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Looks at the problems of translation in literary study, with a timely discussion of the politics of what is deemed 'translatable'.

Produktbeschreibung
Looks at the problems of translation in literary study, with a timely discussion of the politics of what is deemed 'translatable'.
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Autorenporträt
Emily Apter is Professor of Comparative Literature and French at New York University. Her published works include The Translation Zone: A New Comparative Literature and Against World Literature.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2014

Kitsch ist eben nicht gleich kitsch

Wer Weltliteratur ernst nimmt, weiß: Sie gut zu übersetzen ist schwer, es bleiben zu lassen hilft aber auch nicht weiter. Emily Apter und Barbara Cassin suchen praktische Wege aus dieser Zwickmühle.

Deutschen Übersetzern muss vor den Giganten aus Silicon Valley nicht bange sein, solange das Übersetzungswerkzeug von Google einen berühmten Roman der Weltliteratur mit den Worten beginnen lässt: "Stattlich, plump Buck Mulligan kam aus dem Treppenabsatz." Man kann angesichts dieses Befundes altmodisch auf menschliche Mehrsprachigkeit und Hermeneutik vertrauen. Man kann den Satz pathetisch als Beleg für die Übersetzungsbarriere lesen, an der nicht nur Maschinen scheitern. Es wäre aber auch denkbar, Google Translate als das vorläufige, praktische Werkzeug zu begreifen, das zur Übersetzung von Joyce ungeeignet ist, auf das man hingegen durchaus zurückgreifen wird, ehe man einen finnischen oder albanischen Warnhinweis gar nicht versteht.

So scheint es auch in der Komparatistik zu sein: Man kann sprachtheoretische Argumente entwickeln, um zu zeigen, dass literarische und philosophische Texte nicht ohne substantielle Verluste übersetzbar sind. Man kann aber auch von der mehr oder weniger gelingenden Praxis ausgehen, die sich nicht nur auf den Buchmessen zeigt: übersetzte Bücher in Hülle und Fülle. Wären Leserbiographien nicht ärmer, wenn sich die Rezeption von Dostojewski auf den vergleichsweise schmalen Anteil der Weltbevölkerung mit profunden Russischkenntnissen beschränken würde? Und haben nicht viele deutsche Leser Kant besser verstanden, als sie eine klare, englische Übersetzung zur Hand nahmen?

Machen Übersetzungen die Sprachen und Literaturen reicher, so bleiben eigenwillige Bestandteile zurück, die gerade deshalb in globalen Umlauf geraten, weil sie sich schwer oder gar nicht übersetzen lassen. 2014 erschien in Princeton die amerikanische Ausgabe des Wörterbuchs der unübersetzbaren Termini, das Barbara Cassin vor zehn Jahren in Frankreich herausgebracht hat. Heißt die erfolgreiche französische Fassung "Vocabulaire européen des philosophies: Dictionnaire des intraduisibles", so lautet der amerikanische Titel umgekehrt: "Dictionary of Untranslatables: A Philosophical Lexicon". Schon diese Übersetzung ist vielsagend: Das Pariser Programm, das neben dem Französisch der Aufklärung andere Sprachen interessiert zur Kenntnis nimmt, weicht dem radikaleren New Yorker Anspruch auf Unübersetzbarkeit.

Cassin suchte 2004 einen Weg zwischen einem scheinbar eingeebneten "Globish" ("global English") und einer "nationalistischen Sprachontologie". Das Lexikon wendet sich solchen Termini zu, die in Übersetzungen regelmäßig kursiv oder in Klammern hinter einer Paraphrase erscheinen, weil dem Übersetzer ein adäquates Gegenstück fehlt. Begriffe wie "polis", "Kitsch" oder "saudade" werden in der amerikanischen Fassung des Lexikons sehr wohl mit Übersetzungsangeboten versehen. Der nachfolgende Artikel erläutert dann ausführlich, warum weder das französische "nostalgie" noch das deutsche "Sehnsucht" einen portugiesischen Begriff wie "saudade" richtig treffen. Auch "Kitsch" heißt im Englischen nicht, wie der Artikel angibt, "junk art", sondern am ehesten eben: "kitsch" - und das ist nicht gleich "Kitsch".

Emily Apter, die Herausgeberin der amerikanischen Ausgabe des "Dictionnaire", geht davon aus, dass das Reden über Unübersetzbarkeit durchaus übersetzbar ist. Sie gibt damit ihrer eigenen Arbeit am problematischen Verhältnis der Komparatistik zu Übersetzungen eine interessante Wendung. Im Verlag Verso, bekannt für ein politisch engagiertes, marxistisch inspiriertes Programm, publizierte Apter im vergangenen Jahr den provokativen Band "Against World Literature". Apter hat nichts gegen bedeutende oder gut verkäufliche Texte im internationalen Umlauf. Aber sie stört sich an einem spezifischen, angloamerikanischen Umgang mit solchen Texten, der an der eigentlichen Aufgabe der Philologie, der Arbeit am Wort und an der Sprache, vorbeigeht.

Hart greift sie den Komparatisten Franco Moretti und seine Schüler in Stanford an, die, ausgehend von dessen Aufsatz "Conjectures on World Literature" (2000), aus der Vogelperspektive auf die globale Literaturgeschichte schauen. Sie gehen von der verführerischen Annahme aus, dass sich Entwicklungen französischer, nigerianischer oder japanischer Romangattungen ohne Lektüre der Einzel- oder gar Originaltexte erschließen lassen, obwohl sie wissen, dass schon zwischen "Roman" und "novel" sprachliche Welten liegen. Apter verurteilt Morettis literarische Weltsysteme als "vorkritisch". Verlegerisch ist diese Inszenierung eines Konflikts wirkungsvoll, erschien Morettis "Distant Reading" doch 2013 ebenfalls bei Verso. Aber was hat Apter ihrem Kollegen in Stanford entgegenzusetzen?

Man muss Apters Übertragung von Cassins Wörterbuch und die Programmschrift "Against World Literature" im politischen Kontext lesen. Deutsch und Russisch sind an amerikanischen Departments seit dem Fall der Berliner Mauer auf dem Rückzug. Wer hingegen damals glaubte, dass der globale Sieg der Anglophonie besiegelt sei, irrte sich fatal. Arabisch und Chinesisch sind militärisch und ökonomisch ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Halten Literaturwissenschaft und Philosophie mit diesen Entwicklungen Schritt?

Schon 2005 forderte Emily Apter mit dem Buch "The Translation Zone", eine "neue Komparatistik" müsse von globaler Vielsprachigkeit und von komplexer Übersetzungspolitik ausgehen. Demgegenüber ist "Against World Literature", trotz oder gerade aufgrund des pamphlethaften Titels, unsystematischer geraten. Im "Sydney Review of Books" nennt Joshua Mostafa den Band "weniger aufgeregt", dafür "zutiefst pessimistisch". Schlimmer noch: Der Band, der auf sprachlicher Differenz besteht, arbeitet selbst mit ärgerlichen Schlagwörtern wie "Paranoid Globalism".

Die Übersetzung und Erweiterung von Barbara Cassins Wörterbuch, als "massive translation exercise" ausgeflaggt, trägt eine verdienstvolle Begriffsarbeit in die englischsprachige Welt. Für amerikanische Departments, in denen Flaubert, Tolstoi und Kafka in übersetzten Häppchen gelesen werden, bietet die begleitende Monographie "Against World Literature" hilfreiche Denkanstöße: Wenn es eine Begründung für die Philologien im 21. Jahrhundert gibt, dann liegt sie in der Subtilität der sprachlichen Unterschiede. Zu deutlich ist hinter Apters Plädoyer für die Multilingualität freilich das alte, dekonstruktivistische New York sichtbar.

Die Aufgabe der Philologien kann nicht in der bloßen Unübersetzbarkeitsbehauptung liegen, auch nicht in der Auflösung dieser Behauptung in der "Unabschließbarkeit des Übersetzens". Aus Jacques Derridas Formel von der "Einsprachigkeit des Anderen" lässt sich kein Forschungsprogramm gewinnen. Die philologische Arbeit beginnt erst, wenn Barbara Cassins eigenwillige Verbindung von Herder, Humboldt und Heidegger analysiert wird. Wenn rekonstruiert wird, in welche schönen und heiklen Missverständnisse Joyces "Ulysses" sich in Berlin, Goethes "Faust" sich in São Paulo tatsächlich verwickelt.

MARCEL LEPPER

Emily Apter: "Against World Literature". On the Politics of Untranslatability. Verso Verlag, London, New York 2013. 240 S., geb., 56,- [Euro].

Barbara Cassin, Emily Apter, Jacques Lezra, Michael Wood (Hrsg.): "Dictionary of Untranslatables". A Philosophical Lexicon. Princeton University Press, Princeton 2014. 1297 S., geb., 54,- [Euro].

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