Spätestens seit dem 16. Jahrhundert gehörte es sich für karrierebewusste Studenten der Medizin oder Rechtswissenschaft, ihre Studien in Italien oder, worauf hier der Akzent liegt, in Frankreich zu vervollkommnen. Die vorliegende Darstellung, konzentriert auf mehr oder weniger bekannte Autoren der Kurpfalz und ihrer Umgebung, lässt verfolgen, welche Ziele zwischen Erkenntniszuwachs und Tourismus bei diesen Studienreisen angestrebt wurden, welche Probleme auftraten und in welch weitem literarischen Horizont diese Unternehmungen ihren Niederschlag gefunden haben: in Anleitungs- und Ratgeberliteratur aller Art, darunter Sprach- und Routenführern nebst Handreichungen zur Landeskunde, in akademischer Traktatliteratur zur 'Reisekunst', aber auch in Handbüchern zur medizinischen Sorge und Vorsorge unterwegs. Dabei fehlte nicht mancherlei Anekdotisches (man sollte nicht betrunken vom Pferd fallen!). Ein beachtlicher Radius vielgestaltiger Versdichtungen, damals fast nur lateinisch, hier immer auch übersetzt, umfasste die Varianten der Abschieds- und Willkommenslyrik, komplette Reiseberichte oder episodische, manchmal abenteuerliche Erlebnisse in der Fremde, darunter Errettung aus Seenot, Liebesgeschichten neben Trauer über Krankheit und Tod, immer wieder Freundesgefühle und Freudensprünge über das Erlebnis des Südens, wenn der Zauber der Provence winkte, Freude auch über renommierte Bekanntschaften und über erfolgreiche wissenschaftliche 'Netzwerkarbeit'. Weniger angenehm waren die Konflikte mit den Fanatikern der ausbrechenden konfessionellen Kämpfe. Insgesamt ergibt sich so ein farbiges Lesebuch zu einem bisher wenig erschlossenen literarischen Sektor des deutschen Südwestens, ein Lesebuch, in dem man zum Beispiel auch erfährt, wie man unterwegs sein wundes Hinterteil behandeln sollte, oder teilnehmen kann an der Sorge eines nachmals berühmten Studenten um sein elendes Mietpferd, das sich kaum noch fortschleppen kann, aber dafür im Gedicht Unsterblichkeit erwarten darf.