Der Zusammenhang von Armut und Krankheit ist seit vielen Jahren Gegenstand medizinischer, sozialwissenschaftlicher, politischer, historischer und philosophischer Diskussionen. Viel beachtete Zahlen der Bundesregierung stellten im Jahr 2011 heraus, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten Geringverdiener eine geringere Lebenserwartung haben als Besserverdienende. Ein Blick in die deutsche Geschichte zeigt jedoch, dass sozial schlechter gestellte Personengruppen schon früher in einem deutlich schlechteren Gesundheitszustand lebten. Handelt es sich bei der Untersuchung dieses Phänomens nicht um eine Kernfrage medizinischer und gesundheitspolitischer Überlegungen? Der vorliegende Band versucht, durch eine Fokussierung auf die Anerkennung und Selbstkonstitution von Gesunden und Kranken einen Blick auf ungleiche Gesundheitsverhältnisse zu werfen, der quer zu disziplinären medizinischen oder soziologischen Deutungsansätzen steht. Achtung und Missachtung in der Medizin werden dabei als zentrale, Gesundheitsverständnisse, Gesundheitserleben und Gesundheitsverhältnisse prägende Elemente gesehen. Unter anderem thematisieren Medizinhistoriker, Philosophen, Soziologen, Epidemiologen, Psychiater, Psychologen und Psychosomatiker die Tragweite von Anerkennung und Selbstkonstitution als Schlüsselkategorien in der Deutung der Zusammenhänge von (familiärer) Armut, Krankheit und Gesundheitspolitik.