Ein virtuoser Roman über einen Tag im Leben eines serbisch-kanadischen Wissenschaftlers: An einem Wintertag, der damit beginnt, daß per Post die Asche seines Bruders eintrifft, gerät der Erzähler in einen Strudel der Erinnerungen an eine Jugend zwischen Punkrock, Ping pong und dem sich abzeichnenden Postjugoslawien.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2008Zur Sonne, Bruder
Das Abschiedsgeschenk des verschollenen Bruders kommt nach Jahren der Ungewissheit per Post: eine kleine Metallbüchse, die seine Asche enthält. Er starb mit dreiunddreißig Jahren an Kardiomyopathie - der Krankheit des großen Herzens. Als der Erzähler bei Kriegsbeginn Jugoslawien verließ und nach Kanada ins Exil ging, konnte er keine Bilder des Bruders mitnehmen. Es blieb ihm nur ein Heft mit philosophischen und poetischen Versuchen. Diese versucht der Erzähler zu enträtseln: Gabe und Liebe habe der Bruder genial in Worte zu fassen versucht. Durch die Erinnerung an ihn kehrt auch jene an die Jugend in Novi Sad zurück: mitunter trauervoll, mitunter recht komisch. Zwar sei es, so der Erzähler, unmöglich, über die Liebe zu schreiben. Aber dieser Roman, eine Hommage, tut nichts anderes, umkreist den bewunderten Bruder respekt- und liebevoll. Für sein Debüt erhielt Vladimir Tasic, Mathematikprofessor in Kanada, den serbischen Literaturpreis "Nin". (Vladimir Tasic: "Abschiedsgeschenk". Roman in drei Sätzen. Aus dem Serbischen übersetzt von Patrick Alac. SchirmerGraf Verlag, München 2007. 190 S., geb., 17,80 [Euro].) cann
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Abschiedsgeschenk des verschollenen Bruders kommt nach Jahren der Ungewissheit per Post: eine kleine Metallbüchse, die seine Asche enthält. Er starb mit dreiunddreißig Jahren an Kardiomyopathie - der Krankheit des großen Herzens. Als der Erzähler bei Kriegsbeginn Jugoslawien verließ und nach Kanada ins Exil ging, konnte er keine Bilder des Bruders mitnehmen. Es blieb ihm nur ein Heft mit philosophischen und poetischen Versuchen. Diese versucht der Erzähler zu enträtseln: Gabe und Liebe habe der Bruder genial in Worte zu fassen versucht. Durch die Erinnerung an ihn kehrt auch jene an die Jugend in Novi Sad zurück: mitunter trauervoll, mitunter recht komisch. Zwar sei es, so der Erzähler, unmöglich, über die Liebe zu schreiben. Aber dieser Roman, eine Hommage, tut nichts anderes, umkreist den bewunderten Bruder respekt- und liebevoll. Für sein Debüt erhielt Vladimir Tasic, Mathematikprofessor in Kanada, den serbischen Literaturpreis "Nin". (Vladimir Tasic: "Abschiedsgeschenk". Roman in drei Sätzen. Aus dem Serbischen übersetzt von Patrick Alac. SchirmerGraf Verlag, München 2007. 190 S., geb., 17,80 [Euro].) cann
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Laura Weissmüller zeigt sich recht angetan von Vladimir Tasic' Roman, in dem sich ihren Informationen zufolge ein serbischer Wissenschaftler an seinen Bruder und die mit ihm verbrachte Zeit erinnert. Dieser war ein von Universität zu Universität tingelnder Wissenschaftler mit Hang zu kuriosen Wissensspielen. Irgendwann verschwindet der Bruder spurlos, der Ich-Erzähler verlässt Novi-Sad und landet schließlich in Kanada. Die Geschichte um den Bruder bilde den Kern des Romans, schreibt die Rezensentin, gleichzeitig flechte der in Jugoslawien geborene, in Kanada Mathematik lehrende Autor aber auch eine mitunter schablonenartige, aber dennoch "erhellende" Einwandererperspektive ein. Ihr gefällt, wie Tasic es versteht, das Gewohnte absurd aussehen zu lassen und in "wundersam enthobene Vergleiche" zu verpacken. Dass er dem Leser dabei mitunter einiges an Geduld abverlangt, während er ihn von Anekdote zu Anekdote führt, kann sie ihm verzeihen, denn für sie ist der Roman eine sehr "kluge Verbeugung vor dem Leben, dieser surrealistischen Schatzkiste."
© Perlentaucher Medien GmbH
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