Quijote und Galileo reichen sich die Hände.
Cédric Cerrou ist ein moderner Don Quijote, der gegen die Windmühlen von Rassismus und Behörden kämpft. Aber nicht nur ein einzelner Sancho Panza unterstützt ihn, sondern eine ganze Armada engagierter Freiwilliger. Aber vor allem der Glaube an das Credo
der französischen Republik: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ liefert ihm Kraft. Diese drei…mehrQuijote und Galileo reichen sich die Hände.
Cédric Cerrou ist ein moderner Don Quijote, der gegen die Windmühlen von Rassismus und Behörden kämpft. Aber nicht nur ein einzelner Sancho Panza unterstützt ihn, sondern eine ganze Armada engagierter Freiwilliger. Aber vor allem der Glaube an das Credo der französischen Republik: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ liefert ihm Kraft. Diese drei „Slogans“ sind für ihn eben nicht nur bürokratische Papiertiger, sondern wahre Werte. Europäische Werte, die es allerdings nicht verhindern, dass das Mare nostrum zu einer Todesfalle wird und Menschen, die die Sahara und die Meeresfluten bezwungen haben, die Folter, Vergewaltigungen und Erpressungen überlebt haben, zu Ungewollten, zu Überflüssigen werden, zu Nicht-Menschen. Er scheut sich nicht, die Judentransporte im 2. Weltkrieg mit der Abschiebung, Wegschiebung dieser Menschen zu vergleichen. Obwohl er sich selbstredend darüber klar ist, dass dieser Vergleich eigentlich unakzeptabel ist. Dass es sich um zwei nicht vergleichbare Phänomene handelt, obwohl wiederum die Parallelen: Unmenschlichkeit auf europäischem Boden, nicht so leichtfertig abzuwinken sind.
Seine „Story“ beginnt im Frühjahr 2016, hat aber wie jede Geschichte ein Vorspiel.
Cédric Herrou ist ein Einzelgänger (konkreter: er war ein Einzelgänger), der sich in das grenznahe Royatal zwischen Italien und Frankreich zurückgezogen hat. In Nizza geboren, im Arianeviertel, einem sog. volkstümlichen Viertel, das man auch als Ghetto für die Armen, Schwarzen und Araber bezeichnete. Seine Mutter war ihm Vorbild – sie hat für eine Kinderschutz-Organisation Pflegekinder aufgezogen; Kinder, die niemand haben wollte. Kinder, die ihm und seinem Bruder vertraut und schwesterlich/brüderlich wurden.
Eine Afrika-Reise öffnet ihm die Augen: bei der Rückkehr sieht er, dass für seine Freunde die Zeit stehen geblieben ist, er selbst jedoch seine kleine Welt und die große Welt jetzt mit anderen Augen sieht. Weg von den Gefühllosen und den Gleichgültigen, ein freier Mensch sein. Er kauft ein dschungelähnliches Stück Land mit einer Hütte und einer Olivenplantage. Aber auch im Tal, in dem Einheimische und städtische Aussteiger (oder Einsteiger) leben, bleibt er ein Fremder ohne schwarz oder muslimisch zu sein.
Die große Welt holt die kleine Welt ein und Herrou wird im Laufe der nächsten Jahre zu dem Feindbild für die Hohenpriester des „Frankreich den Franzosen“. Er wird zum schleusenden „Kriminellen", zum Nestbeschmutzer, zum Paria abgestempelt. Er weiß nichts über Asylrecht, er ist kein Aktivist, er liebt die Menschheit nicht genug, um sie zu retten.Und doch wird aus ihm ein „Menschenfischer“. Einer, der von nun an sein Leben mit den Geflüchteten aus dem Sudan, aus Eritrea und aus Libyen teilt, einer, dem sie vertrauen und der ihnen ihre Würde zurückgibt, sie nicht mit Fragen belästigt, aber ihre tragischen Lebensläufe erahnt.
Es ist aufschlussreiche zu lesen, wie er zu einer Persona non grata stilisiert wird, wie er immer wieder verhaftet wird und doch immer wieder siegt. Ganz deutlich beschreibt er, wie „Ausländer und Geflüchtete“ ein Politikum sind, ein Geschäftskapital für gewisse politische Kreise, natürlich immer nur auf die „falschen“ Geflüchteten und Ausländer bezogen.
Cédric Herrou bietet den heimatlosen und traumatisiertenMenschen ein Schlüsselloch für eine neue Zukunft und findet zum Schluss einen neuen Fixpunkt für sie in der Emmaüs-Stiftung Roya, wo sie wieder zu Handelnden werden statt antriebslos im Meer des Nichts zu navigieren.
Die Welt braucht Menschen wie Cédric Herrou, die Welt braucht keine Fahnenschwenker und Worthülsenproduzenten. Sie braucht gelebte Zivilcourage und gelebte Menschlichkeit – wenn wir alle durch diese Lektüre ein Stückchen davon für uns mitnehmen und aktiv umsetzen, dann würde sich die Welt ändern.
Cédric.Herrou ist kein Held. Er ist ein Mensch. Und schon Brechts Galileo erkannte:
„Unglücklich das Land, das keine Helden hat!“
„Nein. Un