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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wird Ludwig Renn heute ein Publikum erreichen?" fragt Rezensent Michael Jeismann und ist erst selbst skeptisch. Doch die Geschichte vom adeligen Fähnrich und die von Renn "mit bitter heiterer Ironie" geschilderte "soldatische Klassengesellschaft" nimmt ihn dann doch gefangen. Diese Gesellschaft, die den Boden unter den Füßen verloren habe und sich daher an das Hergebrachte klammere, findet er "hellsichtig" und mit zahllosen Details beschrieben. Die Renn-Werkausgabe, in der dieser "wenig bekannte" Roman erschien, wird als "bemerkenswert", das Nachwort des Herausgebers als "instruktiv" gelobt. Das 1944 im mexikanischen Exil zuerst veröffentlichte Buch habe damals das "Versagen der alte Eliten" vor dem Nationalsozialismus thematisiert. Der zeitlich so "ferne Roman", findet der Rezensent, habe aber auch heute ein "untergründig kritisches Potential": weil er nämlich Grundmuster sozialer Dynamiken zum Vorschein bringe, und man durch die "Figuren eines durchsichtig-fein gewebten Vorhangs" Typen und Verhalten unserer eigenen Welt erblicken könne. Parallelen zur Gegenwart sieht der Rezensent besonders "im verblassenden Begriff vom 'guten Leben'". Hier kündigten sich Formen sozialen Lebens an, die "einen Untergang anderer Art" bedeuten würden. Solche Einsichten zu ermöglichen, lobt der Rezensenten, sei eine "literarisch-politische Leistung", die schwer genug wiege.