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In After Us the Deluge, photographer Kadir van Lohuizen shows the impact on communities of rising sea levels. He travelled to Greenland, USA, Bangladesh, Indonesia, the Netherlands, Panama and the Pacific. There, he capturedthe havoc caused by global warming.The result is both a period piece and photo book, as disturbing as it is aesthetically impressive. The book is richly illustrated with maps and graphs.With journalistic and scientific contributions from: Henk Ovink Dorthe Dahl-Jensen Jeff Goodell Elliot Brown Amalinda Savirani Anote Tong Sharif Jamil Marjan Minnesma

Produktbeschreibung
In After Us the Deluge, photographer Kadir van Lohuizen shows the impact on communities of rising sea levels. He travelled to Greenland, USA, Bangladesh, Indonesia, the Netherlands, Panama and the Pacific. There, he capturedthe havoc caused by global warming.The result is both a period piece and photo book, as disturbing as it is aesthetically impressive. The book is richly illustrated with maps and graphs.With journalistic and scientific contributions from: Henk Ovink Dorthe Dahl-Jensen Jeff Goodell Elliot Brown Amalinda Savirani Anote Tong Sharif Jamil Marjan Minnesma
Autorenporträt
Kadir van Lohuizen (Netherlands, 1963) has documented various conflicts in Africa and elsewhere in the world, but he is best known for his long-term photo projects: the seven world rivers, the consequences of rising sea levels, the diamond industry, migration in North and South America, and the way six megacities deal with waste. He has won numerous prizes and awards in photojournalism and is co-founder of the photo agency NOOR Images. In 2000 and 2002 he was a member of the jury for the World Press Photo competition, and until recently he was a member of the Supervisory Board of the World Press Photo Foundation. Van Lohuizen lectures, teaches, and lives in Amsterdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Am Ende gewinnt das Wasser
Zwei Bildbände über die Folgen des Klimawandels

Im Jahr 2060 wird alles überflutet sein. Vielleicht auch schon früher. Damit rechnen die Versicherungen. Trotzdem entstehen in Miami Beach weiterhin Wohnblocks der höchsten Preisklasse. In "After us the Deluge" (Nach uns die Sintflut) porträtiert der Fotograf Kadir van Lohuizen diese erstaunliche Entwicklung. Er zeigt etwa Neubauten mit Fahrstühlen, die Luxusautos in Wohnzimmer transportieren; gleichzeitig müssen 60 Pumpen das Wasser aus den Kellern von Miami Beach heraushalten. Es wird immer teurer, Trinkwasser vor dem Meersalz zu schützen.

Zu den ersten großen Überschwemmungsopfern werden die Klärwerke von Miami-Dade und das Kernkraftwerk Turkey Point an der Biscayne Bay gehören. Konfrontiert man die Menschen vor Ort mit ihrer Zukunft, gibt es vier typische Reaktionen, die Laura Parker im Jahr 2015 in "National Geographic" beschrieb: Neben Angst und Schweigen auch die Statements: "Bis dahin bin ich tot." Oder: "Die Forscher sind sich selbst nicht einig." Die Ignoranz treibt in Florida surreale Blüten. "Wo in ein, zwei Generationen möglicherweise schon alles unter Wasser liegt, baut man weiter, als gäbe es kein Morgen", formulierte Parker. Die republikanische Regierung von Florida leugnet den Klimawandel.

Zwar sind auch Europäer Meister darin, diese Bedrohung zu ignorieren; aber wer würde Milliarden investieren, wenn offensichtlich ein Totalverlust droht? Bei van Lohuizen sehen wir Luftaufnahmen von Star Island, weiterhin einer der teuersten Postleitzahlbezirke der Vereinigten Staaten, umgeben von Wasser: Früher ein Traum, heute eine Bedrohung. "Trotz aller Maßnahmen, die jetzt erfolgen, bleibt festzuhalten: Langfristig wird das Wasser gewinnen." Und die Hurrikans kommen noch hinzu.

Der Fotograf Alex MacLean hat die amerikanische Ostküste überflogen. In "Spuren - Die Auswirkungen des Klimawandels auf Küstenregionen" zeigt er unter anderem ein Foto von Tangier Island, Virginia. Die ersten Siedler haben sich hier Ende des 18. Jahrhunderts niedergelassen, viele Insulaner sprechen noch heute ihren ganz eigenen Dialekt. Seit 1850 ist die Landmasse durch den Meeresanstieg um fast 70 Prozent geschrumpft und droht bis Ende des Jahrhunderts ganz zu verschwinden. Die Inselbewohner sind dennoch Klimaskeptiker und haben 2016 mit 90 Prozent für Donald Trump gestimmt.

Wie passt das zusammen? MacLean berichtet von einem Wissenschaftler, der bei einer Museumseröffnung zufällig Floridas größten Bauunternehmer zum Klimawandel befragten konnte. Dieser meinte, er mache sich keine Sorgen, er sei "überzeugt, dass man in 20 oder 30 Jahren eine Lösung für das Problem finden wird. Wenn Miami bedroht sei, dann gilt das ja auch für New York und Boston - wo sollen die Leute denn hin?" Und schließlich: "Außerdem bin ich bis dahin tot, warum sollte es mich kümmern?"

MacLean weist auf Untersuchungen zum Immobilienmarkt hin, wonach Häuser, die nahe der Hochwasserlinien stehen, inzwischen mit einem Preisnachlass verkauft werden, "weil aufgeklärte Käufer wissen, womit zu rechnen ist." Ein Immobilienportal veröffentlichte 2016 eine Berechnung, wonach bis zum Jahr 2100 jedes achte Haus in Florida durch Überflutung verloren gehe, was Wertverlusten von mehr als 400 Milliarden Dollar entspräche. Die im Buch präsentierten Aufnahmen vermitteln das Ausmaß der Bedrohung, rufen aber auch die Schönheit der Landschaften ins Gedächtnis.

"Vielen scheint es unbegreiflich, dass eine Freizeitkultur, die nach Vergnügen und Entgrenzung strebt, zugleich einen Prozess in Gang setzt, der ebendiesen Lebensstil in seiner Existenz bedroht. Im Grunde genommen mag sich niemand der Einsicht stellen, dass die Sehnsucht nach dem Ozean, diese fromme Anbetung der Meeresufer, letztendlich zu ihrer Zerstörung führt", heißt es in dem äußerst empfehlenswerten Bildband. In Peggotty Beach, Massachusetts, wurden Eigentümer enteignet, um Häuser abzureißen. Ein anderes Luftbild zeigt den Strand von Berlin in Maryland und Strandgäste, die mit ihrem SUV bis an die Brandung vorgefahren sind. Pick-ups und Geländewagen erblickt man auch auf einem Küstenabschnitt von Davis, North Carolina, der offiziell zu einem Drive-in-Strand erklärt wurde. Eines Tages werden die Menschen Florida verlassen und, so prognostiziert jedenfalls van Lohuizen, sich anderswo in den Vereinigten Staaten niederlassen. Für die Menschen aus Jakarta, einer Stadt, die er ebenso porträtiert, ist das keine Alternative. Denn Java ist schon heute dicht besiedelt, und die Bewohner sind arm.

Das Leben an der amerikanischen Ostküste indes erinnert an eine Klimaanlage, die bei aufgerissenen Fenstern auf Hochtouren läuft. MacLean erzählt: "Wenn ich die Küsten überfliege, erkenne ich durchaus Maßnahmen, um dem ansteigenden Meeresspiegel entgegenzuwirken. Es sind jedoch meist kurzgegriffene Lösungsversuche mit ungewissem Ausgang. Viele Hausbesitzer und Gemeinden in Küstenregionen versuchen, ihre Ufer mithilfe von Wellenbrechern, Deichen oder Molen zu schützen." Solche Konstruktionen aus Beton oder Stein verschärfen jedoch die Erosion. Manches kann vielleicht beschützt werden, doch große Teile von Miami sind nicht zu retten. In diesen beiden atemberaubenden Bildbänden ist zu sehen, was wir verlieren. JOCHEN ZENTHÖFER

Kadir van Lohuizen: After us the Deluge (Nach uns die Sintflut). Lannoo Publishers, Tielt (Belgien) 2021, 286 Seiten, 39 Euro.

Alex MacLean: Spuren - Die Auswirkungen des Klimawandels auf Küstenregionen. Birkhäuser, Basel 2021, 336 Seiten, 60 Euro.

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