Produktdetails
- Verlag: Gerstenberg
- ISBN-13: 9783806728095
- Artikelnr.: 06455151
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.1997Europa
"Agatha Christies England. Spurensuche in Devon" von François Revière mit Fotos von Jean-Bernard Naudin und einem "Kleinen Reiseführer" von Lydia Fasoli. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1996. 168 Seiten mit vielen Schwarzweiß- und Farbfotos. Gebunden, 68 Mark. ISBN 3-8067-2809-7.
Hercule Poirot, der größte ihrer Spurensucher, hat immer wieder, und mit fast beleidigendem Nachdruck, Wert darauf gelegt, ein Belgier zu sein - und kein Franzose. Der Eigensinn des kleinwüchsigen Patrioten hat zwei Franzosen nicht davon abgehalten, sich auf die Fährte von Agatha Christie zu heften und ihr in ihrer Heimat Devon nachzuspüren. Schließlich, so bemerkt der Christie-Biograph François Rivière, sei Hercule Poirot von seiner Schöpferin gedacht als eine "Hommage an Frankreich". Dafür freilich weist er weder ein Indiz noch ein Geständnis vor. Mit alten Fotos in Schwarzweiß und vielen modernen in Farbe von Jean-Bernard Naudin entsteht das behagliche Bild von "Good Old England", das meist der Hintergrund ihrer Romane war. Christie-und Dartmoor-Kenner mögen zwar bei den Lebensstationen das Moorland-Hotel vermissen, in dem bis heute eine "Agatha-Christie-Bar" daran erinnert, daß sie in dieser Einsamkeit ihr erstes Manuskript zu Ende brachte. Wichtiger als dürre Fakten aber ist dem Spurensucherpaar die Atmosphäre, und so kann denn einem stimmungsvollen Bild von einer Kanne Tee mit Shortbreads mühelos als Bildlegende ein Zitat um "schwarzen Kaffee und Croissants" (aus: "Das Böse unter der Sonne") untergeschoben werden. Überdies basiert die ganze gutgemeinte Nachempfindungsarbeit in Text und Bild auf einem schwebenden Bedingungssatz ("Wenn es zutrifft, daß Leben und Werke eine Einheit bilden . . ."), von dem man bis zum Ende nicht erfährt, ob er nun zutrifft oder nicht. Freilich haben die Romane der berühmten Autorin auch keinen besseren Stand in der Realität, und so ist denn auch die freundliche Hommage an Mrs. Mallowan, wie sie seit ihrer zweiten Eheschließung hieß, für wirkliche Agatha-Christie-Fans ein hübsches Souvenir zum Schmökern. (mbe)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Agatha Christies England. Spurensuche in Devon" von François Revière mit Fotos von Jean-Bernard Naudin und einem "Kleinen Reiseführer" von Lydia Fasoli. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1996. 168 Seiten mit vielen Schwarzweiß- und Farbfotos. Gebunden, 68 Mark. ISBN 3-8067-2809-7.
Hercule Poirot, der größte ihrer Spurensucher, hat immer wieder, und mit fast beleidigendem Nachdruck, Wert darauf gelegt, ein Belgier zu sein - und kein Franzose. Der Eigensinn des kleinwüchsigen Patrioten hat zwei Franzosen nicht davon abgehalten, sich auf die Fährte von Agatha Christie zu heften und ihr in ihrer Heimat Devon nachzuspüren. Schließlich, so bemerkt der Christie-Biograph François Rivière, sei Hercule Poirot von seiner Schöpferin gedacht als eine "Hommage an Frankreich". Dafür freilich weist er weder ein Indiz noch ein Geständnis vor. Mit alten Fotos in Schwarzweiß und vielen modernen in Farbe von Jean-Bernard Naudin entsteht das behagliche Bild von "Good Old England", das meist der Hintergrund ihrer Romane war. Christie-und Dartmoor-Kenner mögen zwar bei den Lebensstationen das Moorland-Hotel vermissen, in dem bis heute eine "Agatha-Christie-Bar" daran erinnert, daß sie in dieser Einsamkeit ihr erstes Manuskript zu Ende brachte. Wichtiger als dürre Fakten aber ist dem Spurensucherpaar die Atmosphäre, und so kann denn einem stimmungsvollen Bild von einer Kanne Tee mit Shortbreads mühelos als Bildlegende ein Zitat um "schwarzen Kaffee und Croissants" (aus: "Das Böse unter der Sonne") untergeschoben werden. Überdies basiert die ganze gutgemeinte Nachempfindungsarbeit in Text und Bild auf einem schwebenden Bedingungssatz ("Wenn es zutrifft, daß Leben und Werke eine Einheit bilden . . ."), von dem man bis zum Ende nicht erfährt, ob er nun zutrifft oder nicht. Freilich haben die Romane der berühmten Autorin auch keinen besseren Stand in der Realität, und so ist denn auch die freundliche Hommage an Mrs. Mallowan, wie sie seit ihrer zweiten Eheschließung hieß, für wirkliche Agatha-Christie-Fans ein hübsches Souvenir zum Schmökern. (mbe)
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