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Produktdetails
  • Verlag: Belser
  • Seitenzahl: 128
  • Abmessung: 330mm
  • Gewicht: 1095g
  • ISBN-13: 9783763022496
  • Artikelnr.: 07687073
  • Herstellerkennzeichnung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.1999

Der König war als General ein Haudegen

Hungersnöte, Bürgerkrieg und eine Jahrzehnte dauernde Militärdiktatur haben Äthiopien für viele zum Inbegriff dessen werden lassen, was schlecht an Afrika ist. Doch solche Schreckensmeldungen, wie sie auch aus vielen anderen Staaten des Kontinents kommen, verstellen den Blick dafür, daß das Land in seiner Geschichte und Kultur nur wenig mit seinen Nachbarn gemeinsam hat. Seit Jahrtausenden nimmt es eine Sonderstellung ein: In keinem anderen afrikanischen Land ist der christliche Glaube vergleichbar tief verwurzelt. Und wer äthiopischen Bauern bei der Feldarbeit zusieht, kann bis heute beobachten, daß sie nicht die afrikanische Hacke, sondern den orientalischen Pflug verwenden. Für Völkerkundler ist das ein Nachweis dafür, daß Äthiopien als südlichster Vorposten der großen Mittelmeerzivilisation anzusehen ist.

Ein reich mit Farbfotos bebilderter Äthiopien-Band macht diese Besonderheiten auch den Lesern verständlich, die sich bisher mit der Region nicht befaßt haben. So legen etwa die in den roten Tuffstein gehauenen Felskirchen von Lalibela, das gläubige Äthiopier auch das "Neue Jerusalem" nennen, Zeugnis von der christlichen Prägung des Landes ab: Von oben nach unten und von außen nach innen wurden sie in den zuvor freigelegten Steinblock gemeißelt. Seit dem siebten Jahrhundert lebten die äthiopisch-orthodoxen Bewohner des Landes in unmittelbarer Nachbarschaft von Muslimen, die heute - wie die Christen auch - etwa fünfundvierzig Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die letzten jüdischen Falaschen verließen in den vergangenen Jahren das Land. Mitglieder aller drei Religionen kennen die legendäre "Königin von Saba", die für die Äthiopier die Mutter ihres ersten Königs ist. Nach einer Liebesnacht mit König Salomon soll sie Menelik I. zur Welt gebracht haben, der von seinem Vater zum König von Äthiopien gesalbt wurde. Bei seiner Abreise aus Jerusalem hat er angeblich die Bundeslade mitgenommen. Noch der letzte Kaiser Haile Selassie wurde als 225. Nachfolger Meneliks gekrönt. Den zweiten Menelik auf dem Thron gab es übrigens erst vor hundert Jahren. Er regierte von 1889 bis 1913 und schlug die Italiener 1896 aufs Haupt. Sein Reiterdenkmal in Addis Abeba zeigt unsere Abbildung. Anschaulich stellt das Buch Legenden und Traditionen dar, aber der äthiopische Alltag kommt ebenso vor wie die jüngsten politischen Entwicklungen. HANS-CHRISTIAN RÖSSLER

"Äthiopien. Kultur - Religion - Geschichte." Fotos von Peter Weikenmeier, Veronika und Dieter Stadtfeld und Michael Fischer. Text von Frank Lemke. Belser Verlag, Stuttgart 1998. 128 S., 150 Farb-Abb., geb., 68,- DM.

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