Zentral für Adornos Selbstverständnis war seine jüdische Abkunft ebenso wie das Erlebnis des Nationalsozialismus, der ihn in die Emigration nach Amerika trieb. Dort schrieb er zusammen mit Max Horkheimer sein wirkungsmächtigstes Werk "Dialektik der Aufklärung". Darin leuchtet er vor dem Hintergrund der NS-Verbrechen die Schattenseiten der Moderne aus.
Als Haupt der Frankfurter Schule hat Adorno seinen festen Platz in der Philosophiegeschichte, war aber auch einer der wichtigsten Anreger, Förderer, Vermittler und Deuter im deutschen Geistesleben. Lorenz Jäger unternimmt es zum ersten Mal, Adornos philosophisch-literarisches Schaffen in die politischen Entwicklungen einzubetten. Er legt eine spannend zu lesende Darstellung vor, in der er Adornos Lebensweg einfühlsam nachzeichnet und in wichtigen Punkten neu deutet.
Als Haupt der Frankfurter Schule hat Adorno seinen festen Platz in der Philosophiegeschichte, war aber auch einer der wichtigsten Anreger, Förderer, Vermittler und Deuter im deutschen Geistesleben. Lorenz Jäger unternimmt es zum ersten Mal, Adornos philosophisch-literarisches Schaffen in die politischen Entwicklungen einzubetten. Er legt eine spannend zu lesende Darstellung vor, in der er Adornos Lebensweg einfühlsam nachzeichnet und in wichtigen Punkten neu deutet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2003LORENZ JÄGER, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat Adornos Leben knapp und faßlich dargestellt. Geschildert wird die Entwicklung der "Kritischen Theorie" und der Ästhetik Adornos im engen Zusammenhang seiner Freundschaften mit Max Horkheimer, seinem Kompositionslehrer Alban Berg, mit dem Philosophen Walter Benjamin, mit Thomas Mann, den er bei dem Musiker-Roman "Doktor Faustus" beriet, mit dem mephistophelisch dreinredenden Bertolt Brecht, mit Hanns Eisler und Paul Celan - und schließlich auch die Krise zwischen dem Lehrer und seinen Studenten, die ihn in seinem letzten Lebensjahr belastete. Adornos bleibende philosophische Leistung war die Beschreibung einer mit sich selbst zerfallenden Vernunft in der gemeinsam mit Horkheimer geschriebenen "Dialektik der Aufklärung". Die politische Biographie zeichnet den wechselhaften Weg nach, den Adorno und das Frankfurter Institut für Sozialforschung im Jahrhundert der Extreme gingen. (Lorenz Jäger: "Adorno". Eine politische Biographie. Deutsche Verlagsanstalt, München 2003, 319 S., geb., Abb., 22, 90 [Euro])
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kaum zu glauben, aber wahr: Was Lorenz Jäger in seiner Biografie präsentiert, verspricht der Rezensent Tim B.Müller, ist ein "Adorno, den jeder verstehen kann". Und zwar, noch erstaunlicher, ohne dass das mit einem allzu großen Verlust an intellektueller Genauigkeit verbunden sei. Schon die "Grundkonstellation", in die Jäger den Philosophen sozusagen hineingeboren sieht, nämlich die marxistische, die psychoanalytische und die Zwölfton-Lehre als Ausgangs-Hintergrund, vermag den Rezensenten als Analyseansatz im Grunde zu überzeugen. Ganz gerecht werde Jäger dem Sachverhalt zwar nicht, so sei, meint Müller, Adorno doch um einiges origineller gewesen, als von Jäger veranschlagt. Es geht dem Autor, hier wird es deutlich, zuletzt doch um ein Projekt der "Entzauberung". Auch in der allzu einseitigen Darstellung eines vermeintlichen Anti-Amerikanismus schieße er schon mal übers Ziel hinaus. Dabei lägen Jägers Stärken jedoch ohnehin weniger in der Auseinandersetzung mit philosophischen Entwürfen als in den "hinreißenden Miniaturen" von Zeit- und Weggenossen, in der Aufmerksamkeit auch für Nebensätze und Nebensächliches. Und genau das macht das Buch, so Müller, zur gelungenen "populären Biografie".
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