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In seinem Debutroman "Abnehmender Mond" erzählt der amerikanische Autor Joseph Coulson, realistisch und poetisch zugleich, die Geschichte der Familie Tollman. Dabei zeichnet er ein dichtes Portrait der amerikanischen Arbeiterklasse: eine Geschichte voll tiefer Einsichten und großer Schönheit, von der stärkenden, aber auch beklemmenden Macht der Familienbande, von tragischen Ereignissen, die Menschen ein Leben lang verfolgen. Der Roman beschreibt über zwei Generationen das Schicksal der Tollmans in Cleveland und Detroit. Dabei setzt er zu Beginn der Weltwirtschaftskrise ein, und der Bogen der…mehr

Produktbeschreibung
In seinem Debutroman "Abnehmender Mond" erzählt der amerikanische Autor Joseph Coulson, realistisch und poetisch zugleich, die Geschichte der Familie Tollman. Dabei zeichnet er ein dichtes Portrait der amerikanischen Arbeiterklasse: eine Geschichte voll tiefer Einsichten und großer Schönheit, von der stärkenden, aber auch beklemmenden Macht der Familienbande, von tragischen Ereignissen, die Menschen ein Leben lang verfolgen. Der Roman beschreibt über zwei Generationen das Schicksal der Tollmans in Cleveland und Detroit. Dabei setzt er zu Beginn der Weltwirtschaftskrise ein, und der Bogen der Erzählung spannt sich über fünf Jahrzehnte bis zum Vietnam-Krieg.
Der Roman besteht aus vier Teilen, die jeweils aus der Sicht einer der Figuren erzählt werden. Der erste Erzähler Stephen Tollman blickt auf die Kindheitsabenteuer mit seinem älteren Bruder Philip zurück. Der wirtschaftliche Niedergang hat die Familie gezwungen, in ein Zelt in einem Wald außerhalb der Stadt zu ziehen, die Mutter erblindet, weil das Geld für eine Operation fehlt. Die Ereignisse des heraufziehenden Zweiten Weltkriegs werden aus der Sicht der jungen, anziehenden Katherine Lennox erzählt, die Jazzpianistin wird, eine sprühende, energische, sexuell sehr aktive, faszinierende Gestalt, die beide Brüder an sich fesselt und in eine tragische Dreiecksgeschichte verwickelt. James Tollman, Philips Sohn, und noch einmal Stephen erzählen den Fortgang der Geschichte, die bis zu den Anschlägen im Umfeld der Bürgerrechtsbewegung reicht.
"Abnehmender Mond" erzählt mit poetischer Dichte und Intensität von Begierde, Zwängen und davon, wie sich die Sprache und das Erzählen im Mahlstrom der Erinnerungen und der verlorenen Träume behaupten.
Autorenporträt
Ingo Herzke lebt als Literaturübersetzer in Hamburg. Studium der klassischen Philologie, Anglistik und Geschichte in Göttingen und Glasgow.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Ulrich Baron findet diesem, in guter amerikanischer Tradition episch angelegtem Roman - er erzählt eine Familiengeschichte von der Weltwirtschaftskrise bis zum Vietnamkrieg - weder überzeugend noch mitreißend - auch wenn er, wie baron zugibt, "voller bemerkenswerter Passagen" steckt. Doch letztendlich stört Baron, dass man als Leser nicht ins Geschehen eingeführt wird, sondern oft nur darüber informiert wird. Der Rezensent erklärt sich diesen ausgebremsten Blick damit, dass der Autor Joseph Coulson über amerikanische Literatur promoviert hat. Das führt Barons Einschätzung nach zu der dem Lesevergnügen abträglichen Wahrnehmung, "dass man ständig den Eindruck hat, alles schon anderswo etwas besser gelesen zu haben". Dazu kommt, dass der Autor oft in literarische Klischees verfällt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2005

Script-Doktor
Schale Schicksalsmelodie: Joseph Coulsons Romandebüt

Es geht auch um Musik in diesem Roman, vor allem um eine schöne Jazzpianistin, und daran mag es auch liegen, daß Joseph Coulson meist mit zuviel Pedal spielt, daß er immer noch einen Satz schreiben muß, wenn die Szenerie einem längst so klar vor Augen steht, daß man keinen Assoziationshelfer mehr braucht. Vielleicht hat es auch damit zu tun, daß der siebenundvierzigjährige Autor bislang vor allem Lyrik geschrieben hat und sich deshalb nicht damit begnügen mag, Menschen und Dinge möglichst genau zu beschreiben, sondern seine proletarische Welt überhöhen und mit Metaphern zwangsnobilitieren muß, so daß sich schon auf den ersten Seiten jede Landschaftsschilderung in eine kleine Allegorie zu verwandeln droht.

"Abnehmender Mond" ist nicht bloß eine epische Familiengeschichte; das Buch möchte eine Familiensaga sein, vorgetragen mit langem Atem und oft kurzatmig aneinandergereihten Details. Im Mikrokosmos der Familie Tollman soll sich ein halbes Jahrhundert amerikanischer Geschichte spiegeln wie das Universum in einer Leibnizschen Monade. Coulson schlägt einen Bogen von den frühen Dreißigern - mit kleinen Rückblenden bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs - bis ins Jahr 1974. Das Elend der Großen Depression, die Traumata des Zweiten Weltkriegs, der Vietnam-Krieg, die Morde, die Amerika erschütterten, die Filme, die man sehen, und die Bands, die man kennen mußte - alles ist da und nichts wirklich präsent.

Der Autor läßt seine vier Kapitel von drei verschiedenen Ich-Erzählern vortragen. Bruder Stephen hat das erste und das letzte Wort, sein Neffe James ist für die sechziger Jahre zuständig, und die Pianistin Katherine Lennox schildert ihre Zeit mit den Brüdern Phil und Stephen in den dreißiger und vierziger Jahren. Sie ist ein bißchen Kommunistin, ziemlich aufgeklärt, doch nicht ganz so abgebrüht, und deshalb wirkt sie in ihrer Mischung aus Backfischhaftigkeit, Unabhängigkeit und toughness mitunter wie eine Karikatur von Katharine Hepburn. Nur über die beiden Brüder, die noch in den Siebzigern sehnsüchtig an sie denken und zufällig ein Konzert von ihr besuchen, erfährt man von ihr nicht allzu viel.

Manchmal fühlt man sich bei Coulson wie in einem Drehbuch, in dem den Figuren auf wohlmeinendes Anraten eines Script-Doktors so viele bedeutsame Dinge widerfahren, daß man sie vor lauter Bedeutung gar nicht mehr sieht. Die Familie Tollman wird 1931 nicht nur von der Depression gezwungen, Cleveland zu verlassen und sich auf dem Land in einem großen Zelt einzuquartieren. Die Tochter muß sterben, der jüngste Sohn stottern, die gute Mutter im Zuge der Deklassierung erblinden, der unstete Vater das Geld für die rettende Operation in ein sinnloses Geschäft stecken - und mehr als vierzig Jahre später muß dann der verbitterte älteste Bruder Phil ertauben, nachdem er zu viel getrunken und zuvor auch noch das klavierspielende minderjährige Nachbarsmädchen belästigt hat. Da spielt das Schicksal eine Melodie, die elegisch klingen soll und meist doch nur kitschig ist.

Natürlich kann man die blumige und bisweilen ziemlich gespreizte Redeweise, die von der Schönheit der Lakonie nichts ahnt, nicht ernstlich dem Übersetzer anlasten, aber man staunt schon ein wenig, wenn man gleich bei der ersten Stichprobe liest, daß der Satz "I live in the city where my brother and I grew up, where we made our choices, and choices were made for us" auf deutsch so klingt: "Ich lebe in der Stadt, wo mein Bruder und ich aufgewachsen sind, wo die Weichen für uns gestellt wurden." Aber das sind Kleinigkeiten. Sie ändern nichts daran, daß die Welt dieses Romans, auch wenn sie aus drei verschiedenen Perspektiven und in aller Detailfülle geschildert wird, einfach nicht welthaltig erscheinen will.

PETER KÖRTE.

Joseph Coulson: "Abnehmender Mond". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ingo Herzke. Verlag C. H. Beck, München 2005. 416 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Joseph Coulson erzählt mit ungeheurer Intensität eine Chronik der amerikanischen Familie. Er hat ein starkes Gespür für Geschichte und ein feines für das Detail. Er ist der Fährmann zu dem Amerika um die Ecke - tragisch und wundersam." (John Reed)