In Queer Agency: Eine transdisziplinäre Konzeptualisierung queerer Weiblichkeiten in Film und Aktivismus Montréals und Berlins führt Charlotte Kaiser eine qualitative Fallstudie zum Thema der Selbstwahrnehmung und der anti-normativen Praktiken queerer Frauen in Québec und Deutschland durch. Sie schlägt vor, das Phänomen der queeren Agency, das heißt der unvorhersehbaren Effekte, die aus dem komplexen Zusammenhang von normativer Struktur und widerständigen Identitäten entstehen, anhand von drei Blickwinkeln zu erforschen: fiktionale Spielfilme, doku-fiktionale Webserien produziert in der Community und Expertinneninterviews mit queeren Aktivistinnen. Queere Agency bezeichnet eine Form der kontinuierlichen Disidentifikation queerer Frauen mit verschiedenen gesellschaftlichen Normen, vor allem der geschlechtlichen und sexuellen Identität, aber auch der sozialen Klasse. Queere Agency hat eine zirkuläre Struktur bestehend aus vier Hauptmomenten: die anti-normative Selbstwahrnehmung, der Kontakt mit dem normativen Umfeld, Spannungen und Konflikte sowie Strategien zu existieren oder sogar zu handeln. Anhand der verschiedenen analysierten Narrationsformen queerer Identitäten und Handlungsfähigkeit wird deutlich, dass die hier vorgeschlagene Konzeptualisierung queerer Agency sowohl emotionale und identifikative Komponenten als auch Community- und Politisierungsdimensionen vereint.