In der Reihe der Interpretationen zu Adolf Loos (1870-1933) wurde kaum je die Frage nach der Beziehung zwischen Geschriebenem und Gebautem gestellt. Dieser Analyse des architekturtheoretischen Programms im Kontext des gebauten Werks widmet sich die vorliegende Publikation, erweitert durch ein aktuelles Bilddossier von Bauten, Räumen, Oberflächen und Details, das dem Loos'schen Verständnis von Raum und Raumgestaltung visuell auf die Spur zu kommen sucht. Es erweist sich, dass der meist als Moralist und Asket dargestellte Loos gegen seine eigenen Gesetze, gegen den Geist seiner vielzitierten Bonmots verstossen hat. Nicht das Ornament war sein Hauptfeind; die ganze Ornament-Diskussion erscheint eher als ein Nebenschauplatz seines Krieges gegen eine veraltete Idee des Schönen in der Architektur - und für eine zeitgemässe Norm des Geschmacks. Ästhetik hatte für ihn nichts mehr mit dem Kunst-Schönen, sondern mit Formen der sinnlichen Erfahrung zu tun. Heute, wo Kunst, Architektur und Design zusammen als Lebensstil verpackt angeboten werden, erhält Adolf Loos' Forderung nach einer modernen architektonischen Kultur neue Aktualität.
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