftsteller malt die Zukunft zuallererst in dunklen Farben aus: "Wer an eine düstere Zukunft glaubt, hat viele gute Argumente auf seiner Seite." Mit diesen Argumenten füllt Newth die ersten hundert Seiten, erzählt - zuweilen die einschlägigen Berichte referierend - von zahlreichen Umweltproblemen, und nachdem er die Gefahren der Bevölkerungsexplosion, der Energie- und Nahrungsmittelkrise geschildert hat, dürfte die junge Leserin längst in eine pubertäre Depression verfallen sein. Wer lässt sich schon gerne auf ein offenbar zum Scheitern verurteiltes Abenteuer ein? Arme Zukunft!
Gewiss: Der Zustand des Planeten ist schlecht, das darf man nicht verhehlen. In der Sache muss man dem Autor also Recht geben, wenn auch im Detail nicht immer alles richtig ist. (So müssen vom Wachstum der Weltbevölkerung um jährlich achtzig Millionen Menschen die Todesfälle nicht mehr abgerechnet werden.) Aber soll man heranwachsende Abenteurer gleich so nachhaltig entmutigen?
Spät zündet Newth den Hoffnungsfunken und erleuchtet das dritte Jahrtausend mit einem Feuerwerk technischer Innovationen. Er weiß viel Faszinierendes aus der Welt der Wissenschaft zu berichten, und meist gelingt es ihm, auch schwierige Themen verständlich darzustellen: die Revolution im Kommunikationswesen, die Biotechnologie, Nanomaschinen und was die Forschung noch an tollen Trends verheißt. Die Technik wird's schon richten, suggeriert der studierte Astrophysiker, und der Aufbruch zu den Sternen, die Errichtung menschlicher Siedlungen im Weltall dürfen nicht fehlen.
Trotzdem mag der Funke nicht recht überspringen. Das liegt auch an der lieblosen Bebilderung, zum Teil mit nichts sagenden Fotos in Briefmarkenformat, und allzu lakonischen oder einfallslosen Bildlegenden ("Solarkraftwerk"; "Der Hamburger ist ein Beispiel für Lebensmittel, die überall gegessen werden"). Zudem sind die Texte in den Randspalten meist so lang, dass sie in Konkurrenz zum Fließtext treten, anstatt ihn aufzulockern.
Vor allem aber ist es die ebenso ausführliche wie trockene Darstellung der Fortschrittsperspektiven, die das "Abenteuer Zukunft" streckenweise zur langatmigen Lektüre werden lässt. Hätte Newth doch nur den Anhang zu einem Buch ausgearbeitet: Dort sind - neben einem Zukunftslexikon - tabellarisch drei Szenarien in die Zukunft interpoliert, die sich phantasievoll und detailreich hätten schildern lassen. Wie prägnant er schreiben kann, hat Newth bereits gezeigt: "Die Jagd nach der Wahrheit" war eine abwechslungsreiche und hervorragend illustrierte Geschichte der Welterforschung, nach deren Lektüre junge Leser nur noch wenig brauchen, um für die Zukunft gerüstet zu sein: Neugier und Phantasie.
ACHIM BAHNEN.
Eirik Newth: "Abenteuer Zukunft". Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Carl Hanser Verlag, München 2000. 311 S., Abb., 39,80 DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Newth schafft den Sprung von Sciencefiction-Roman zur fundierten, gleichwohl spannenden Sacherzählung."Süddeutsche Zeitung - Beilage "In angenehm persönlichem Ton nimmt er seine jungen Leser mit auf die Reise in die Zukunft ... In diesem Sinne handelt es sich um das richtige Buch zur richtrigen Zeit."Frankfurter Rundschau