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Die Österreicherin Anna Mitgutsch erzählt eine Liebesgeschichte und fängt gleichzeitig in eindrucksvollen Bildern die faszinierende Atmosphäre Jerusalems ein. Dvorah, eine österreichische Jüdin, kommt zur Zeit der Infada nach Israel. Dort lernt sie einen Mann kennen, den attraktiven, viel jüngeren Sivan. Er gibt sich als Armenier aus und arbeitet angeblich für ein UNO-Filmteam in den besetzten Gebieten. Seine wahre Herkunft und seine politischen Ziele bleiben Dvorah verborgen. Eines Tages ist er verschwunden. Dvorah durchstreift die Stadt, sucht ihn verzweifelt. Aus der Zeitung erfährt sie…mehr

Produktbeschreibung
Die Österreicherin Anna Mitgutsch erzählt eine Liebesgeschichte und fängt gleichzeitig in eindrucksvollen Bildern die faszinierende Atmosphäre Jerusalems ein. Dvorah, eine österreichische Jüdin, kommt zur Zeit der Infada nach Israel. Dort lernt sie einen Mann kennen, den attraktiven, viel jüngeren Sivan. Er gibt sich als Armenier aus und arbeitet angeblich für ein UNO-Filmteam in den besetzten Gebieten. Seine wahre Herkunft und seine politischen Ziele bleiben Dvorah verborgen. Eines Tages ist er verschwunden. Dvorah durchstreift die Stadt, sucht ihn verzweifelt. Aus der Zeitung erfährt sie schließlich, daß er ums Leben gekommen ist, und auch, auf welche Weise und aus welchem Grund.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.1995

Der Trost von Fremden
Anna Mitgutsch ist als Reiseleiterin keineswegs unbegabt

In seiner Werbung für das Buch nimmt der Verlag bereits die Pointe der Erzählung vorweg und verrät, was die Protagonistin bis zum Schluß nicht wahrhaben will: Der junge Araber, in den sie sich in Jerusalem verliebt hat, ist ein palästinensischer Terrorist. Dvorah, eine etwa fünfzigjährige Österreicherin mit Forschungsauftrag in New York, die ihre jüdische Identität spät, dafür um so vehementer entdeckt, reist nach Israel wie in ihre Wahlheimat, findet dort jüdische Freundinnen und bleibt doch eine Fremde.

Läßt sie sich deshalb auf den weit jüngeren Mann ein, der sich Sivan nennt und als armenischer Christ ausgibt? Beide treffen sich an der Grenze ihrer Welten. Dvorah traut sich kaum, ihren israelischen Freunden von ihrer Leidenschaft zu erzählen, Sivan lehnt es ab, sich mit ihr im jüdischen Teil Jerusalems sehen zu lassen. Sie begegnen einander im Niemandsland, lieben sich auf verlassenen Friedhöfen in Ostjerusalem, sind jeweils nur wenige Abendstunden zusammen und trennen sich vor Mitternacht, um allein wieder ihrer Wege zu gehen - bis zum nächsten Tag, am selben Ort, zur selben Stunde.

Dvorah erlebt die verborgene Topographie Jerusalems, die verbotenen Zonen und erlaubten Orte, lernt die unsichtbaren, aber scharf geschnittenen Grenzen kennen, die die arabischen, armenischen, christlichen, jüdischen Viertel voneinander trennen. Wer sie überschreitet, betritt Feindesland. Vielleicht sollte man Anna Mitgutschs Erzählung als gelungene Stadtbeschreibung lesen, denn als Liebesgeschichte scheitert sie daran, daß sie eine Spannung aufrechtzuerhalten versucht, die längst keine mehr ist.

Was Dvorah selbst nicht glauben mag, ahnt der Leser von Anfang an - und beginnt sich zu langweilen, wo sie immer noch hofft. Selbst als sie in der Zeitung von einer Schießerei zwischen israelischer Polizei und palästinensischen Terroristen liest und auf einem der Bilder den erschossenen Sivan erkennt, hält sie ein Versehen, einen tödlichen Zufall für nicht ausgeschlossen. Von der Unmöglichkeit einer Liebe im Niemandsland soll das Buch handeln und offenbart statt dessen die selbstsüchtige Weigerung Dvorahs, ihre Bilder von Sivan, ihren Freundinnen, von Israel und dem Judentum aufzugeben. Es ist die Geschichte einer uneingestandenen Desillusionierung. Nur davon erzählt Anna Mitgutsch nicht. MICHAEL WILDT

Anna Mitgutsch: "Abschied von Jerusalem". Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 1995. 288 S., geb., 36,- DM.

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