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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2008

NEUE REISEBÜCHER

Für die Tasche Amerika ist ja nicht nur New York, und also muss New York auch überhaupt nicht vorkommen. Es geht vielmehr um die kleinen Orte, in denen eigentlich nichts passiert, außer dass es findige Bewohner gibt, die etwas gegen die ländliche Langeweile unternehmen. Oft ziemlich Skurriles. In einem dieser Orte (229 Einwohner) merkt erst nach Jahren ein kluger Bewohner, dass die Sonne immer zur Sommersonnenwende genau zwischen den lang schon stillgelegten Schienen untergeht. Das ist natürlich ein willkommener Grund zum jährlichen "Sonnenuntergangstagfest". Ein anderer Ort (62 Einwohner), der kein so herausragendes Bauwerk vorweisen kann - überhaupt besteht der Ort nur aus zwei parallelen Straßen -, würde auch gern feiern. Eine Parade, die naheliegendste Idee, scheint zunächst auf den zwei Straßen schwierig, bis der Besitzer des örtlichen Restaurants die geniale Idee einer "Stehparade" entwickelt, bei der eben die Parade nicht geht, sondern steht, während der Zuschauer nicht steht, sondern geht. Ein anderer (aus einem Ort mit 7977 Einwohnern) hat das Präriehundsaugen erfunden, bei dem den Plagegeistern, die mit einem riesigen Sauger aus ihrem Bau gesaugt werden, nichts passiert, wenn man davon absieht, dass manche später als Futter für verletzte Falken verhökert werden. Der amerikanische Journalist Bill Geist hat das aufgeschrieben, was er an Aberwitzigem auf seinen Reisen erlebte. Es liest sich leicht, manchmal mit leichtem Lächeln. Selber möchte man aber nach der Lektüre doch lieber nach New York reisen, auch wenn Amerika nicht nur New York ist und auch, oder vielleicht gerade, weil New York eben in diesem Buch überhaupt nicht vorkommt.

eule

Bill Geist: "Aberwitziges Amerika. Eine Erkundungsreise durch Small-Town-Amerika". Verlag Frederking & Thaler 2008, 12 Euro

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