Leinen los und rein ins Vergnügen
.. denn es wird der 90. Geburtstag von Sheilas Mutter gefeiert. Klingt langweilig? Ist es aber nicht, denn Phyllis Barnes ist geistig noch topfit und möchte zu ihrem (wahrscheinlich) letzten runden Ehrentag noch einmal die Korken knallen lassen und wo könnte das
standesgemäßer stattfinden, als auf dem Luxusdampfer von Ex-Ehemann Nr. 6 Jeremy Watts, der mit…mehrLeinen los und rein ins Vergnügen
.. denn es wird der 90. Geburtstag von Sheilas Mutter gefeiert. Klingt langweilig? Ist es aber nicht, denn Phyllis Barnes ist geistig noch topfit und möchte zu ihrem (wahrscheinlich) letzten runden Ehrentag noch einmal die Korken knallen lassen und wo könnte das standesgemäßer stattfinden, als auf dem Luxusdampfer von Ex-Ehemann Nr. 6 Jeremy Watts, der mit Freuden für alle Kost und Logis übernimmt. Unter den Gästen ist natülich auch unser liebenswürdiger Geheimagent im Ruhestand, James, der auf den ganzen Trubel so gar keine Lust hat und nur Sheila zu Liebe an Bord geht. Als dann plötzlich einer der Feiernden spurlos verschwindet, ahnt Null-Null-Siebzig, dass seine Intuition ihm nicht im Stich gelassen hat und er besser Zuhause geblieben wäre.
Ich als Leserin habe zu keinem Zeitpunkt bereut, die illustre Runde zu begleiten und mich herrlich amüsiert. Besonders im ersten Drittel des Krimis, der den Schwerpunkt auf das Anschnuppern der Reisenden legt, gibt es durch die teilweise skurrilen Charaktere, gespickt mit britischem Humor, viel zum Schmunzeln. Dagegen wirkt James, der zu jeder Gelegenheit lieber mit seiner alten Kollegin allein unterwegs ist und dem Schiffsalltag nicht so richtig etwas abgewinnen kann, wie ein Spielverderber - doch Phyllis wäre nicht als lebensfroher Wirbelwind bekannt, wenn sie sich nicht etwas ausdenken würde, um den charmanten Eigenbrödler aus der Reserve zu locken.
Was ich beim ersten Teil der Reihe "Operation Eaglehurst" schon so beeindruckend fand, ist die Leichtigkeit mit der uns dieser Krimi daherkommt und dennoch eine enorme Spannung aufbaut. Das Tempo und die Dramatik wird durch den Ort des Geschehens und die Unflexibilität, die eine Flucht aus der Gefahrenzone beinahe unmöglich macht, verstärkt und über allem schwebt natürlich auch noch die Angst, dass möglicherweise der Stress für die 70+ Gesellschaft zu viel wird und das Herz schlapp macht - da ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn schließlich kann man einer 90-Jährigen nicht erzählen, dass ihre geliebten Freunde und Verwandten vielleicht im Visier eines Mörders stehen.
Zwischenzeitlich denkt man eventuell, dass das ganze Wirrwarr, um Schiffsdurchsagen und tauben Ohren seitens der Schiffscrew zu viel wird und man wünscht sich, dass unser Protagonist auf den Tisch haut, damit alle vernünftig gemeinsam nach den fehlenden Puzzle-Stücken suchen können, doch mit dem Finale und gleichzeitig natürlich der Auflösung war dieses Durcheinander ein guter Schachzug der Autorin, um uns Leser auch zu verwirren - bei so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten auf einem Haufen ist es nämlich selbst als Krimi-Fan nicht leicht die Guten und die Bösen auseinanderzuhalten und so wird so mancher am Ende ganz schön Staunen! Versprochen! :-)
Beinahe in den Hintergrund rückt da die Annäherung unseres Spion-Pärchens, denn beide sind stur und durch die Hektik auf hoher See sehr gestresst, wodurch Streit vorprogrammiert ist. Beide wollen wie ein Schießhund aufeinander aufpassen und keine Schwächen eingestehen, dennoch können sie nicht lange böse auf den anderen sein, doch ob die Harmonie am Schluss siegt, wird selbstverständlich von mir noch nicht verraten.
Marlies Ferber hat auch bei James' und Sheilas zweitem Fall alles richtig gemacht und von der ersten bis zu letzten Seite für beste Unterhaltung gesorgt - "Agent an Bord" ist zu recht der "Krimi des Monats" aus dem dtv-Verlag und wir Leser können nur bald auf Nachschub hoffen.