Das Hearing zum Thema "Abtreibungstourismus der Polinnen" (poln. "Turystyka aborcyjna Polek"), das am 28.6.2010 im polnischen Sejm stattfand, machte die polnische Gesellschaft auf ein bisher selten angesprochenes Problem aufmerksam tausende Frauen fahren jährlich ins Ausland, um einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Der Grund für dieses Phänomen liegt im restriktiven Schwangerschaftsabbruchsgesetz der Republik Polen, das seit 1993 in Kraft ist. Die gesetzliche, politische, religiöse sowie gesellschaftliche Einstellung zu diesem Thema gibt polnischen Frauen, die sich für den Schwangerschaftsabbruch entschieden haben, wenig bis keinen Handlungsspielraum und keine Möglichkeit, ihr Problem mit ihrem Frauenarzt besprechen zu können. Um dem gesellschaftlichen Druck zu entkommen, unternehmen sie eine oft lange, kostspielige Reise ins Ausland (Deutschland, die Niederlande, Großbritannien, Österreich). In der vorliegenden Arbeit wurde ein Problem, das mit dem Abtreibungstourismus-Phänomen im engen Zusammenhang steht, untersucht der interkulturelle Aspekt der Kommunikation zwischen den österreichischen ÄrztInnen/Pflegepersonal und polnischen Patientinnen. Die Arbeit bietet einen Einblick in einen Bereich, dem aufgrund seiner Zwiespältigkeit der Status eines Forschungsgebiets oft verweigert wird.