In einem selbst gebauten Ballon entschwebt Felix zu einer abenteuerlichen Reise um den blauen Planeten. Wenig später bekommt Sophie Post vom Mond, aus der Arktis, von den Weltmeeren, aus dem Regenwald und vom australischen Kontinent. Mit einer besonderen Überraschung im Gepäck kehrt der reiselustige Hase zu seiner Sophie zurück.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.05.2002Kann ein Hase wirklich auf den Mond fliegen?
Die Adaption der beliebten Kinderbuchserie „Briefe von Felix” für den Kinderkanal
Wenn ein Kind ein Kuscheltier verliert, ist die Trauer normalerweise groß. Aber wenn der Plüschhase Felix verschwindet, und das passiert recht häufig, steigt die Freude in den Kinderzimmern. Der kleine Stoffhase reißt regelmäßig aus und schickt von unterwegs Reiseberichte. Er war schon am Nordpol, in Italien, auf dem Mond, im Zirkus, in London, in China und an vielen Orten mehr.
Die Bücher mit den haarsträubenden Hasenabenteuern sind längst Bestseller. Was beim Lesen besonderen Spaß macht, sind die Briefe, die jedem Kapitel beiliegen. Felix berichtet darin handschriftlich und äußerst aufregend von seinen Reisen. Jetzt ist Felix auch im Fernsehen zu sehen, täglich um 18.20 Uhr im Kinderkanal sowie sonntags um 10.20 Uhr im ZDF. Die Münsteraner Autorin Annette Langen und die Illustratorin Constanza Droop haben die Figur mit viel Liebe geschaffen. Felix’ Reiseberichte, 1994 erschien der erste Band Briefe von Felix im Coppenrath-Verlag, wurden als „pädagogisch wertvoll” eingestuft. Inzwischen hat es die Reihe auf sieben Bände gebracht, wurde in 15 Sprachen übersetzt, und mehr als drei Millionen Exemplare sind verkauft worden.
Durch den Sprung ins Fernsehen dürfte Felix noch bekannter werden. Denn das Fernsehen ist der wichtigste Faktor bei der Vermarktung von Figuren aus Kinderbüchern. Natürlich schaffen es nur erfolgversprechende Titel wie Biene Maja, Pippi Langstrumpf oder Pumuckl überhaupt ins Fernsehen. Aber der Erfolg wird mit einem Fernsehauftritt um ein Vielfaches multipliziert.
Die TV-Karriere von Kinderbuchhelden ist immer eine zwiespältige Sache. Denn die Geschichten müssen vereinfacht und in einen serientauglichen Zeitrahmen gepresst werden, so dass entweder mehrere Buchkapitel zusammengefasst oder einzelne Kapitel gekürzt werden. Heidi etwa wurde für die japanische Zeichentrickfassung so verflacht (insofern man eine Alpen-Saga überhaupt verflachen kann), dass wesentliche Teile des berühmten Romans den Bergbach runter gingen. Andererseits machte die Zeichentrickserie vielen Eltern und Kindern erst Lust, zum Heidi-Buch zu greifen – ein Effekt, der sich auch bei Kinderliteraturverfilmungen wie Das Sams, Der kleine Eisbär oder Urmel beobachten ließ.
Durch das Fernsehen bekommt die Figur eine Stimme, sie bewegt sich, sie lebt plötzlich. Dieses Leben kann dann noch sehr lange dauern, wenn die Verwertungskette weitergeführt wird mit Hörkassetten, Computerspielen, Bettwäsche und Schulranzen. Felix ist dafür ein gutes Beispiel. Der Hasen-Boom hat natürlich auch eine Fülle von Merchandising-Produkten zur Folge. Von Felix gibt es unter anderem Stifte, Stempel, Schokolade oder Reisekoffer.
Wie bei allen Verfilmungen von Büchern war auch bei Felix keine Eins- zu-eins-Umsetzung zu erwarten. Autorin Annette Langen war an der Entwicklung der 26-teiligen Serie beteiligt und konnte so verhindern, dass ihr Lieblingshase völlig verfremdet wird. Aber das Korsett einer Fernsehserie verlangt einige Änderungen in der Dramaturgie, der Perspektive und dem Tempo. Während die Felix-Bücher aus der Perspektive der achtjährigen Sophie erzählt sind, die ihren Hasen wieder mal verloren hat und nun per Brief von seinen Reisen erfährt, begleitet das Fernsehen den Hasen direkt. Sophie wird zur Rahmenhandlung, der Hase zum Haupthelden. Die Bücher lassen viel Raum zum Spekulieren offen (kann ein Hase wirklich auf den Mond fliegen?), die Fernsehserie erzählt in erster Linie spannende Reisegeschichten. Was zwischen den Zeilen steht, geht dabei verloren. Die Bindung zwischen Sophie und ihrem Plüschhasen, die im Buch sehr wichtig ist, wird im Fernsehen vernachlässigt. Die wahren Fans scheint das wenig zu stören. Fernsehen muss eben nicht das Ende der Fantasie sein, sondern kann im besten Fall als Fantasie-Multiplikator wirken. Wie im Fall Felix.
Die „Briefe von Felix” animieren viele Kinder, selbst zum Briefpapier zu greifen. Felix adressiert seine Briefe im Buch und in der Fernsehserie an eine echte Adresse in Münster, und an die schreiben viele Kinder. Die Post landet beim „Felix Club” im Coppenrath Verlag und wird meist beantwortet. Bloß die vielen Anrufe für Felix kann der Verlag nicht durchstellen.
TITUS ARNU
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Die Adaption der beliebten Kinderbuchserie „Briefe von Felix” für den Kinderkanal
Wenn ein Kind ein Kuscheltier verliert, ist die Trauer normalerweise groß. Aber wenn der Plüschhase Felix verschwindet, und das passiert recht häufig, steigt die Freude in den Kinderzimmern. Der kleine Stoffhase reißt regelmäßig aus und schickt von unterwegs Reiseberichte. Er war schon am Nordpol, in Italien, auf dem Mond, im Zirkus, in London, in China und an vielen Orten mehr.
Die Bücher mit den haarsträubenden Hasenabenteuern sind längst Bestseller. Was beim Lesen besonderen Spaß macht, sind die Briefe, die jedem Kapitel beiliegen. Felix berichtet darin handschriftlich und äußerst aufregend von seinen Reisen. Jetzt ist Felix auch im Fernsehen zu sehen, täglich um 18.20 Uhr im Kinderkanal sowie sonntags um 10.20 Uhr im ZDF. Die Münsteraner Autorin Annette Langen und die Illustratorin Constanza Droop haben die Figur mit viel Liebe geschaffen. Felix’ Reiseberichte, 1994 erschien der erste Band Briefe von Felix im Coppenrath-Verlag, wurden als „pädagogisch wertvoll” eingestuft. Inzwischen hat es die Reihe auf sieben Bände gebracht, wurde in 15 Sprachen übersetzt, und mehr als drei Millionen Exemplare sind verkauft worden.
Durch den Sprung ins Fernsehen dürfte Felix noch bekannter werden. Denn das Fernsehen ist der wichtigste Faktor bei der Vermarktung von Figuren aus Kinderbüchern. Natürlich schaffen es nur erfolgversprechende Titel wie Biene Maja, Pippi Langstrumpf oder Pumuckl überhaupt ins Fernsehen. Aber der Erfolg wird mit einem Fernsehauftritt um ein Vielfaches multipliziert.
Die TV-Karriere von Kinderbuchhelden ist immer eine zwiespältige Sache. Denn die Geschichten müssen vereinfacht und in einen serientauglichen Zeitrahmen gepresst werden, so dass entweder mehrere Buchkapitel zusammengefasst oder einzelne Kapitel gekürzt werden. Heidi etwa wurde für die japanische Zeichentrickfassung so verflacht (insofern man eine Alpen-Saga überhaupt verflachen kann), dass wesentliche Teile des berühmten Romans den Bergbach runter gingen. Andererseits machte die Zeichentrickserie vielen Eltern und Kindern erst Lust, zum Heidi-Buch zu greifen – ein Effekt, der sich auch bei Kinderliteraturverfilmungen wie Das Sams, Der kleine Eisbär oder Urmel beobachten ließ.
Durch das Fernsehen bekommt die Figur eine Stimme, sie bewegt sich, sie lebt plötzlich. Dieses Leben kann dann noch sehr lange dauern, wenn die Verwertungskette weitergeführt wird mit Hörkassetten, Computerspielen, Bettwäsche und Schulranzen. Felix ist dafür ein gutes Beispiel. Der Hasen-Boom hat natürlich auch eine Fülle von Merchandising-Produkten zur Folge. Von Felix gibt es unter anderem Stifte, Stempel, Schokolade oder Reisekoffer.
Wie bei allen Verfilmungen von Büchern war auch bei Felix keine Eins- zu-eins-Umsetzung zu erwarten. Autorin Annette Langen war an der Entwicklung der 26-teiligen Serie beteiligt und konnte so verhindern, dass ihr Lieblingshase völlig verfremdet wird. Aber das Korsett einer Fernsehserie verlangt einige Änderungen in der Dramaturgie, der Perspektive und dem Tempo. Während die Felix-Bücher aus der Perspektive der achtjährigen Sophie erzählt sind, die ihren Hasen wieder mal verloren hat und nun per Brief von seinen Reisen erfährt, begleitet das Fernsehen den Hasen direkt. Sophie wird zur Rahmenhandlung, der Hase zum Haupthelden. Die Bücher lassen viel Raum zum Spekulieren offen (kann ein Hase wirklich auf den Mond fliegen?), die Fernsehserie erzählt in erster Linie spannende Reisegeschichten. Was zwischen den Zeilen steht, geht dabei verloren. Die Bindung zwischen Sophie und ihrem Plüschhasen, die im Buch sehr wichtig ist, wird im Fernsehen vernachlässigt. Die wahren Fans scheint das wenig zu stören. Fernsehen muss eben nicht das Ende der Fantasie sein, sondern kann im besten Fall als Fantasie-Multiplikator wirken. Wie im Fall Felix.
Die „Briefe von Felix” animieren viele Kinder, selbst zum Briefpapier zu greifen. Felix adressiert seine Briefe im Buch und in der Fernsehserie an eine echte Adresse in Münster, und an die schreiben viele Kinder. Die Post landet beim „Felix Club” im Coppenrath Verlag und wird meist beantwortet. Bloß die vielen Anrufe für Felix kann der Verlag nicht durchstellen.
TITUS ARNU
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.1995Post vom Hasen Felix
Kinder lieben Bilderbücher, die nicht nur zum Anschauen da sind, mit denen sich vielmehr auch etwas machen läßt. Die "Briefe von Felix" gehören dazu. Felix, Sophies unentbehrlicher Kuschelhase, geht eines Tages auf einer Flugreise der Familie verloren. Einsam bleibt er zwischen allerhand Gepäck auf dem Förderband zurück.
Das Aufregende ist, daß Sophie von ihrem nun durch die Welt reisenden Hasen Briefe bekommt. Kinder bekommen gern Post. Hier können sie Umschläge öffnen und "richtige" Briefe lesen. Am Ende trifft Felix wieder wohlbehalten zu Hause ein. Und was bringt er mit? Einen Koffer voller Aufkleber aus London, Paris, New York.
Im zweiten Band (,Neue Briefe von Felix") geht der Kuschelhase im Museum verloren und reist durch die Vergangenheit. Wieder schreibt er Briefe an Sophie: aus dem Mittelalter, von den Wikingern, aus der Steinzeit und so fort. Für Grundschulkinder, die gerade entdecken, daß es nicht nur ihre Gegenwart gibt, weckt dieses leicht verständliche Bilderbuch auf unterhaltsame Weise das Interesse an Geschichte.
ANTJE TELGENBÜSCHER Annette Langen/Text, Constanza Droop/Ill.: "Briefe von Felix" und "Neue Briefe von Felix". Coppenrath, Münster 1994/95. 24,80 DM. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kinder lieben Bilderbücher, die nicht nur zum Anschauen da sind, mit denen sich vielmehr auch etwas machen läßt. Die "Briefe von Felix" gehören dazu. Felix, Sophies unentbehrlicher Kuschelhase, geht eines Tages auf einer Flugreise der Familie verloren. Einsam bleibt er zwischen allerhand Gepäck auf dem Förderband zurück.
Das Aufregende ist, daß Sophie von ihrem nun durch die Welt reisenden Hasen Briefe bekommt. Kinder bekommen gern Post. Hier können sie Umschläge öffnen und "richtige" Briefe lesen. Am Ende trifft Felix wieder wohlbehalten zu Hause ein. Und was bringt er mit? Einen Koffer voller Aufkleber aus London, Paris, New York.
Im zweiten Band (,Neue Briefe von Felix") geht der Kuschelhase im Museum verloren und reist durch die Vergangenheit. Wieder schreibt er Briefe an Sophie: aus dem Mittelalter, von den Wikingern, aus der Steinzeit und so fort. Für Grundschulkinder, die gerade entdecken, daß es nicht nur ihre Gegenwart gibt, weckt dieses leicht verständliche Bilderbuch auf unterhaltsame Weise das Interesse an Geschichte.
ANTJE TELGENBÜSCHER Annette Langen/Text, Constanza Droop/Ill.: "Briefe von Felix" und "Neue Briefe von Felix". Coppenrath, Münster 1994/95. 24,80 DM. Ab 5 J.
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