Ausgangspunkt für das Werk Ingeborg Bachmanns ist die Arbeit am Mythos als Baustein des Erzählens und deren Transformation in mythische Rede. Sie ermöglicht es, im Medium der Poesie die Grenzen realer Tabus und sprachkritischer Bewertungen der deutschsprachigen Literatur nach »Auschwitz« zu überschreiten. Mit dieser Perspektive kann Bachmanns Werk durch die spezifische Verknüpfung von Mythos und Erinnerungsthematik ästhetisch neu bewertet werden. Im Zentrum des Buches steht die Sicht auf eine genuine Poetik Bachmanns, die ihre intellektuelle Schreibweise betont und die Blickrichtung auf eine poeta docta freimacht, deren Schreiben mit zunehmendem Abstand zur Shoah an Bedeutung gewinnt. Die wesentliche Erkenntnis ist, dass Ingeborg Bachmann eine Dechiffrierarbeit der Topoi des Unsagbaren leistet, deren poetisches Verfahren in einer semantischen Um- und Neubesetzung von Symbolen und Metaphern besteht. Beide rhetorischen Figuren wurden von Hans Blumenberg und Ernst Cassirer in ihren Mythosstudien frühzeitig im Kontext der Darstellbarkeit und Lesbarkeit der Welt untersucht; ihre Schriften bilden die methodologische Basis für Bachmann.
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