Helge Timmerberg, Abenteurer und Globetrotter, hat den letzten ihm noch unbekannten Kontinent bereist, sieben Monate lang, von Nord nach Süd, von Ost nach West. Afrika lag vor ihm wie eine Großwildjagd nach Geschichten. In den Großstädten inspizierte er die Hölle auf Erden, in der Serengeti das Paradies. Er war mit Buschfliegern unterwegs, mit uralten Dampfern, und bangte bei einem nächtlichen Fußmarsch um sein Leben. Er schwamm mit Krokodilen, wurde von einem Elefanten attackiert und von einem Nashorn verfolgt. Er durchstreifte den Regenwald in Uganda, besuchte die weißen Strände von Sansibar und entdeckte die schönste Insel Afrikas, die Ilha de Moçambique. Er wurde im Senegal mit einem Voodoozauber belegt und lernte in Malawi das kleine Einmaleins der Korruption kennen. Er zog durch die Reggaekneipen von Dakar, traf Marabouts, Primatenforscher, Straßendiebe und Lisa. Dank ihr verbindet sich seine Liebe zum Abenteuer mit dem Abenteuer der Liebe. Beides hat seine Risiken: durchgeknallte Gefühle.
Das berühmte "afrikanische Fieber": Helge Timmerberg hat es gesucht und gefunden. Ein hintergründiges, lebenskluges und lustiges Buch und eine ebenso exzentrische wie sympathische Abenteurergeschichte, wie sie heute kaum noch zu erleben ist.
Das meint die buecher.de-Redaktion: Helge Timmerberg ist zum ersten Mal nach Afrika gereist. Und hat es nicht bereut. Wenn Helge Timmerberg von seinen Reisen erzählt, erfährt man nicht nur hoch amüsant etwas über die bereisten Länder, sondern auch über die zurückgelassene Heimat.
Wer selber weltenbummelt, wird manches auch so ähnlich erlebt haben, wer nicht, hat in African Queen den perfekten Ersatz.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Das berühmte "afrikanische Fieber": Helge Timmerberg hat es gesucht und gefunden. Ein hintergründiges, lebenskluges und lustiges Buch und eine ebenso exzentrische wie sympathische Abenteurergeschichte, wie sie heute kaum noch zu erleben ist.
Das meint die buecher.de-Redaktion: Helge Timmerberg ist zum ersten Mal nach Afrika gereist. Und hat es nicht bereut. Wenn Helge Timmerberg von seinen Reisen erzählt, erfährt man nicht nur hoch amüsant etwas über die bereisten Länder, sondern auch über die zurückgelassene Heimat.
Wer selber weltenbummelt, wird manches auch so ähnlich erlebt haben, wer nicht, hat in African Queen den perfekten Ersatz.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Stefan Fischer ist Helge Timmerbergs neuer Flamme sehr dankbar, dass sie es geschafft hat, den großen Globetrotter endlich mal nach Afrika zu lotsen, von dem er sich bisher ferngehalten hatte. Und offenbar merkt man ihm auch auch, dass die Abenteuer, die es im Senegal oder in Malawi zu erleben gibt, sind nicht immer nach Timmerbergs Geschmack. Kakerlaken erlegen etwa, aufdringliche Verkäufer abschütteln oder sein schlechtes Kolonialgewissen ausquetschen lassen. Doch zum Glück besitzt Timmerberg ausreichend Sinn für Pointen und Selbstironie, so dass ihm der Rezensent freudig durch die Savanna folgte und die magischen Momente erlebte, die man in einem "5-Sterne-Kokon" niemals erleben würde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2012Einzelgänger auf Abwegen
„Tu etwas“: Helge Timmerberg nimmt unterwegs auf vieles Rücksicht. Aber auf eine Begleiterin? Das ist er nicht
gewohnt. Doch er stellt sich in seinem Afrika-Abenteuer der Rolle des Helden Von Stefan Fischer
Da hat einer das Reisen zum Beruf gemacht. Und dann ekelt er sich vor Kakerlaken. Das Tier, um das es konkret geht, ist zwar nicht besonders groß und offenbar auch bereits halbtot. Doch Helge Timmerberg ekelt sich vor ihm. Er kann die Kakerlake nicht einmal zertreten; denn dann würde er sich sogar doppelt ekeln, vor dem Tier und fortan auch vor seinem Schuh.
Aber Timmerberg kommt nicht aus. Denn seine Begleiterin fordert von ihm: „Tu etwas.“ Also tut er etwas. Er holt den Gärtner, der die Kakerlake in die eine Hand nimmt und sie sich in die Hosentasche steckt. Die zweite Hand nimmt ein Trinkgeld entgegen. Helge Timmerberg ist noch nicht richtig angekommen in Afrika, er ist über verschiedene Flughäfen und Hotels vielmehr noch in der Anreise begriffen, da steckt er bereits mitten in den beiden Dilemmas, die dieses Abenteuer prägen werden. Das eine ist privater Natur: Der Reiseschriftsteller ist entgegen seiner Gewohnheit nicht alleine unterwegs, sondern zusammen mit einer Frau. Mit der Frau, die er liebt. Timmerberg begleitet sie an den Malawisee, wo Lisa, so heißt sie, drei Monate lang in einer Lodge arbeiten wird. Sie hatte den Vertrag unterschrieben, der ursprünglich sogar für ein Jahr gelten sollte. Und dann diesen Mann kennen gelernt. Immerhin kommt er mit. Das ist der Vorteil daran, dass das Reisen sein Beruf, seine Berufung ist.
Die Art zu reisen verändert sich jedoch, wenn man zu zweit unterwegs ist. Erst recht, wenn man den anderen liebt, und der bittet: „Tu etwas.“ Aber wie leicht ändert sich – trotz einer frischen Beziehung – ein Mann von 60 Jahren, der stets seiner eigenen Wege gegangen ist? Das ist die Schwierigkeit daran, dass für Timmerberg das Unterwegssein, genauer: seine Art des Unterwegsseins eine Lebenseinstellung ist.
Das zweite Dilemma ist ein globalgesellschaftliches. Helge Timmerberg tippt in der kleinen Kakerlaken-Szene ein Thema an, das ihn immer wieder einholen wird und das auch weit über das Reiseabenteuer hinausweist, welches er in „African Queen“ schildert: Es ist der Einfluss des Tourismus, zumal in Afrika, auf das Verhalten der Menschen vor Ort. Timmerberg malt sich aus, wie in Malawi bald jeder Hotelgärtner in jedem Zimmer eine Kakerlake platziert, „weil das Trinkgeld, das einst ein weißer Mann einem der ihren gab, doppelt so hoch wie sein Tageslohn war“.
Da kokettiert er natürlich und nutzt die Anekdote für eine Pointe und einen Moment der Selbstironie. Das macht viel vom Charme seiner Reisebücher aus. Zugleich skizziert er eine ernste Problematik, die er nicht lösen kann und auch gar nicht lösen möchte. In Afrika sei der Gast nicht König, so Timmerberg, sondern Entwicklungshelfer. Und er werde als solcher mitunter gnadenlos ausgenutzt.
Zwischendurch verlässt Timmerberg die Lodge, er fliegt eines journalistischen Auftrags wegen nach Westafrika. Für ein paar Tage ist er in Dakar, unentwegt wird er angequatscht von Menschen, die – tja, was wollen sie von ihm? Ihm etwas verkaufen? Ihr Englisch aufpolieren? Eine Spende erbetteln? „Ça va?“, wie geht’s, so versuchen sie anzubandeln. Wenn er hartnäckig gar nicht reagiert, werfen ihm die Aufdringlichen vor, unhöflich zu sein. Timmerberg hält dagegen: selber unhöflich. Er will spazieren und nicht unentwegt Machtspiele gewinnen müssen.
Einen kann er nicht abwimmeln, der gibt sich als Mitarbeiter der Unesco aus. Er führt Timmerberg durch die Straßen von Dakar, schließlich landen sie in einem Lebensmittelladen, der Mann bittet um eine Spende für Kinder. „Gern, antworte ich. Ich meine das ernst, nicht zynisch“, schildert Timmerberg die Szene. Einen großen Sack Reis könne er kaufen, schlägt der Mann vor. Für umgerechnet 150 Euro. Viel Geld in einer Situation, in der man nicht einschätzen kann, ob der Mann wirklich im Auftrag der Unesco unterwegs oder nicht doch ein Gauner ist. Schließlich bekommt er etwas Geld. Die hungrigen Kinder der Stadt werden davon nicht profitieren. Glaubt jedenfalls Timmerberg, als er die Gier beobachtet, mit der die Scheine entgegengenommen werden. Er fühlt sich verarscht. Und nimmt sich das Recht heraus, sich zu ärgern: „Das schlechte Gewissen der exkolonialen Rasse zollt Leuten Respekt, die absolut keinen Respekt vor mir haben.“
Erlebnisse wie dieses sind für Helge Timmerberg aber kein Grund, mit Afrika zu brechen. Er ist neugierig auf diesen Kontinent, den er vergleichsweise wenig kennt. Er traut ihm sogar zu, dass er ihm hilft in seiner Beziehung zu Lisa. Die drei Monate in der Lodge sind vorbei und für Lisa damit ein Traum, der eigentlich ein Jahr lang dauern sollte. Sie wird zurückgehen nach Wien und wieder als Französischlehrerin arbeiten. Aber nicht sofort, Timmerberg möchte ihr den geplatzten Traum ersetzen. Die beiden ziehen also noch „ein bisschen durch Afrika, zu den Palästen, die ich ihr versprach“. Paläste jedoch nicht aus Marmor, „sondern die unserer Träume“. Um besondere Momente geht es, um eine besondere Atmosphäre und nur sehr am Rand um Architektur. So einzelgängerisch Helge Timmerberg auf der einen Seite ist: Reisen bedeutet für ihn vor allem, anderen Menschen zu begegnen. Auf die Gefahr hin, dass sie Gauner sind.
Die erste Station der beiden, nachdem sie der Lodge am Malawisee den Rücken gekehrt haben, ist die Ilha de Moçambique. Sie ziehen in das Gästehaus, das ein italienischer Architekt betreibt, genießen den Luxus, den es bietet. Da ist es wieder, das magische Wort der Reisesehnsüchtigen und der Urlaubsindustrie: ein Paradies sei das hier, oder jedenfalls eine winzige Ecke davon. Besonders tut es den beiden Roma an, der Bedienstete, der sich um ihr Wohlergehen kümmert. Sie lernen ihn als einen stets gut gelaunten, fröhlichen Menschen kennen und schätzen. Doch während Timmerberg und seine Freundin zu Gast sind, stirbt Romas Frau und mit ihr das Kind, das die beiden erwartet haben. „Mit einem Schlag bricht unsere Reiseseligkeit in sich zusammen“, schreibt Timmerberg. Es gibt kein Paradies, schon gar nicht in Afrika. Es gibt höchstens magische Momente.
Die erlebt man aber nicht in einem Fünf-Sterne-Kokon, aus dem jede Niederträchtigkeit der Welt ausgesperrt ist. Glück erlebt nur, wer auch das Unglück kennt, Schönheit nur, wer Hässliches gesehen hat. Wie in vielen guten Reisebüchern machen den eigentlichen Wert auch in diesem die Geschichten über die Menschen aus, denen man darin begegnet. Verrückte und traurige Geschichten, lustige und verstörende. Helge Timmerberg hält diese Stimmungen in der Schwebe, manchmal spielt er sie auch gegeneinander aus. Nicht immer wird er schlau aus dem, was er erlebt, nicht immer ist er Herr der Lage. Das ist ihm hoch anzurechnen. Anfangs hatte er sich gegen das Afrika-Abenteuer gesträubt, er glaubte sich „überreist“, nicht mehr neugierig. Dann ist er doch los, und es war wie immer: Er wurde überrascht, positiv wie negativ, von Menschen und Situationen. Er hat sich begeistern lassen und Fehler begangen. Kurz: Helge Timmerberg ist auf seinen vielen Reisen weder altklug noch zynisch geworden. Und er kennt mehr Themen als die eigene Befindlichkeit. Über die er übrigens vortrefflich spotten kann: Etwa, wenn er von seinem Geisterglauben erzählt und von seinem Abwehrzauber.
In Afrika ist der Gast
nicht König, sondern
Entwicklungshelfer
Reisen bedeutet, Menschen
zu begegnen. Auf die Gefahr
hin, dass sie Gauner sind
Helge Timmerberg
African Queen
Ein Abenteuer. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2012. 302 Seiten, 19,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
„Tu etwas“: Helge Timmerberg nimmt unterwegs auf vieles Rücksicht. Aber auf eine Begleiterin? Das ist er nicht
gewohnt. Doch er stellt sich in seinem Afrika-Abenteuer der Rolle des Helden Von Stefan Fischer
Da hat einer das Reisen zum Beruf gemacht. Und dann ekelt er sich vor Kakerlaken. Das Tier, um das es konkret geht, ist zwar nicht besonders groß und offenbar auch bereits halbtot. Doch Helge Timmerberg ekelt sich vor ihm. Er kann die Kakerlake nicht einmal zertreten; denn dann würde er sich sogar doppelt ekeln, vor dem Tier und fortan auch vor seinem Schuh.
Aber Timmerberg kommt nicht aus. Denn seine Begleiterin fordert von ihm: „Tu etwas.“ Also tut er etwas. Er holt den Gärtner, der die Kakerlake in die eine Hand nimmt und sie sich in die Hosentasche steckt. Die zweite Hand nimmt ein Trinkgeld entgegen. Helge Timmerberg ist noch nicht richtig angekommen in Afrika, er ist über verschiedene Flughäfen und Hotels vielmehr noch in der Anreise begriffen, da steckt er bereits mitten in den beiden Dilemmas, die dieses Abenteuer prägen werden. Das eine ist privater Natur: Der Reiseschriftsteller ist entgegen seiner Gewohnheit nicht alleine unterwegs, sondern zusammen mit einer Frau. Mit der Frau, die er liebt. Timmerberg begleitet sie an den Malawisee, wo Lisa, so heißt sie, drei Monate lang in einer Lodge arbeiten wird. Sie hatte den Vertrag unterschrieben, der ursprünglich sogar für ein Jahr gelten sollte. Und dann diesen Mann kennen gelernt. Immerhin kommt er mit. Das ist der Vorteil daran, dass das Reisen sein Beruf, seine Berufung ist.
Die Art zu reisen verändert sich jedoch, wenn man zu zweit unterwegs ist. Erst recht, wenn man den anderen liebt, und der bittet: „Tu etwas.“ Aber wie leicht ändert sich – trotz einer frischen Beziehung – ein Mann von 60 Jahren, der stets seiner eigenen Wege gegangen ist? Das ist die Schwierigkeit daran, dass für Timmerberg das Unterwegssein, genauer: seine Art des Unterwegsseins eine Lebenseinstellung ist.
Das zweite Dilemma ist ein globalgesellschaftliches. Helge Timmerberg tippt in der kleinen Kakerlaken-Szene ein Thema an, das ihn immer wieder einholen wird und das auch weit über das Reiseabenteuer hinausweist, welches er in „African Queen“ schildert: Es ist der Einfluss des Tourismus, zumal in Afrika, auf das Verhalten der Menschen vor Ort. Timmerberg malt sich aus, wie in Malawi bald jeder Hotelgärtner in jedem Zimmer eine Kakerlake platziert, „weil das Trinkgeld, das einst ein weißer Mann einem der ihren gab, doppelt so hoch wie sein Tageslohn war“.
Da kokettiert er natürlich und nutzt die Anekdote für eine Pointe und einen Moment der Selbstironie. Das macht viel vom Charme seiner Reisebücher aus. Zugleich skizziert er eine ernste Problematik, die er nicht lösen kann und auch gar nicht lösen möchte. In Afrika sei der Gast nicht König, so Timmerberg, sondern Entwicklungshelfer. Und er werde als solcher mitunter gnadenlos ausgenutzt.
Zwischendurch verlässt Timmerberg die Lodge, er fliegt eines journalistischen Auftrags wegen nach Westafrika. Für ein paar Tage ist er in Dakar, unentwegt wird er angequatscht von Menschen, die – tja, was wollen sie von ihm? Ihm etwas verkaufen? Ihr Englisch aufpolieren? Eine Spende erbetteln? „Ça va?“, wie geht’s, so versuchen sie anzubandeln. Wenn er hartnäckig gar nicht reagiert, werfen ihm die Aufdringlichen vor, unhöflich zu sein. Timmerberg hält dagegen: selber unhöflich. Er will spazieren und nicht unentwegt Machtspiele gewinnen müssen.
Einen kann er nicht abwimmeln, der gibt sich als Mitarbeiter der Unesco aus. Er führt Timmerberg durch die Straßen von Dakar, schließlich landen sie in einem Lebensmittelladen, der Mann bittet um eine Spende für Kinder. „Gern, antworte ich. Ich meine das ernst, nicht zynisch“, schildert Timmerberg die Szene. Einen großen Sack Reis könne er kaufen, schlägt der Mann vor. Für umgerechnet 150 Euro. Viel Geld in einer Situation, in der man nicht einschätzen kann, ob der Mann wirklich im Auftrag der Unesco unterwegs oder nicht doch ein Gauner ist. Schließlich bekommt er etwas Geld. Die hungrigen Kinder der Stadt werden davon nicht profitieren. Glaubt jedenfalls Timmerberg, als er die Gier beobachtet, mit der die Scheine entgegengenommen werden. Er fühlt sich verarscht. Und nimmt sich das Recht heraus, sich zu ärgern: „Das schlechte Gewissen der exkolonialen Rasse zollt Leuten Respekt, die absolut keinen Respekt vor mir haben.“
Erlebnisse wie dieses sind für Helge Timmerberg aber kein Grund, mit Afrika zu brechen. Er ist neugierig auf diesen Kontinent, den er vergleichsweise wenig kennt. Er traut ihm sogar zu, dass er ihm hilft in seiner Beziehung zu Lisa. Die drei Monate in der Lodge sind vorbei und für Lisa damit ein Traum, der eigentlich ein Jahr lang dauern sollte. Sie wird zurückgehen nach Wien und wieder als Französischlehrerin arbeiten. Aber nicht sofort, Timmerberg möchte ihr den geplatzten Traum ersetzen. Die beiden ziehen also noch „ein bisschen durch Afrika, zu den Palästen, die ich ihr versprach“. Paläste jedoch nicht aus Marmor, „sondern die unserer Träume“. Um besondere Momente geht es, um eine besondere Atmosphäre und nur sehr am Rand um Architektur. So einzelgängerisch Helge Timmerberg auf der einen Seite ist: Reisen bedeutet für ihn vor allem, anderen Menschen zu begegnen. Auf die Gefahr hin, dass sie Gauner sind.
Die erste Station der beiden, nachdem sie der Lodge am Malawisee den Rücken gekehrt haben, ist die Ilha de Moçambique. Sie ziehen in das Gästehaus, das ein italienischer Architekt betreibt, genießen den Luxus, den es bietet. Da ist es wieder, das magische Wort der Reisesehnsüchtigen und der Urlaubsindustrie: ein Paradies sei das hier, oder jedenfalls eine winzige Ecke davon. Besonders tut es den beiden Roma an, der Bedienstete, der sich um ihr Wohlergehen kümmert. Sie lernen ihn als einen stets gut gelaunten, fröhlichen Menschen kennen und schätzen. Doch während Timmerberg und seine Freundin zu Gast sind, stirbt Romas Frau und mit ihr das Kind, das die beiden erwartet haben. „Mit einem Schlag bricht unsere Reiseseligkeit in sich zusammen“, schreibt Timmerberg. Es gibt kein Paradies, schon gar nicht in Afrika. Es gibt höchstens magische Momente.
Die erlebt man aber nicht in einem Fünf-Sterne-Kokon, aus dem jede Niederträchtigkeit der Welt ausgesperrt ist. Glück erlebt nur, wer auch das Unglück kennt, Schönheit nur, wer Hässliches gesehen hat. Wie in vielen guten Reisebüchern machen den eigentlichen Wert auch in diesem die Geschichten über die Menschen aus, denen man darin begegnet. Verrückte und traurige Geschichten, lustige und verstörende. Helge Timmerberg hält diese Stimmungen in der Schwebe, manchmal spielt er sie auch gegeneinander aus. Nicht immer wird er schlau aus dem, was er erlebt, nicht immer ist er Herr der Lage. Das ist ihm hoch anzurechnen. Anfangs hatte er sich gegen das Afrika-Abenteuer gesträubt, er glaubte sich „überreist“, nicht mehr neugierig. Dann ist er doch los, und es war wie immer: Er wurde überrascht, positiv wie negativ, von Menschen und Situationen. Er hat sich begeistern lassen und Fehler begangen. Kurz: Helge Timmerberg ist auf seinen vielen Reisen weder altklug noch zynisch geworden. Und er kennt mehr Themen als die eigene Befindlichkeit. Über die er übrigens vortrefflich spotten kann: Etwa, wenn er von seinem Geisterglauben erzählt und von seinem Abwehrzauber.
In Afrika ist der Gast
nicht König, sondern
Entwicklungshelfer
Reisen bedeutet, Menschen
zu begegnen. Auf die Gefahr
hin, dass sie Gauner sind
Helge Timmerberg
African Queen
Ein Abenteuer. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2012. 302 Seiten, 19,95 Euro.
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Helge Timmerberg ist der tollste, schrillste, unterhaltsamste und dabei weiseste deutsche Reiseschriftsteller. Frankfurter Rundschau