Liebe auf den ersten Blick: Bei der Vollbremsung eines überfüllten Autobusses in der Kairoer Innenstadt stossen ein junger Angestellter und eine Studentin zusammen. Statt ihren üblichen Beschäftigungen nachzugehen, verlassen sie gemeinsam den Bus und spazieren Hand in Hand in ein Café.Von diesem Tag an treffen sie sich dort täglich und schon bald auch heimlich in Wohnungen von Freunden und Bekannten. Das Liebesglück ist fast vollkommen, wäre da nicht die klitzekleine Tatsache, dass der sich für aufgeschlossen haltende und in Liebesdingen durchaus erfahrene Mann nicht darüber hinwegkommt, dass er nicht der erste Liebhaber seiner Freundin ist. Als die junge Frau nach fast zwei Jahren eine Schwangerschaft vortäuscht, um ihn zur Heirat zu bewegen, nimmt die Affäre ein jähes und für den Mann höchst unangenehmes Ende.Der ägyptische Autor Sabri Mussa ist ein glänzender Erzähler. Sein literarisches Debüt wurde von arabischen Kritikern als 'psychologisches Monodrama' gefeiert, das Vorbilder in der Weltliteratur, insbesondere Kafka, Sartre, Camus und Faulkner, erkennen lasse. Wie er die Liebesgeschichte lakonisch und poetisch zugleich in der Rückblende aus der Sicht des Mannes aufrollt, ist meisterhaft.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Markus Clauer preist in seiner knappen Rezension diesen kurzen Roman als "sarkastisch ziselierte Kleintragödie und hellsichtige ägyptische Gesellschaftsparabel". Es geht um einen erotomanen "Casanova", der sich seinem Kummer darüber hingibt, dass seine neueste Geliebte offenbar vor ihm schon andere geliebt hat. Das Buch ist bereits 1962 im ägyptischen Original erschienen und begründete neben kürzeren Zeitungstexten und Kurzgeschichten den "Klassikerstatus" Mussas, informiert der begeisterte Rezensent. Er lässt die Leser noch wissen, dass der Verlag sich aufgrund der Kürze des Romans dazu entschlossen hat, noch drei Kurzgeschichten in dem Band zu publizieren, auf die Clauer jedoch nicht weiter eingeht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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