"1903 beschloss auch ich auszuwandern". Andreas Kordopatis ist noch ein junger Mann, als er - wie so viele seiner Generation - beschließt, sein karges Dorf in den Bergen der Peloponnes zu verlassen und in die USA auszuwandern. Ohne Papiere reist er quer durch das unbekannte Land, arbeitet illegal, ständig auf der Hut vor der Polizei; Jahrzehnte später flieht Kostas aus dem vom 2. Weltkrieg gezeichneten Land ebenfalls in die USA und kehrt nach einem langen Arbeitsleben als Fremder zurück in seine Familie; die ersten beiden Zigaretten eines Jungen sind auf traumatische Weise mit der deutschen…mehr
"1903 beschloss auch ich auszuwandern". Andreas Kordopatis ist noch ein junger Mann, als er - wie so viele seiner Generation - beschließt, sein karges Dorf in den Bergen der Peloponnes zu verlassen und in die USA auszuwandern. Ohne Papiere reist er quer durch das unbekannte Land, arbeitet illegal, ständig auf der Hut vor der Polizei; Jahrzehnte später flieht Kostas aus dem vom 2. Weltkrieg gezeichneten Land ebenfalls in die USA und kehrt nach einem langen Arbeitsleben als Fremder zurück in seine Familie; die ersten beiden Zigaretten eines Jungen sind auf traumatische Weise mit der deutschen Besatzung und dem Bürgerkrieg in Griechenland verbunden; ein seltsames Telegramm, das 1943 beim Bürgermeister von Skopelos eingeht, führt zu einer dramatischen Rettungsaktion von Thessaloniker Juden; der 18jährige Nasssios und acht seiner Genossen werden am Ende des Bürgerkriegs auf der Peloponnes bei dem Versuch, das scheinbar retttende Meer zu erreichen, aufgerieben; Jannis und Rania, ein Athener Kleinbürgerpaar im anbrechenden Konsumzeitalter der 80er Jahre, streitet sich bis aufs Blut; eine alternde bourgeoise Dame sinniert ohne Punkt und Komma über ihr Leben; fünf Zeilen eines traditionellen Lieds verwandelt der Autor zu einem furiosen und ironischen Streifzug durch die griechische Geschichte; die angehende Literaturwissenschaftlerin Krysta Stratigi interviewt den Autor über sein Leben und Werk.Valtinos macht in seinen Texten die karge Berglandschaft seiner Heimat zur Bühne für die Menschen in den Wechselfällen der Geschichte. Dabei bedient er sich einer großen Palette von Erzähltechniken: u. a. dorischer Monologe, dramatischer Dialoge und fiktiver Interviews. Es entsteht ein Panorama der jüngeren griechischen Geschichte und der in ihr gefangenen Menschen.Abstieg hinab zum Meer und flussaufwärts zurück: Die Edition Romiosini veröffentlicht erstmals auf Deutsch eine repräsentative Auswahl aus dem Werk des modernen Klassikers.
Valtinos, ThanassisThanassis Valtinos wurde 1932 in Arkadien/Peloponnes geboren und lebt seit 1950 in Athen. Sein literarisches Debüt erschien 1958 in einer Zeitschrift. Er wurde für seine Prosa mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Großen Staatspreis für Literatur für sein Gesamtwerk.Valtinos' literarischer Stil reicht von realistischer Berichterstattung bis zur postmodernen Collage erfundener Dokumente, seine Prosa umfasst so unterschiedliche Textarten wie Berichte, Monologe, Theaterdialoge, fiktive Zeitungsberichte, Werbungen, Bedienungsanleitungen und Interviews. Ebenso breitgefächert sind seine literarischen Bezüge: Zwar bilden der griechische Bürgerkrieg und seine Aufarbeitung einen Mittelpunkt seines literarischen Kosmos, er weiß jedoch auch von Migration zu berichten, das Kleinbürgertum zu sezieren oder über die eigenen Schreibprozesse zu reflektieren.Valtinos ist seit 2008 Mitglied der Athener Akademie und zählt zu den modernen Klassikern der zeitgenössischen Literatur Gri
echenlands, der eine ganze Generation zeitgenössischer Autorinnen und Autoren geprägt hat.
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