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Friedrich Schorlemmer streitet für die Demokratie. Friedrich Schorlemmer hat als Mitbegründer der Oppositionsbewegung in der DDR stets auf die Dialektik von Frieden, Freiheit, Menschen- und sozialen Rechten orientiert. Ebenso streitbar übt er in seinem neuen Buch Kritik an den Defiziten der parlamentarischen Demokratie in der Bundesrepublik und an Mißständen in modernen Massengesellschaften. Seine Reflexionen über die Demagogie von Medien wie Parteien, die Rückkehr des Krieges nach Europa, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Kampagnen gegen Ausländer und Asylbewerber entlarven alte und…mehr

Produktbeschreibung
Friedrich Schorlemmer streitet für die Demokratie. Friedrich Schorlemmer hat als Mitbegründer der Oppositionsbewegung in der DDR stets auf die Dialektik von Frieden, Freiheit, Menschen- und sozialen Rechten orientiert. Ebenso streitbar übt er in seinem neuen Buch Kritik an den Defiziten der parlamentarischen Demokratie in der Bundesrepublik und an Mißständen in modernen Massengesellschaften. Seine Reflexionen über die Demagogie von Medien wie Parteien, die Rückkehr des Krieges nach Europa, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Kampagnen gegen Ausländer und Asylbewerber entlarven alte und neue Feindbilder und Klischees. Schorlemmers Reden sind genaue Analysen des zeitgenössischen Bewußtseins. Der Querdenker setzt auf Alternativen und die Zivilcourage des Einzelnen. Er appelliert an jeden Bürger, "aus eigener Einsicht zu handeln".
Autorenporträt
Friedrich Schorlemmer, geboren 1944 in Wittenberge/Elbe, aufgewachsen in der Altmark. Studium der Theologie, 1978 - 92 Dozent am Evangelischen Predigerseminar und Prediger an der Schlosskirche in Wittenberg, seit 1992 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in der Lutherstadt Wittenberg. 1989 erhielt er für sein Wirken die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte und 1993 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2009 wurde Friedrich Schorlemmer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2001

In der Pose des Märtyrers
Friedrich Schorlemmer predigt über Diktatur und Demokratie

Friedrich Schorlemmer: Absturz in die Freiheit. Was uns die Demokratie abverlangt. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2000. 265 Seiten, 16,90 Mark.

Friedrich Schorlemmer bleibt sich treu. Wie der Teufel das Weihwasser, so fürchtet er den Vorwurf des Konformismus. Bei ihm hat sich das Wider-den-Stachel-Löcken längst vom Mittel zum Zweck verselbständigt. Was unter diktatorischen Verhältnissen noch funktionierte, wirkt unter freiheitlichen Bedingungen unfreiwillig komisch, zumal in der Pose des Märtyrers.

"Das richtige Wort zur richtigen Zeit zu sagen, auch wenn man riskiert, damit ganz allein zu stehen, das ist Zivilcourage", wird der Leser belehrt. Freilich hüte man sich davor anzunehmen, der Theologe lobe das vorbildliche Verhalten eines Dritten. Nein, hier spricht Schorlemmer über Schorlemmer. Und damit auch der letzte weiß, welch schwere Last es zu schultern gilt - "Niemand soll sich gleich überfordern" -, gibt der Meister gern seine Erfahrung kund: "Wer sich anrühren läßt und diese Anrührung ausdrückt, dem wird bald das Wort ,Betroffenheitskitsch' aufgedrückt. Wer das Gute gut und das Schlechte schlecht nennt und sich dafür einsetzt, bekommt flugs den ,Gutmensch-Stempel'."

Auch die Anhänger anheimelnder Predigten über Verständnisbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit dürften auf ihre Kosten kommen: "Versöhnung kann wie ein Befreiungsschlag wirken, mit dem der Panzer der Vergeblichkeit, der Bitternis und des verschütteten Zorns durchbrochen wird." Täter zu suchen oder Funktionäre zur Verantwortung zu ziehen (nachweisbare Menschenrechtsverletzungen ausgenommen ), erachtet er als wenig erfolgversprechend: "Die gewonnene Freiheit wird auf diese Weise nicht als ein innerer, lösender Befreiungsprozeß erlebt, sondern führt geradezu zu innerer Unfreiheit: durch (Selbst)Fixierung auf das, was (lang) zurückliegt." Wie solche Sätze mit der von ihm befürworteten politischen und moralischen Aufarbeitung in Einklang zu bringen sind, mag man sich kaum ausmalen. Welcher Moralbegriff steckt dahinter? Wie wirkt dieser auf die vielen namenlosen Opfer?

Schorlemmer, ansonsten meist Anwalt der (vermeintlich) Schwachen, ist das ganze Opfer-Gerede ohnehin ein Graus. Jene, "die sich einen Standpunkt und ihre Würde erhalten hatten, haben sich nicht so leicht zu ,Opfern' machen lassen", weist er die Wehleidigen in ihre Schranken. Seinem eigenen Schicksal bringt er mehr Empathie entgegen. "Als Sohn eines altmärkischen Landpastors war ich ,Feind von Geburt'". Er sei auch stets so behandelt worden. Bei ihm findet sich vieles, was nicht zusammengehören will. Rund ein dutzendmal geißelt er das SED-Regime als totalitär. Einerseits sieht er in der DDR "einen totalitären Staat mit einer Allmachtspartei" und wendet sich angewidert ab von "diesem totalitären und alternativlosen System". Andererseits stellt er den Antitotalitarismus an den Pranger und wirft den Kritikern der ostdeutschen Diktatur vor, sie würden diese "als totalitär abqualifizieren". Inhaltliche Stimmigkeit sucht man da vergebens.

Der Fluchtbewegung aus der DDR bescheinigt er zu Recht einen großen Anteil am Sturz des Honecker-Regimes. Dafür unterstellt er den "Ausreisern" - das böse Wort von den "Ausreißern" bleibt unausgesprochen - bloßen Karrierismus, weil "die sich seinerzeit nur um ihr eigenes Fort- und dann später um ihr Rauskommen gesorgt" hätten. Er weist zwar eine Verharmlosung des diktatorischen Systems explizit von sich, trägt aber faktisch mit der Rede vom ",Phantomschmerz DDR'" oder der Häme über die im Rückblick zornigen Zettelfalter ("Daß da durchaus eine Wahlkabine gestanden hatte, verdrängten sie") dazu bei. Die Unvereinbarkeit mit der folgenden Bewertung liegt offen zutage: "Das Aufbegehren und der Aufschrei der DDR-Geschädigten muß in der deutschen Öffentlichkeit hörbar werden, damit die Verklärung des DDR-Systems sich nicht weiter fortsetzt."

Was Schorlemmers Position gleichsam einzigartig im Lande macht, ist diese Widersprüchlichkeit. Es gibt ansonsten niemanden, der so harte Worte für das SED-Regime findet, dann aber seine Kritik wundersamerweise ins Gegenteil verkehrt. Insofern handelt es sich bei Schorlemmer um einen Relativierer im eigen(tlich)en Wortsinn. Schorlemmer ist ein roter Pfarrer in schwarzer Robe oder - laut Wolf Biermann - "ein Ablaßhändler zum Nulltarif".

RALF ALTENHOF

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Recht ungehalten äußert sich Rezensent Ralf Altenhof über Buch und Autor, dessen Märtyrer-Pose er mitunter nicht nur peinlich, sondern auch unfreiwillig komisch fand. Sehr genüsslich zitiert er Wolf Biermann, der den prominenten DDR-Ex-Dissidenten einmal einen "Ablasshändler zum Nulltarif" genannt hat. Es gebe niemanden, so Altenhof, der "so harte Worte für das SED-Regime" finden könne, dann aber seine Kritik "wundersamerweise" ins Gegenteil verkehre. Manche Positionen Schorlemmers fand der Rezensent sogar schwer mit der von ihm "befürworteten politischen und moralischen Aufarbeitung" in Einklang zu bringen. Lediglich die "Anhänger anheimelnder Predigten über Verständnisbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit" kämen laut Altenhof auf ihre Kosten.

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