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Die sensationelle Briefauswahl von 177 bisher ungedruckten und 114 nur verstreut gedruckten Briefen bietet einen facettenreichen Überblick über Leben und Werk des Dichters. Unverzichtbar für jeden Benn-Leser!»Von mir werden einmal keine Briefe auftauchen wie von Rilke - ich bin kein Briefschreiber«, bemerkte Gottfried Benn einmal gegenüber seinem Verleger Max Niedermayer. Doch das Briefeschreiben gehörte so sehr zu Benns Leben wie das Dichten selbst.Holger Hof hat eine sorgfältig kommentierte Briefauswahl zusammengestellt, die durch faszinierende biographische und literarische Details…mehr

Produktbeschreibung
Die sensationelle Briefauswahl von 177 bisher ungedruckten und 114 nur verstreut gedruckten Briefen bietet einen facettenreichen Überblick über Leben und Werk des Dichters. Unverzichtbar für jeden Benn-Leser!»Von mir werden einmal keine Briefe auftauchen wie von Rilke - ich bin kein Briefschreiber«, bemerkte Gottfried Benn einmal gegenüber seinem Verleger Max Niedermayer. Doch das Briefeschreiben gehörte so sehr zu Benns Leben wie das Dichten selbst.Holger Hof hat eine sorgfältig kommentierte Briefauswahl zusammengestellt, die durch faszinierende biographische und literarische Details besticht. Im Wechsel verschiedener Tonlagen richtet Gottfried Benn seine Briefe an Freundinnen und Freunde, an literarische Wegbegleiter und erbitterte Gegner, an seine Ehefrauen und in zartem zugewandtem Ton an die Tochter Nele.Mehr als die Hälfte der Briefe sind bisher ungedruckt, ein Drittel war nur verstreut im Druck zugänglich. Der vorliegende Band bietet ein umfassendes und facettenreiches Bild von Gottfried Benns Leben in Briefen.
Autorenporträt
Gottfried Benn (1886-1956) war einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Auch in seiner Prosa sowie seinen Essays,autobiographischen Schriften und Briefen ist er der »Phänotyp« seiner Epoche. 1951 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.01.2018

LITERATUR
Wie Baumkuchen
Von Widersprüchen, tiefen Abneigungen und Texten wie Gebäck:
Vielschichtige, teilweise unveröffentlichte Briefe Gottfried Benns
VON STEPHAN SPEICHER
Ausgerechnet Gottfried Benn, der das Biografische wie das Psychologische für eine überlebte Kategorie hielt, ausgerechnet Benn hat unter seinen Lesern ein besonderes Interesse an seiner Person entzündet. Das setzte schon unmittelbar nach seinem Tod 1956 ein, bis heute erscheinen unveröffentlichte Briefe, zuletzt „Absinth schlürft man mit Strohhalm, Lyrik mit Rotstift“, herausgegeben von dem Benn-Biografen Holger Hof. Der Brief ist auch ein literarisches Genre, und Benn war das selbstverständlich bewusst. Aber abgesehen von denen an F. W. Oelze haben seine Briefe keinen Werkcharakter. Es sind in der Mehrzahl persönliche Äußerungen, nicht ohne sprachliche Lust und Kraft, aber oft erstaunlich ungezwungen, fast achtlos.
Insgesamt werden in der neuen Ausgabe 293 Stücke geboten, davon 179 bislang ungedruckte, 114 „nur verstreut gedruckte“, wie der Verlag mitteilt. Das ist nicht ganz richtig. Mehr als 70 davon kennt man aus den „Ausgewählten Briefen“ von 1957, einer Edition, die weit verbreitet und im Antiquariat ohne großen Aufwand zu bekommen ist. Immerhin sind sie nun philologisch genauer ediert und gründlicher kommentiert. Ein zweiter Punkt, der den Neuigkeitswert einschränkt, die Gemeinde allerdings kaum überraschen wird: Benn gehört zu den Autoren, die aus einem eng begrenzten Reservoir an Gedanken und Formen schöpfen. Früh schon und immer wieder wird die Abneigung gegen das literarische Leben, Akademien, Preise, Lesungen, Podiumsdiskussionen zur Sprache gebracht: „Ich bin nicht populär und wünsche es nicht zu sein. Ich halte das Publikum für Pöbel und Ruhm für eine Schiebung.“ Verfolgt von den Nationalsozialsten fühlt sich Gottfried Benn missachtet von der Öffentlichkeit, diese Haltung verfestigt sich nach 1945. Doch spätestens 1948, als die „Statischen Gedichte“ erscheinen, wendet sich die Lage. Immer noch bleibt der Autor knurrig, aber über die neue Anerkennung berichtet er seinen Briefpartnern gerne, über positive Rezensionen und Essays, vor allem, wenn sie im Ausland erscheinen, die Aufnahme in die Bayerische Akademie (die Berliner kommt ihm recht popelig vor, wie überhaupt das Nachkriegsberlin), die Hochschätzung durch Autoritäten wie Max Rychner und E. R. Curtius.
Nun sind auch die Briefe an Börries von Münchhausen, Hanns Johst oder Anton Waldmann, den Heeressanitätsinspekteur und höchsten Fachvorgesetzten des aktivierten Offiziers Benn, die bislang nur zitatweise bekannt waren, vollständig zu lesen. Das ist von Bedeutung. Man sieht, wie vorsichtig Benn den Ton wählt in diesen offiziellen Angelegenheiten – es geht um den scharfen Angriff, den Das Schwarze Korps, die Zeitschrift der Reichsführung SS, gegen ihn geführt hatte.
Einnehmend die Selbstironie, mit der sich Benn im Alter zeichnet: „Meine Frau sagt sowieso immer, alles, was ich schreibe, ist purer Schwindel, abgeschrieben und zusammengesucht, nichts Eigenes dabei.“ Ganz unrecht hatte sie wohl nicht. Von den „neueren Wissenschaftlern halte ich nur Planck für groß, dann Spengler und in gewissem Abstand Bergson“, das hat etwas Schwindelhaftes, auch wenn es Eigenes ist. Und dann wieder eindrucksvoll, mit welchem Respekt er Curtius, Heißenbüttel, Bense, Doderer und vor allem Adorno begegnete. Man sieht, wie genau er diese Größen einzurangieren wusste. Das Kompliment, das er Sieburg machte, seine Texte seien wie Baumkuchen, „das edelste und teuerste Gebäck (…) dieser weiche, zarte Teig, in dem man soviel Verdecktes u. Verstecktes schmeckt“, ist dagegen nicht ganz leicht zu bewerten.
Wenn Benn aus begrenzten Ressourcen schöpfte, so heißt es nicht, dass sein Weltbild geschlossen oder gefestigt gewesen wäre. Einmal rät er seiner Tochter Nele, sie solle sich nicht auf das „Weiblich-Mütterliche“ beschränken, unbedingt berufstätig bleiben, sie stehe doch auch vor ihrem Mann ganz anders da, wenn sie „ihn nicht um jede Krone bitten“ müsse. Und dann wieder findet er, dass ihre Tochter, seine Enkelin, nicht unbedingt eine gute Ausbildung brauche. Darauf angesprochen, hätte er sich aus diesem Widerspruch wohl nicht viel gemacht. „Altwerden heißt nämlich, dass man eigentlich überhaupt über nichts mehr Bescheid weiß.“ Das mit 69 Jahren zu sagen, das heißt in der Tat, den Maulwurfshügel freigeben, wenn Zwerge sich vergrößern wollen. Das will man dann doch lesen. Eine Hymne diesem Mann!
Gottfried Benn: „Absinth schlürft man mit Strohhalm, Lyrik mit Rotstift“. Ausgewählte Briefe 1904 – 1956. Herausgegeben und kommentiert von Holger Hof. Klett-Cotta/Wallstein Verlag, Stuttgart und Göttingen 2017. 623 Seiten, 39,90 Euro.
„Meine Frau sagt sowieso
immer, alles, was ich schreibe,
ist purer Schwindel.“
Gottfried Benn 1955 in seiner Berliner Wohnung.
Foto: Franz Hubmann/dpa picture alliance
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»Das will man doch lesen. Eine Hymne diesem Mann!« (Stephan Speicher, Süddeutsche Zeitung, 18.01.2018) »Der deutsche Schriftsteller und Arzt Gottfried Benn im Spiegel seiner Korrespondenz - eine erhellende Lektüre.« (Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung, 20.01.2018) »Neue Briefe von Gottfried Benn, die ihn einmal mehr als begnadeten Briefschreiber zeigen.« (Thomas Wegmann, Der Tagesspiegel, 24.12.2017) »In ihnen entfaltet sich sein ganz großes existenzielles Drama.« (Gisa Funck, Deutschlandfunk Büchermarkt, 30.04.2018) »Schon der Titel macht Lust aufs Lesen: »Absinth schlürft man mit Strohhalm, Lyrik mit Rotstift. Ausgewählte Briefe 1904-1956.« (André Fischer, Nürnberger Zeitung, 09.02.2018) »Der sorgfältig zusammengestellte Briefband ist ein wichtiges Dokument der Forschung, ein guter Einstieg in die Benn-Lektüre, Werkstattbericht und Doppellebenskunde.« (Michael Braun, Zeitschrift für Germanistik XXVIII, Heft 3, 2018) »Holger Hof hat die Briefe kenntnisreich kommentiert und mit vielen Detailinformationen angereichert.« (Christian Leistenschneider, Benn Forum 2018/2019, Bd. 6)