Das „Star Wars“-Universum ist so groß, dass es eine Spielwiese für viele Genre-Cross-Overs bietet. Neben klassischer Space Opera existieren Horrorgeschichten (wie der Roman „Der Todeskreuzer“), Schurkenstücke (wie der Roman „Glücksritter“), Satiren (wie der Comic „Tag und Binks“) und nun mit „Agent
des Imperiums: Doppeltes Spiel“ eben ein Comic, der schon im Titel seine Affinität zum Spionagegenre…mehrDas „Star Wars“-Universum ist so groß, dass es eine Spielwiese für viele Genre-Cross-Overs bietet. Neben klassischer Space Opera existieren Horrorgeschichten (wie der Roman „Der Todeskreuzer“), Schurkenstücke (wie der Roman „Glücksritter“), Satiren (wie der Comic „Tag und Binks“) und nun mit „Agent des Imperiums: Doppeltes Spiel“ eben ein Comic, der schon im Titel seine Affinität zum Spionagegenre beweist. Drei Jahre vor „Episode IV: Eine neue Hoffnung“ angesiedelt, handelt er von Jahan Cross, einem Agenten des Imperialen Geheimdiensts, der eigentlich keine Fragen stellen soll, wenn er einen Job erledigt – es aber mitunter doch tut.
Leser der „Star Wars“-Monatsreihe durften Jahan bereits in dem Fünfteiler „Eiserne Finsternis“ kennenlernen, wo er im Korporationssektor nach einem Geheimprojekt forschte, das eine Gefahr für das Imperium werden könnte. Hier nun wird er in einen Nachfolgestreit um den Posten des Count von Serenno verwickelt. Das Imperium favorisiert den Anführer eines bestimmten Adelshauses, doch der Mann entpuppt sich vor Ort als skrupelloser Mistkerl und Machtmensch, der auch Kinder entführen lässt, um seinen Willen zu bekommen. Das kann Jahan als knallharter, aber irgendwie auch aufrechter Mann, der einen gewissen Anspruch an das Imperium hat, einfach nicht akzeptieren. Als dann auch noch Jahans Vater, ein Diplomat mit republikanischen Wurzeln, eine alte Flamme, die freischaffend spioniert, und der Kopfgeldjäger Boba Fett mitmischen, wird der Auftrag richtig brisant.
Die Geschichte um die Wahl des Count von Serenno fühlt sich eindeutig nach „Star Wars“ an. Auch der Kampf gegen Piraten, das Eindringen in ein Hochsicherheitsgefängnis und Verfolgungsjagden mit Speedern sind typische Elemente. Bond-mäßig wird es durch wehrhafte Frauen, mit denen Jahan in sanfte Techtelmechtel verstrickt wird (wenn auch deutlich prüder als sein britischer Agentenkollege). Außerdem erweist er sich als gewiefter Kämpfer, der seine Umgebung zu nutzen weiß, bedient sich falscher Identitäten und Verkleidungen und sein Gegner schließlich residiert in einem Unterwasserpalast. Dabei ähnelt Jahan in Punkto Skrupellosigkeit eher Bond-Inkarnationen wie Sean Connery oder Daniel Craig als einem Gentleman à la Roger Moore. Aber das ist schon in Ordnung.
Die Handlungszeit einige Jahre vor „Episode IV“ wurde perfekt gewählt. Das Imperium existiert bereits lange genug, dass keine Jedi-Ritter die Geschichte stören. Außerdem entspricht die imperiale Optik im Wesentlichen dem Bekannten und man darf sich über Gastauftritte von Figuren wie Armand und Ysanne Isard vom Imperialen Geheimdienst freuen. Dennoch werden die Prequels nicht verleugnet, sondern haben etwa in der Figur des Bail Organa und einer exotischen Unterseestadt im Gungan-Stil ihren Platz im Comic. Ostranders eigene Figuren, neben Jahan Cross auch die „freiberufliche Agentin“ Aveca Dunn, halten die Elemente beider Filmtrilogien schön zusammen.
Auch an der Aufmachung gibt es wenig zu kritisieren. Die Illustrationen von Davidé Fabbri und Christian DallaVecchia dürfen als gelungen bezeichnet werden. Figuren und Technik sehen gut aus und stören den Lesefluss nicht durch hässliche Proportionen oder verunglückte Mimik. Eine lebendige Panel-Struktur sorgt für Dynamik. Der Detailgrad ist für einen Massencomic dieser Art auch okay. Einzig der Wiedererkennungswert von bekannten Filmcharakteren wie Prinzessin Leia und Bail Organa hält sich in Grenzen. Insgesamt kein künstlerisches Meisterwerk, aber angenehme Mittelklasse.
Fazit: „Agent des Imperiums: Doppeltes Spiel“ hat alles, was ein guter „Star Wars“-Comic braucht – und dazu noch vieles, was eine gute Spionagegeschichte bietet. Vorwissen benötigt man wenig, um das Abenteuer genießen zu können. Für Kenner sind einige nette Querverweise zum Expanded Universe eingebaut. Unterm Strich eine gelungene Sache, die beweist, dass „Star Wars“ auch ohne Jedi-Ritter und bekannte Filmfiguren gut funktionieren kann!