Berndt Hamm sucht einen neuen Zugang zum spätmittelalterlichen Ablasswesen, indem er das Verhältnis von Ablass und Reformation nicht nur in der gewohnten Weise als Konfrontationsgeschichte beschreibt, sondern es vor allem auch als einen erstaunlichen historischen Zusammenhang tiefgehender Gemeinsamkeiten versteht. Erstaunlich sind diese Kohärenzen deshalb, weil sie das übliche Bild von Ablass und Reformation grundlegend revidieren. Die Darstellung des Autors skizziert eine Reform- und Innovationsdynamik, die vom ausgehenden Mittelalter in die Reformation hinein weiterlief und doch zugleich den radikalen Bruch der Reformation mit der Kirche der Ablässe bewirkte. Der volle und prägnante Titel des Buches könnte daher lauten: Das Evangelium des Ablasses und das Evangelium der Reformation - die Geschichte eines erstaunlichen Zusammenhangs und eines fundamentalen Zerwürfnisses.