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What happened around 1900 to universal semantic systems like aesthetics and ethics when German society underwent a radical change from a stratificational to a functional form of social differentiation? Drawing on the aesthetic persuasions of various philosophies operative at the time, the study discusses the thought configurations on which the universal claims of aesthetic and moral communication builds. Taking the debate on trash and pulp as an example, it shows how most of the participants in the debate used the discourse on art for the homogenization, definition, and prioritization of their…mehr

Produktbeschreibung
What happened around 1900 to universal semantic systems like aesthetics and ethics when German society underwent a radical change from a stratificational to a functional form of social differentiation? Drawing on the aesthetic persuasions of various philosophies operative at the time, the study discusses the thought configurations on which the universal claims of aesthetic and moral communication builds. Taking the debate on trash and pulp as an example, it shows how most of the participants in the debate used the discourse on art for the homogenization, definition, and prioritization of their own milieu constructs. The booksellers trading in cheap literature were the only ones to respond in line with the new functional differentiation of society, exploiting art as a medium for the formation of a hierarchy within the economic system.
Was passiert mit einer Universalsemantik wie der Ästhetik um 1900, als die deutsche Gesellschaft den Umbruch von einer stratifiktorischen hin zu einer funktionalen Differenzierungsform vollzieht? »Ästhetik im Umbruch« fragt nach den zentralen Begriffen von Ästhetiken der Jahrhundertwende und ihrer Funktion in der Selbstbeschreibung der Gesellschaft. Gesellschaft besteht - systemtheoretisch formuliert - aus nichts als dem Prozeß der sie konstituierenden Kommunikation; und die Ästhetik eignet sich für eine stratifikatorisch orientierte, das Subjekt und sein Milieu ins Zentrum rückende Selbstbeschreibung einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft in hohem Maße. Beispiele aus Monismus, Neukantianismus und Lebensphilosophie, aus katholischen sowie historisch-materialialistischen Kontexten zeigen, daß die Denkfigur von Form und Inhalt in der Ästhetik mit der Dialektik von Individuum und Gesellschaft in der Ethik korreliert: Das Schöne läßt sich so als ethisch relevant erklären. Die Studie bleibt hier jedoch nicht stehen. Was diese Beispielästhetiken auf hohem Niveau herleiten, findet sich in den Debatten um Schmutz und Schund im wilhelminischen Kaiserreich wieder. Vertreter der Kirchen, der Sozialdemokratie und andere Gruppierungen nutzen den Universalanspruch ästhetisch-moralischer Kommunikation zur Homogenisierung, Abgrenzung und Priorisierung ihrer Milieukonstrukte. Eine ganz andere Funktion der Ästhetik (und Ethik) verfolgen hingegen die Kolportagebuchhändler: sie setzen Moral und Kunst in ihren Beiträgen gezielt als Medien der Hierarchiebildung im Wirtschaftssystem ein und tragen so mit ihrer Auffassung der Gesellschaft als Massenkommunikation der funktionalen Ausdifferenzierung Rechnung.

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