Seit ihrem Gründungsakt Mitte des 18. Jahrhunderts definiert sich Ästhetik über eine besondere ratio und über die permanente (Selbst)Reflexion ihrer eigenen Geschichte. Die ausdrücklich kulturelle und gesellschaftliche Bezüglichkeit ist ihren Begriffe eingeschrieben. In den gegenwärtigen Diskursen und Neubestimmungen der ideellen Horizonte der Ästhetik ist eine latente und folgenreiche Marginalisierung dieser Bestimmungsmomente nicht zu übersehen. Der (re)konstruierende Vollzug ihrer Historizität erfolgt - wenn überhaupt - fast ausschliesslich auf die Interessen moderner Theoriekonstellationen hin. Alle Sozialität ist (fast) vollständig kassiert. Der sich herstellende Widerspruch zwischen der notwendigen Akzeptanz der Historizität und Sozialität ihrer Begriffe für den Selbst(bestimmungs)wert der Ästhetik und und ihrer Preisgabe ohne Not potenziert unter aktuellem Vorzeichen den Zweifel an ihrer perspektivischen Wirkung. Damit verbundenen Defiziten ist unter dem Aufmerksamkeitsparadigma postmodern praktizierter selbstreflexiver Kritik nur schwer zu entgehen. Vorliegende Publikation setzt an dieser Stelle ein. In fallstudienartigen Skizzen zu einigen Grundbegriffen ästhetischen Denkens, angeregt durch die ersten Bände des Historischen Wörterbuchs "Ästhetische Grundbegriffe" (Metzler: Stuttgart, Weimar 2000ff) wollen die Autoren durch wiederholende Lektüre historischer und moderner Texte (Kant, Freud, Nietzsche, Romantik) und mit epistemologischen Studien (Masse, Entfremdung, Schicht, Geschichte) epilogisch, d.h. im Sinne erwägender Teilnahme Geschichtlichkeit und Geschichte ebenso wie Kultur und Gesellschaft, reklamieren für die moderne Ästhetik. Als conditio sine qua non ihrer relationalen Perspektive. Und als Indikator einer grundlegenden Korrespondenz zu kulturwissenschaftlichen Diskursen.