Adalbert Stifter lebt 1826 1848 in Wien, studiert, unterrichtet, widmet sich der Malerei und reift zum Dichter. Mit einer Auftragsarbeit, der Redaktion des Sammelbandes Wien und die Wiener in Bildern aus dem Leben (1844), durchbricht er jedoch sein novellistisches Frühwerk. Der Einordnung dieser Wien-Anthologie in den historisch-literarischen Hintergrund folgt die Analyse von Stifters Beiträgen. Sie zeigt, wie er die umfangreiche Thematik der im 19. Jh. neuen Phänomene Industriegroßstadt und Vermassung verarbeitet durch eindringliche Metaphorik, Perspektivenwechsel, raisonnierende und philosophierende Blicke auf und hinter die Kulissen der Stadt, in die dargestellten Menschen und Dinge hineinschauend und ihre Wesenhaftigkeit erfassend. Stifter gelingt es, trotz Zensur und Unterhaltung dienender Schreibvorgabe, die Bewegung und Ausbreitung der großen Stadt im Sinne von Fortschritt und (sozio-kulturellem) Wandel zu hinterfragen und ihre Eigenheiten in Bezug auf Verflechtungen von Mensch, Ding, Maschine und Natur darzustellen. Ein Buch für alle an Kulturgeschichte, Topografie und natürlich Stadtbeschreibungen der kleinen (nicht-literarischen) Form Interessierten!