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Liebe war das Codewort, das Tresore in Ministerien und bei der NATO öffnete. Warum untadelige Sekretärinnen sich vom vermeintlichen Mann ihres Lebens zur Spionage verführen ließen und ihre Existenz riskierten, hat nicht nur den Verfassungsschutz Jahrzehnte beschäftigt. Um die Halbwelt der Spioninnen, die Psychologie der Verführung, der Verstrickung und des Verrats auszuleuchten, hat die Bonner Journalistin Marianne Quoirin über die wichtigsten Prozesse berichtet, Gespräche geführt mit den verurteilten Frauen, den Anklägern, Richtern und Verteidigern und Dokumente ausgewertet, die erst seit der…mehr

Produktbeschreibung
Liebe war das Codewort, das Tresore in Ministerien und bei der NATO öffnete. Warum untadelige Sekretärinnen sich vom vermeintlichen Mann ihres Lebens zur Spionage verführen ließen und ihre Existenz riskierten, hat nicht nur den Verfassungsschutz Jahrzehnte beschäftigt.
Um die Halbwelt der Spioninnen, die Psychologie der Verführung, der Verstrickung und des Verrats auszuleuchten, hat die Bonner Journalistin Marianne Quoirin über die wichtigsten Prozesse berichtet, Gespräche geführt mit den verurteilten Frauen, den Anklägern, Richtern und Verteidigern und Dokumente ausgewertet, die erst seit der Wende zugänglich sind. Die von ihr zusammengetragenen Geschichten erzählen von den persönlichen Katastrophen mitten im politischen Geschehen, vom manchmal schmalen Grat zwischen Lebenstraum und Lebenslüge.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.1999

Ein wenig Liebe war ihr Lohn
Warum Frauen zu Spionen wurden: Lesung im Postmuseum

kab. Romeos hat man sie genannt. Männer, die sich im Auftrag der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), einer Unterabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi), an junge und liebesbedürftige West-Sekretärinnen heranmachten, sie umgarnten, ihnen die Ehe versprachen und sie schließlich zur Spionage verführten. Für viele Julias, wie die Opfer der Romeo-Agenten auch genannt werden, endeten ihre Affären nicht im großen Glück, sondern vor Gericht.

Die Bonner Journalistin Marianne Quoirin hat jetzt ihr Buch "Agentinnen aus Liebe", in dem sie über 15 Frauen-Schicksale von Romeo-Opfern berichtet, bei einer Podiumsdiskussion im Frankfurter Museum für Post und Kommunikation anlässlich der Ausstellung "Streng geheim! Die Welt der verschlüsselten Kommunikation" vorgestellt. Das Vorgehen der Romeos sei immer dasselbe gewesen, berichtete Marianne Quoirin. Erst habe die Stasi sich ein für sie interessantes Opfer ausgeguckt und dann den passenden Mann für die Frau ausgewählt.

Der sei dann entsprechend, oft über zwei Jahre lang, ausgebildet worden: Der Romeo habe zunächst vieles über das Leben in der Bundesrepublik lernen müssen, dann habe man ihm eine Legende verschafft und zuletzt sei ihm noch das komplette Psychogramm seines Opfers vorgelegt worden. Die meist persönlichkeitsschwachen und einsamen Frauen seien so fast immer schon von vornherein verloren gewesen. Ihre Eroberer hätten einfach zu viel von ihren geheimen Schwächen und Vorlieben gewusst. Diese Einschätzung unterstützte auch Podiumsgast Joachim Lampe, der als Bundesanwalt viele der Frauen während der Verhandlungen kennen lernte: "Die Frauen waren alle Opfer, bevor sie zu Tätern wurden." Dies gelte ausnahmslos für alle der 40 "Romeo"-Fälle, die in der Bundesrepublik vor Gericht gekommen seien. Alle Sekretärinnen hätten als Lohn für ihre Spionagedienste nicht viel mehr bekommen als ein wenig Liebe, allerhöchstens vielleicht noch mal einen Ring oder ein Wochenende im Luxushotel.

Warum die untadeligen Vorzimmerdamen sich vom vermeintlichen Mann ihres Lebens zur Spionage verführen ließen und ihre Existenz riskierten - die meisten von ihnen seien zu hohen Haftstrafen verurteilt worden, hätten Beruf und soziale Absicherung verloren und würden noch heute die Gerichtskosten abzahlen -, lasse sich heute, 20 Jahre nach den unglücklichen Affären, wohl nicht mehr restlos aufklären, sagte Marianne Quoirin. Denn auch die sorgfältigsten Nachforschungen in den seit der Wende zugänglichen Dokumenten der Stasi sowie die ausführlichsten Gespräche mit den verführten Frauen und den Romeos lieferten nicht die ganze Wahrheit. Dies liege vor allem an dem "subjektiven Element" dieser Geschichten: Die Frauen hätten ihre Vergangenheit innerlich "zurechtgerückt, um mit ihr leben zu können". Das Buch könne nur eine Annäherung an die Wahrheit liefern und so versuchen, ein weiteres wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte, wenn nicht komplett, so doch weniger diffus erscheinen zu lassen.

Marianne Quoirin: Agentinnen aus Liebe. Warum Frauen für den Osten spionierten. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main. 255 Seiten. 39,80 Mark.

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