Produktdetails
  • Verlag: Sportverlag
  • Seitenzahl: 159
  • Abmessung: 290mm
  • Gewicht: 842g
  • ISBN-13: 9783328007715
  • Artikelnr.: 24001078
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.1997

Vorteil Becker mit Nutella-Lächeln

Vom Titel lächelt der bärtige Boris Becker verschmitzt, den Kopf leicht nach unten geneigt, den Blick direkt auf den Betrachter gerichtet. Das Bild stammt aus dem Nutella-Fernsehspot, einem Filmchen, in dem Becker nicht nur für eine Nußcreme Reklame macht, sondern auch noch en passant seine Lebensphilosophie erklärt. Dieses Bild, so wird am Ende des Buches erklärt, sei so etwas wie die Quintessenz aus fünfzehn Becker-Jahren, eine Aufnahme, die sowohl dem 17jährigen spitzbübisch-unbekümmerten Himmelsstürmer als auch dem fast 30jährigen gereiften Familienvater und Weltstar gerecht wird. Daß sich der deutsche Tennisheros in dieser Pose angemessen dargestellt fühlt, darf als sicher gelten. Der Titel des Buches heißt schließlich "Advantage Becker", also "Vorteil Becker", und da muß und soll der Mann, dem dieses Buch gewidmet ist, ausgesprochen vorteilhaft ins Bild gerückt werden. Im Vorwort erteilt Becker unter einem Foto, das ihn im Warteraum vor dem Centre Court von Wimbledon zeigt, dem Buch offiziell seinen Segen.

Auf 160 Seiten zeichnet Herausgeber Robert Lübenoff, der Beckers Karriere anfangs als Journalist und in den letzten Jahren als Inhaber einer Medienagentur intensiv begleitet hat, mit Hilfe des Fotografen und Becker-Intimus Paul Zimmer die sich dem Ende zuneigende Laufbahn "des Leimeners" nach. Das Buch ist keine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Becker, aber auch keine reine Heldenverehrung. Es ist eine Hommage an den grandiosen Tennisspieler und Entertainer Becker, ein Buch, das Beckers Karriere in schönen Bildern und Worten noch einmal aufleben läßt.

"Advantage Becker" ist ein wunderschönes Bilderbuch mit über 350 Aufnahmen aus dem Archiv des Tennisfotografen Zimmer. Der Stuttgarter Lichtbildner, der sowohl Becker als auch Steffi Graf schon seit deren Kindestagen mit der Kamera begleitet, zeigt nicht nur die vielen Gesichter und Karrierestationen des Boris Becker, sondern hat auch außerhalb des Platzes kräftig auf den Auslöser gedrückt: Becker mit dem Papst, dem Bundespräsidenten, Max Schmeling, Giorgio Armani, mit Diego Maradona, bei Siegesfeiern, als Ehemann und Familienvater und schließlich auf den Schlußseiten mit Frau Barbara im Mercedes-Oldtimer.

Doch so anschauenswert die Bilder auch sind, das Buch besteht aus mehr als nur bunten Fotos und einem umfangreichen Statistikteil, der jedes Becker-Match seit 1981 auflistet. Lübenoff und seine Mitarbeiter bereiten die Laufbahn mit unterschiedlichsten journalistischen Mitteln auf, mit Reportagen, Interviews, Zitaten. Vor allem aber die Kolumnen von Wegbegleitern beleuchten den Menschen und Tennisprofi Boris Becker aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.

Michael Stich schreibt zwar, daß "Boris und ich dankbar sein sollten, daß es uns beide zur gleichen Zeit gab", aber er beklagt auch, wie sehr er immer im Schatten der Lichtgestalt Becker stand, wie ungerecht er sich behandelt fühlt: "Aber für ihn und die Öffentlichkeit waren alle anderen deutschen Tennisspieler immer nur eine Ergänzung zum Tennisspieler Boris Becker." Deshalb komme für Stich auch keine Zusammenarbeit im deutschen Tennis in Frage: "Es liegt nur in der Persönlichkeit von Boris, daß er keine gleichwertigen Partner im Beruf neben sich akzeptiert."

Nicht minder lesenswert sind die Beiträge von Kevin Curren, den Becker bei seinem ersten Wimbledonsieg 1985 schlug, von Thomas Muster ("Ohne Boris wird Tennis ärmer sein"), von Günther Bosch, Bernhard Langer, Henry Maske oder auch von Carl-Uwe Steeb, der Becker erstmals als Zehnjähriger bei einem Jugendturnier traf. Er erzählt, wie er vor dem Duell der beiden in Wimbledon 1991 mit Becker im "Deutschen Haus" im Doppelbett ein Nickerchen machte. Heute sitzen die beiden als Teamchef und Davis-Cup-Kapitän in einem Boot. WOLFGANG SCHEFFLER

Besprochenes Buch: "Advantage Becker", Robert Lübenoff (Hrsg.), Sportverlag Berlin, 160 Seiten, über 350 Fotos, 39,90 Mark.

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