Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 2, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Institut für Europäische Ethnologie), Veranstaltung: Kulturelle Dynamik und Pluralisierung: Nichtstun. Eine Kulturanalyse der Langeweile und des Müßiggangs, Sprache: Deutsch, Abstract: Wir tun es jeden Tag. Sei es in der Warteschlange im Supermarkt, im Stau an der roten Ampel oder auch in der Arbeit, wenn wir die baldige Kaffeepause oder den Feierabend herbeisehnen. Jeder von uns sieht sich in seinem Leben - ob freiwillig oder nicht ganz so freiwillig - wiederholt damit konfrontiert, warten zu müssen. So warten wir als Kind ungeduldig auf das Christkind, als Teenager auf die Volljährigkeit und später, während der Schwangerschaft, auf die Geburt unseres Kindes. Ein Häftling indes zählt die Tage bis zu seiner Entlassung, während ein Flüchtling die Antwort auf seinen Asylantrag abwarten muss und wieder andere verzweifelt auf der Intensivstation zu warten haben, ehe sie endlich über den Zustand ihres Angehörigen informiert werden. Wie diese Beispiele zeigen, umfasst das Warten ein sehr breites Spektrum an Verhaltensweisen und Gefühlsreaktionen. Wartezeit kann kurz sein, sich aber auch endlos an-fühlen oder gar ein ganzes Leben andauern, während sich ihre Gestalt, Ausrichtung und Bedeutung stets verändern. Das Warten muss jeder von uns erlernen, wobei sich die Art und Weise des Wartens, ebenso wie die Gründe dafür, je nachdem, wo auf der Erde man aufwächst, erheblich unterscheiden können.In der vorliegenden Arbeit soll versucht werden, anhand der Betrachtung profaner Situationen des Wartens, also auf den ersten Blick trivialer »Nichtereignisse«, unter die Oberfläche dieser scheinbar bedeutungslosen und inaktiven Betätigung zu blicken.3 Die Betrachtungen basieren dabei auf der Annahme, dass man selbst dann, wenn man vergeblich wartet, zumindest doch irgendetwas tut. Die Autoren Ehn und Löfgren untersuchen in ihrem Werk »Nichtstun. Eine Kulturanalyse des Ereignislosen und Flüchtigen«, auf dem die Betrachtungen des vorliegenden Aufsatzes in erster Linie basieren, recht triviale Beschäftigungen wie das Warten auf den Bus oder das Schlangestehen in Geschäften. Um der Frage nachzugehen, welche Form von »Nichtstun« wir überhaupt als Warten bezeichnen, setzen Ehn und Löfgren bei der konkreten Infrastruktur, also den Orten des Wartens, an, um daraufhin die Natur der Wartezeit zu betrachten. Auf dieser Basis soll - anhand theoretischer Betrachtungen sowie einer kleinen empirischen Untersuchung - in dieser Arbeit gefragt werden, wie Menschen Wartezeiten warum erleben, wie sie mit ihr umgehen und sie gestalten.
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