Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Den Schrecken
entkommen
„Sprecht nicht mit mir, rührt mich nicht an“. Die 15-jährige Jenna findet sich in einer veränderten, fremden Welt wieder. Gefangen in Entsetzen und Verzweiflung nach dem schweren Autounfall, den sie selbst knapp überlebt und bei dem die Mutter starb, schottet sie sich ab. Versteckt ihre Wut und ihre Schuldgefühle unter einer Baseball Cap, die sie nie absetzt – auch nicht bei den Verwandten, die sie aufnahmen, oder an der neuen Schule.
In einem Stream of Consciousness gibt Joyce Carol Oates dieser seelischen Not einen ergreifenden Ausdruck. In beeindruckenden Sprachbildern, oft nur Satzfetzen, zeigt sich die emotionale Verlassenheit der Heldin. Auch die Erwachsenen können sie nicht erreichen. Wie in vielen ihrer Bücher dienen sie der Autorin als Projektionsflächen für die sozialen Defizite der amerikanischen Gesellschaft.
Doch jung zu sein, bedeutet bei Oates auch, den Schrecken zu entkommen. Um sich wieder lebendig zu fühlen, erlebt Jenna eine wilde, gefährliche Zeit mit einem sozial verwahrlosten reichen Mädchen, aus der sie sich retten kann, auch weil ihr der Junge Crew ein verständnisvoller Helfer wird.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Joyce Carol Oates: Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus . . . Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. dtv, München 2015. 317 S., 8,95 Euro.
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Den Schrecken
entkommen
„Sprecht nicht mit mir, rührt mich nicht an“. Die 15-jährige Jenna findet sich in einer veränderten, fremden Welt wieder. Gefangen in Entsetzen und Verzweiflung nach dem schweren Autounfall, den sie selbst knapp überlebt und bei dem die Mutter starb, schottet sie sich ab. Versteckt ihre Wut und ihre Schuldgefühle unter einer Baseball Cap, die sie nie absetzt – auch nicht bei den Verwandten, die sie aufnahmen, oder an der neuen Schule.
In einem Stream of Consciousness gibt Joyce Carol Oates dieser seelischen Not einen ergreifenden Ausdruck. In beeindruckenden Sprachbildern, oft nur Satzfetzen, zeigt sich die emotionale Verlassenheit der Heldin. Auch die Erwachsenen können sie nicht erreichen. Wie in vielen ihrer Bücher dienen sie der Autorin als Projektionsflächen für die sozialen Defizite der amerikanischen Gesellschaft.
Doch jung zu sein, bedeutet bei Oates auch, den Schrecken zu entkommen. Um sich wieder lebendig zu fühlen, erlebt Jenna eine wilde, gefährliche Zeit mit einem sozial verwahrlosten reichen Mädchen, aus der sie sich retten kann, auch weil ihr der Junge Crew ein verständnisvoller Helfer wird.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Joyce Carol Oates: Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus . . . Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. dtv, München 2015. 317 S., 8,95 Euro.
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