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Günter Ogger will mit seinen provozierenden Thesen für Sprengstoff in der politischen Diskussion sorgen: Der Selbstbedienungsstaat muß abgeschafft, die Steuerschraube zurückgedreht werden. Die politische Klasse und alle, die von den heutigen Zuständen profitieren, werden sich gegen jede Veränderung wehren. Deshalb müssen wir die Reformen erzwingen! Entweder friedlich über Bürgerbegehren oder durch einen Umsturz wie einst in der DDR.

Produktbeschreibung
Günter Ogger will mit seinen provozierenden Thesen für Sprengstoff in der politischen Diskussion sorgen: Der Selbstbedienungsstaat muß abgeschafft, die Steuerschraube zurückgedreht werden. Die politische Klasse und alle, die von den heutigen Zuständen profitieren, werden sich gegen jede Veränderung wehren. Deshalb müssen wir die Reformen erzwingen! Entweder friedlich über Bürgerbegehren oder durch einen Umsturz wie einst in der DDR.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.1998

Der germanische Gully
Wieder einmal gibt Günter Ogger Gift und Galle frei

Sichere Verkaufserfolge lassen sich im Buchhandel kaum noch prognostizieren. Eine Ausnahme sind die Bücher von Günter Ogger. Seit von "Nieten in Nadelstreifen" 1992 mehr als eine Million Exemplare abgesetzt werden konnten, hat der Münchner Wirtschaftsjournalist seine Masche gefunden: aufmerksame Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften, Zusammenstellung der Artikel, die Klage über Deutschlands ökonomische Situation führen, Eliminierung aller reflexiven Passagen, Zusammenstellung des Rests zum Buch und - wichtigster Faktor - eine Alliteration in den Titel.

So entstanden nach "Nieten in Nadelstreifen" "Kartell der Kassierer", "König Kunde" und nun "Absahnen und Abhauen", der neueste Titel, der nichts enthält, was nicht auch die anderen drei Bücher schon erzählt hätten. Ogger schreibt prinzipiell für "den Steuerzahler", eine Schimäre, von der sich jeder angesprochen fühlen kann - aber niemand dürfte es, denn der Autor läßt keine Gruppe aus auf seinem Kreuzzug gegen die Wettbewerbsfeindlichkeit. Unternehmer, Handwerker, Gewerkschaftler, Beamte, Politiker - alles Fortschrittsfeinde, die sich der Neuorganisation des Standorts Deutschland entgegenstellen. Ihr Schlachtfeld ist der Rücken des Steuerzahlers; ein Terrain, das je nach Kapitel grün und blau gefärbt, breit und kräftig, gebeugt und gefurcht sein kann.

Auf die Argumentation des Buchs muß man nicht eingehen, sie bewegt sich nie oberhalb des Niveaus der Boulevardpresse und will das auch gar nicht. Ogger liebt schmissige Formulierungen, er schreibt für Leser, die nicht nachrechnen, wenn er die Zahl von Gewaltverbrechen in Berlin mit der in Hamburg vergleicht. Es ist nicht wirklich überraschend, daß in einer doppelt so großen Stadt etwas mehr als doppelt so viele Verbrechen begangen werden. Ogger aber staunt über die Diskrepanz der absoluten Zahlen und ernennt Berlin zum "Zentrum des organisierten Verbrechens".

Journalisten, die sich in ihren Artikeln gegen Diätenerhöhungen für Abgeordnete aussprechen, sind "Sozialneider", Politiker, die ihre Diäten erhöhen, aber sind "Absahner". Was ist nun Ogger? Jedenfalls jemand, der offensichtlich Oslo für die Hauptstadt von Schweden hält und Ronald Reagan für seine Defizitpolitik in den achtziger Jahren preist, nachdem er zuvor den Keynesianismus verteufelt hat. Jedenfalls auch jemand, der mit Zahlen bluffen kann: Zehn bis fünfzehn Prozent (oder gar mehr) der gegenwärtig 2,8 Millionen Sozialhilfeempfänger sollen den Staat hintergehen, aber "nur ein kleiner Teil der Sozialschmarotzer wird erwischt - 1994 zum Beispiel flogen 620000 ,nicht berechtigte Leistungsempfänger' auf". Für einen wie kleinen Teil von 280000 bis 420000 (oder auch noch etwas mehr) hält Ogger diese 620000 Fälle?

"Nein, Deutschland wird nicht scheitern", beruhigt er uns, auch wenn "der große Crash der Wohlstandsgesellschaft" nicht zu verhindern ist. Der aber sei nötig, um im Stillstandort wieder etwas zu bewegen. Dann werden all der Wohlstandsmüll und der personelle Unrat auf dem Kehrichthaufen des freien Markts landen. Bis dahin aber dienen uns Günter Oggers Bücher als große Gullys, in denen sich Gift und Galle des "Steuerzahlers" sammeln können. Alljährlich spucken sie dann ihren Inhalt wieder aus, und er kehrt zum Ausgangspunkt zurück. Nichts kann diesen Kreislauf stoppen. Gegen Gullys kämpfen selbst Götter vergeblich. ANDREAS PLATTHAUS

Günter Ogger: "Absahnen und Abhauen". Deutschland vor dem Chaos. Droemer-Knaur, München 1998. 352 S., geb., 39,90 DM.

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