Neresheim ist, obwohl abgelegen, das Ziel von Besuchern aus aller Welt geworden. Die Abteikirche (1747-1792) gilt als letzter Höhepunkt der europäischen Barockarchitektur. Sie ist ein spätes Meisterwerk des Balthasar Neumann aus Würzburg, eines der größten Architekten aller Zeiten. Zugleich sind die Deckenbilder Martin Knollers einer der großartigsten Freskenzyklen des Spätbarock in Süddeutschland. - Doch so eindrucksvoll und für viele überwältigend die Kirche auch ist, so schwer erschließt sich ihre Gesamtstruktur. Denn sie hat einen ungewöhnlich komplizierten Grundriss, der mit Hilfe vieler verschiedener Ovale in allen Teilen "kurviert" ist und den Aufbau wie auch den ganzen Raum in Schwingung versetzt, nicht nur an den Wänden, sondern vor allem auch an den Gewölben und Bögen. Will der Besucher über den ersten Eindruck hinaus zu einem vertieften Verständnis gelangen, muss er versuchen, die Struktur, also Grundriss und Aufbau bis zu den Gewölben, analytisch zu "lesen": Wie ist das Ganze gemacht, was ist der Sinn? Dieses Lesen erfordert Mühe, doch kommt der Genuss, die Freude an der Sache, dann von selbst. - Dieser Große Kunstführer will mit Text und Abbildungen eine Lesehilfe bieten. Bei der Planungs- und Baugeschichte, die für das Verständnis des fertigen Werkes eine wichtige Voraussetzung ist, sind die entscheidenden Entwicklungsschritte nachgezeichnet, um die prägenden Leitideen des Konzeptes herauszustellen. Wie diese im heutigen Bau verwirklicht sind und zu welcher Wirkung sie führen, wird in der Beschreibung gezeigt. Und endlich sind auch die Fresken und die übrige Ausstattung gewürdigt. Ziel des Großen Kunstführers ist es, in Respekt vor der Leistung der Barockkünstler beim heutigen Betrachter zur Freude an dieser Kunst und ihrem Höhepunkt Neresheim beizutragen.