Jetzt neu zu entdecken: ein heute fast vergessener Liebes- und Erfolgsroman aus dem kulturellen Milieu der Weimarer Klassik, geheimnisvoll, spannend und schön! Und ein ungemein aufschlussreiches Dokument seiner Zeit, ihrer Zwänge und Ängste, ihrer Sehnsüchte und ihres Begehrens nach Freiheit. Autorin ist Friedrich Schillers Schwägerin Caroline von Wolzogen, geborene von Lengefeld, die Schwester seiner Frau Charlotte. Sie liebte ihn, und er sie. Auch davon erzählt der Roman - in der verschlüsselten Logik einer traumhaften Phantasie. Schiller hat an ihm mitgearbeitet und den ersten Teil in seiner Zeitschrift "Die Horen" veröffentlicht. Anonym. Einige, so die Brüder Schlegel, glaubten, Goethe sei der Autor. Manche Ähnlichhkeiten mit seinem kurz zuvor erschienen "Wilhelm Meister" waren unverkennbar. Als das Rätsel, an dem ganz Weimar mitriet, sich löste, machte der Roman Caroline von Wolzogen zu einer berühmten Frau. Goethe kritisierte an ihm einen Mangel an künstlerischer Bearbeitung, zeigte sich jedoch nach der Lektüre mit "Erstaunen" von dem Talent der Autorin begeistert. Er räumte ein, "daß eine solche Natur, wenn sie einer Kunstbildung fähig gewesen wäre, etwas Unvergleichliches hätte hervorbringen können." Ob die Autorin mit diesem Roman nicht doch etwas Unvergleichliches hervorgebracht hat, kann man jetzt überprüfen. Schon damals sahen das viele anders als Goethe. Zum Beispiel seine Mutter. Ihr hatte Christiane Vulpius im Auftrag des Sohnes den Roman zugeschickt, und sie bedankte sich mit den Worten: "0! lassen Sie dieser trefflichen Frau meinen besten Dank für dieses herrliche Produkt kund und zu wissen tun." Mit Rezensionen von Friedrich Schlegel und Wilhelm von Humboldt sowie einem Nachwort herausgegeben von Thomas Anz
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein "literarisches Meisterwerk", da ist sich Thomas Messner sicher, ist dieser Roman von Caroline von Wolzogen nicht, um dessen Urheberschaft es bei seinem anonymen Erscheinen in Schillers "Horen" einiges Rätselraten gab. Erzählt wird die Geschichte des vermeintlichen Waisenkindes Agnes, die in Wahrheit die Tochter einer Prinzessin ist und der sich parallel zu ihrer mit Hindernissen gepflasterten Liebesbeziehung zum Adeligen Nordheim Stück für Stück die eigene "Identität" enthüllt, fasst der Rezensent zusammen. Die Handlung überzeugt ihn zwar aus heutiger Sicht nicht zuletzt wegen der "bemüht und künstlich" wirkenden "Anhäufung" von Schwierigkeiten überhaupt nicht mehr, zumal er "kompositorische Schwächen" ausmacht, die schon Goethe seinerzeit an dem Roman bekrittelt hat. Dafür interessiert ihn die "Choreografie der Gefühle und Empfindungen", die die Autorin entfaltet und die sich bei näherem Hinsehen als "genaue Umsetzung von Schillers Ideal einer "schönen Seele"" entpuppt, erheblich mehr, wie Meissner anerkennend feststellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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